- Israel: Erniedrigung oder Terrorbekämpfung? - ManfredF, 09.05.2002, 19:59
- Zum selben Thema die Junge Welt - Taktiker, 09.05.2002, 23:54
- Re: Israel: Erniedrigung oder Terrorbekämpfung? - Emerald, 10.05.2002, 16:57
Zum selben Thema die Junge Welt
Vorweg: Wieso eigentlich werden in unserem Land die Schmierblätter Springers ständig als"große" Tageszeitungen zitiert, während man wirklich gute Beiträge z.B. in Zeitungen wie der Jungen Welt findet?! Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass gute journalistische Arbeit auch möglichst viele Menschen erreicht und stelle deshalb hier diesen aktuellen Artikel aus der JW herein.
<h1>Der Teufelskreis</h1>
In Palästina rollen wieder die Panzer
Der selbstmörderische Widerstand von Teilen der palästinensischen Befreiungsbewegung hat längst den Beweis erbracht, daß die israelische Aggression in den Autonomiegebieten der Sicherheit der Israelis keineswegs förderlich ist. Die Regierung Scharon zeigt sich davon nicht im geringsten beeindruckt. Das Wesen ihrer Sicherheitspolitik besteht darin, die Sicherheit der Bürger Israels bedenkenlos aufs Spiel zu setzen.
Der bullige Premier gibt vor, den Terrorismus mit der Wurzel ausrotten zu wollen. Der Terrorismus kann in der Tat nur mit seiner Wurzel ausgerottet werden. Die Wurzel des nahöstlichen Terrors aber ist das illegale Besatzungsregime. Es kann nur mit staatsterroristischen Methoden aufrechterhalten werden. So schließt sich der Teufelskreis der Gewalt.
Mit seiner klaren Verurteilung des jüngsten Terroranschlages und seiner Anweisung an die palästinensischen Sicherheitskräfte, Operationen gegen israelische Zivilisten zu stoppen, sowie mit der Verhaftung von Hamas-Aktivisten hat Palästinenserpräsident Yassir Arafat eine beträchtliche Vorleistung zur Deeskalation erbracht. Er ist dabei bis an die Grenze der Selbstachtung gegangen, da er im Grunde die israelische Position, daß die von Palästinensern ausgeübte Gewalt die ursächliche Gewalt sei, adaptierte. Doch die goldene Brücke, die Arafat den Israelis baute, wird von diesen nicht wahrgenommen. Der Palästinenserpräsident sieht sich als Staatsfeind Nr. 1 auch weiterhin der Drohung ausgesetzt, von der Besatzungsmacht abgeschoben zu werden.
Scharons Unversöhnlichkeit kann ihren Grund nur darin haben, daß ihm an einer Deeskalation und damit auch an der Verhinderung palästinensischer Selbstmordattentate gar nicht gelegen ist. Diese werden vielmehr als Vorwand für eine Politik genutzt, die die Vernichtung aller Voraussetzungen für eine eigenstaatliche Existenz der Palästinenser zum Ziel hat. Doch diese Politik ist dabei, an ihre Grenzen zu stoßen. Während israelische Panzer nach Hebron und in den Gaza-Streifen rollten, bezeichnete US-Präsident Bush die Arafat-Erklärung als »unglaublich positiv«. Im übrigen, hätte Arafat diese Aussage nicht getätigt, wäre er auch weiterhin amerikanischen Attacken ausgesetzt gewesen. Es bedurfte der jüngsten Sympathiesignale aus Übersee, daß der Palästinenserführer die Bereitschaft bekundete, an einer Pax Americana wieder mitzuwirken.
Doch die amerikanisch-israelischen Differenzen, die Yassir Arafat auszunutzen versucht, sind relativer Natur. Absolut bleibt der Gegensatz zwischen der imperialistischen Nahost-Allianz und dem Befreiungskampf der Palästinenser. Es ist Arafats Tragödie, daß sich dieser Antagonismus nicht aus der Welt schaffen läßt.
(JW vom 9.5.02)
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