- Einfach ein paar Nachrichten - marsch, 13.05.2002, 16:19
- Re: Einfach ein paar Nachrichten / Viel Dickes! Danke für die Infos! (owT) - JÜKÜ, 13.05.2002, 21:22
Einfach ein paar Nachrichten
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<td> <font size=5><font face=arial>Neue Skandale erschüttern US-Energiefirmen
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Manipulationen bei Dynegy und Reliant rufen US-Börsenaufsicht auf den Plan. Staatliche Hilfen zurückgefordert
Von Martin Halusa
New York - Die amerikanischen Energieversorger - vor einem Jahr noch Geheimtipps an der Börse - sind in eine schwere Krise geraten. Betrügereien und Bankrott bei Enron, überzogen dargestellte Handelsumsätze bei Dynegy und Reliant, manipulierte Strompreise in Kalifornien und ein Mehrheitsführer im Senat, der davon spricht, dass"wohl jemand ins Gefängnis gehen wird". Die US-Energiewirtschaft steht vor den Trümmern ihrer einst so gefeierten Deregulierung. Und die Regierung von US-Präsident George W. Bush macht keine gute Figur.
Die Aktie des im Dezember bankrott gegangenen Händlers Enron ist vom Markt genommen, die Notierungen von Reliant und Williams sind um jeweils 60 Prozent gefallen, Dynegy hat mehr als 80 Prozent seines Wertes verloren. Die Investoren haben ihr Vertrauen in Energiewerte restlos verloren.
Die Skandale ziehen immer weitere Kreise. Mittlerweile ist die Börsenaufsicht SEC eingeschaltet. Zum Wochenende zog der Energiehändler und -produzent Reliant Resources seine geplante Ausgabe einer 500-Millionen-Dollar-Anleihe überraschend zurück. Die Firma, die ihren Sitz wie Enron in Houston/Texas hat, musste zugestehen, dass es Unregelmäßigkeiten in ihrem Zahlenwerk gibt. Das Wall Street Journal berichtet von zwei Geschäften des Händlers Dynegy, bei denen zum Schein Strom bei einem Konkurrenten bestellt wurde. Die Aktion soll das Ziel gehabt haben, das Handelsvolumen Dynegys größer erscheinen zu lassen als es war. Das Handelsvolumen ist ein wichtiger Parameter in der Energiebranche, um die Gesundheit der Firma zu messen.
Erst wenige Tage zuvor war bekannt geworden, dass Enron die Stromkrise in Kalifornien Ende 2000 und im Jahr 2001 nicht nur künstlich mitausgelöst hat, sondern an den völlig überzogenen Preisen auch kräftig mitverdient hat. So soll Enron in Kalifornien Strom gekauft haben, der an die Preisgrenzen des Bundesstaates gekoppelt war und dann die gleiche Energie wieder nach Kalifornien verkauft haben - diesmal ohne die staatlich verordnete Obergrenze. Wie interne Dokumente belegen, konnte Enron auf diese Weise für 250 Dollar pro Megawatt einkaufen, und die gleiche Ware für 1200 Dollar wieder los werden.
In einem anderen Fall soll Enron unter dem Decknamen"Death Star" künstlich einen Engpass auf den Stromnetzen erzeugt haben. Dabei habe die Firma den Behörden falsche Zahlen über angeblich gekaufte und verkaufte Megawatts gemeldet haben. Fraglich ist, weshalb diese Geschäfte damals niemandem aufgefallen waren. Wie es heißt, sollen höchste Regierungskreise in Washington eine Untersuchung der Strompreise an der Westküste immer wieder verhindert haben.
Die nun aufgedeckten Vorgänge können - so sie stimmen - die Regierung erheblich unter Druck bringen. So war der heutige Armee-Minister Thomas White früher Vize-Chef von Enron Energy Services - genau jene Einheit, die für den Stromhandel mit Kalifornien zuständig war. Und zuvor hatte sich Justizminister John Ashcroft im Fall Enron für befangen erklärt, weil er von der Firma Wahlkampfhilfen erhalten hatte.
Die Kritik geht mittlerweile quer durch alle Parteien. Der Gouverneur von Kalifornien, Gray Davis, und seine Senatoren fordern von den Energiekonzernen jene 20 Mrd. Dollar staatliche Hilfe zurück, die ihnen während der Krise zur Verfügung gestellt worden waren. An diesem Mittwoch will ein Senatsausschuss möglichen Preismanipulationen auf die Schliche kommen. Mehr als 150 Energiefirmen sind aufgefordert, Dokumente über ihr Geschäft mit Kalifornien vorzulegen.
http://www.welt.de/daten/2002/05/13/0513un331630.htx
<font size=5><font face=arial> Worldcom drohen Zahlungsprobleme
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Aus der FTD vom 13.5.2002 www.ftd.de/worldcom
Von Ulrike Sosalla, New York
Die Kreditwürdigkeit des US-Telefonkonzerns Worldcom ist am Donnerstag und Freitag von allen drei großen Rating-Agenturen um mehrere Punkte auf Junk-Bond-Status herabgestuft worden. Der ungewöhnlich harsche Schritt bringt Worldcom noch weiter in Bedrängnis, da das Unternehmen gerade mit seinen Banken über neue Kreditlinien verhandelt.
Die Worldcom-Aktie stürzte am Freitag in New York um 17 Prozent auf 1,58 $. Worldcoms Probleme färben auf die gesamte Telekommunikationsbranche ab. Der Konzern ist einer der Großen weltweit, Branchenzweiter bei Ferngesprächen in den USA hinter AT&T und Betreiber eines globalen Datennetzes, zu den dessen Kunden viele Großkonzerne zählen.
Nach der Herabstufung von Worldcom steht vor allem der Datennetzbetreiber und Regionalanbieter Qwest unter Druck. Dessen Aktie sank am Freitag um 15 Prozent. Das Unternehmen versucht derzeit, Tochterfirmen zu verkaufen, um seine Schulden bedienen zu können. Doch auch der US-Branchenführer AT&T und sein Konkurrent Sprint spüren die Nervosität der Investoren. Ihre Anleihen werden derzeit mit hohen Abschlägen gehandelt.
Investoren befürchten, dass Worldcom spätestens 2003 das Geld ausgeht, wenn ein Teil des Schuldenberges von 33 Mrd. $ fällig wird. In einer Telefonkonferenz wehrte sich der neue Worldcom-Chef John Sidgmore heftig gegen diese Einschätzung."Wir sind in Gesprächen mit den Banken, und sie laufen gut", betonte Sidgmore."Die Herabstufung hat außerdem keinerlei Einfluss auf unsere Bargeldposition." Eine Kreditlinie über 1,5 Mrd. $, die durch die Reduzierung der Kreditwürdigkeit fällig geworden wäre, sei neu verhandelt worden und enthalte jetzt keinerlei Bindung an die Bonitätsbewertung mehr, sagte Sidgmore.
Großkunden stehen zu Worldcom
Der neue Worldcom-Chef, der vor zehn Tagen seinen Vorgänger Bernie Ebbers ablöste, beharrte darauf, dass die wichtigen Großkunden Worldcom vorerst die Treue halten."Unsere Kunden sind nervös, aber nicht nervös genug, um zu wechseln", sagte Finanzvorstand Scott Sullivan. Das Unternehmen werde einzelne Teile verkaufen,"aber weniger, um Bargeld einzunehmen, sondern vor allem, um auf eine schlankere Struktur mit besseren Wachstumsaussichten zurückzukommen", sagte Sidgmore. Im internationalen Geschäft werde Worldcom auf jeden Fall sein Netz behalten, das die einzelnen Länder miteinander verbindet."Aber wir müssen vielleicht nicht innerhalb jedes Landes Marktführer bei Datendiensten sein", sagte Sidgmore, eine Andeutung, dass einzelne regionale Netze verkauft werden könnten. Einen Sanierungsplan will der neue Chef in vier Wochen vorlegen.
Weniger zuversichtlich sind die Kreditbewertungsagenturen."Trotz dieser Ziele hat Worldcom wenig Spielraum, um bedeutende Fortschritte beim Schuldenabbau zu machen, da es wenig große Aktiva außerhalb seines Kerngeschäfts hat, die schnell verkauft werden könnten", schreibt Moody’s in der Begründung für die Herabstufung. Und Standard & Poor’s fürchtet, dass die anhaltende Talfahrt bei Datendiensten und Ferngesprächen die Einnahmen stark reduziert."Auch, wenn man unterstellt, dass Worldcom neue Kredite zu günstigen Bedingungen erhält, würde eine erhebliche Verschlechterung des Cash-Flow die finanzielle Position des Unternehmens weiter unterhöhlen", schreibt S&P-Analyst Richard Siderman.
Investitionen gekürzt
Um kurzfristig mehr Geld zur Verfügung zu haben, kürzte Worldcom sein Investitionsbudget vergangene Woche erneut um 1 Mrd. $ auf jetzt nur noch 4,5 Mrd. $ - weniger als die Hälfte der 11,5 Mrd. $, die das Unternehmen im Jahr 2000 investierte.
Ob Worldcom aber schon in den nächsten Wochen zahlungsunfähig wird oder erst in den nächsten Jahren, hängt vor allem von den Banken ab, die die neuen Kredite bewilligen müssen. Worldcom versucht, eine bisher ungenutzte Kreditlinie über 2,65 Mrd. $ zu erneuern, die am 8. Juni ausläuft. Darüber hinaus, so kündigte Sidgmore an, hätte er gern einen neuen Kredit über 5 Mrd. $, um die Sanierung durchziehen zu können."Das würde uns Spielraum geben und uns aus den Schlagzeilen bringen", sagte er. Doch angesichts der hohen Kreditausfälle der vergangenen Monate und ihrer eigenen Probleme sind US-Banken derzeit extrem vorsichtig, wenn es darum geht, frisches Geld zu verleihen.
© 2002 Financial Times Deutschland
http://www.ftd.de/tm/tk/1014399091842.html?nv=cd-divnews
<font size=5><font face=arial> US Airways kurz vor dem Crash
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Rette sich, wer einen Fallschirm hat: US Airways, sechstgrößte Fluglinie der USA, schließt den Gang zum Konkursrichter nicht mehr aus. Einen Antrag auf Gläubigerschutz wird in Erwägung gezogen, melden US-Zeitungen. Das war zwar schon länger erwartet worden, doch bisher hat das Unternehmen selbst immer dementiert. Noch verfügt US Airways über rund 560 Millionen Dollar an Barreserven, doch jeden Tag schrumpft das Kapital um über 3,5 Millionen. In den letzten drei Quartalen verbuchte US Airways Verluste von über zwei Milliarden Dollar. Eine Trendwende ist noch nicht erkennbar. Entgegen allen Expertenmeinungen blieb eine stärkere Erholung des Verkehrsaufkommens nach den Anschlägen vom 11. September 2001 bisher aus. Die Aktie eignen sich nur für Zocker, denen es um den Thrill, nicht aber um Börsengewinne geht.
<font size=5><font face=arial> Argentinien droht jetzt der totale Zusammenbruch </font></font>
Von Hildegard Stausberg
Es gehört zu den ungeschriebenen Gesetzen der internationalen Fi-nanzwelt, dass jedes Land seine Schulden bei internationalen Kre-ditinstitutionen wie Weltbank und Währungsfonds pünktlich und or-dentlich bedient. Wer das nicht mehr kann, wird zum Paria: Nie-mand wird ihm mehr Geld leihen.
Zahlungsaufschub
Argentinien, früher einmal Lateinamerikas Wirtschaftsgigant Nummer eins, muß in diesen Tagen bangen, ein solcher Paria-Staat zu werden. Die Regierung des Wirtschaftspopulisten Eduardo Duhalde kann einen Weltbankkredit über 800 Millionen Dollar nicht bezahlen. Fällig gewesen wäre er schon Mitte April. Doch das Land bekam einen Aufschub um einen Monat. Nun bekräftigt Duhalde, man habe noch einmal um Verlängerung gebeten, ansonsten müsse man an die Währungsreserven gehen.
Anfang Januar hatte Duhalde offiziell die Zahlungsunfähigkeit erklärt - beim Schuldenstand von 148 Milliarden Dollar. Erleichterung brachte das aber nicht. Und die Zahlen, die in den letzten Tagen veröffentlicht wurden, sind alarmie-rend: Seit der Abkoppelung des Peso vom Dollar hat die Landes-währung 70 Prozent ihres Wertes verloren; die Inflation wiederum betrug seitdem 21 Prozent - die Regierung hatte noch im Januar als Jahresinflationsziel 15 Prozent angepeilt. Die Grundnahrungsmit-tel haben sich im ersten Quartal um 35 Prozent verteuert und die Arbeitslosigkeit stieg auf 25 Pro-zent. Schon jetzt muß man davon ausgehen, dass das Bruttoinland-produkt bis Jahresende um minde-stens 15 Prozent schrumpfen wird.
Es wundert nicht, dass die in Ar-gentinien ansässigen internationa-len Firmen und Banken schon längst ihren Exodus vorbereiten: Sie spüren, dass immer mehr Dämme brechen und ein totaler Zusammenbruch bevorsteht. An prominenten Ratschlägen, wie man der Krise Herr werden könnte, mangelt es nicht. So hat der angesehene amerikanische Ã-konom Allan Meltzer schon vor Monaten ein kohärentes Reformprojekt vorgestellt. Es beinhaltet etwa die Schaffung einer unabhängigen Zentralbank, eine strikte Eindämmung der Steuerausgaben, ein Umschuldungsabkommen, das die Verschuldung auf ein bedienbares Maß zurückführt und Zins- und Tilgungszahlungen bezahlbar macht.
Rudi Dornbusch vom Massa-chusetts Institute of Technology geht mit seinem Thesenpapier"The Battle for Argentina" noch weiter: Er fordert, die Verantwor-tung für die argentinische Geldpoli-tik einem Notenbanker"mit großem internationalen Ansehen" zu über-tragen. Als"Überwachungsinstanz" könnte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) fungieren.
Dornbusch behauptet zu recht, dass das größte Problem des Lan-des das fehlende Vertrauen ist. Deshalb ist an seinen Vorschlägen richtig, dass Argentinien Hilfe von außen braucht. Das liegt vor allem daran, dass der Ansehensverlust der gesamten politischen Klasse derart fortgeschritten ist, dass die Bevölkerung den Politikern eine harte Sanierungspolitik mit tiefgreifenden Strukturreformen nicht mehr abnehmen würde.
Der EU-Lateinamerika-Gipfel
Am Pfingstwochenende treffen sich in Madrid die Staats- und Regierungschefs aller lateinamerikanischen und europäischen Länder. Diesen EU-Lateinamerika-Gipfel hatten die Spanier sich ganz bewusst in ihre Präsidentschaft gelegt, weil sie eigentlich dabei ihr großes Lateinamerika-Engagement ins rechte Licht hatten rücken wollen. Daraus wird nun nichts mehr, denn die Verluste der Spanier gerade in Argentinien sind gigantisch. Für Europa aber geht es in Madrid um mehr: Die Gemeinschaft muss beweisen, ob sie für den Subkonti-nent nur eine"Sonnenscheinstra-tegie" hat, oder die langfristigen Chancen, die es trotz aller Pro-bleme gibt, mit einer aktiven Re-gionalpolitik begleiten will. Daran müsste vor allem Deutschland in-teressiert sein - nicht zuletzt mit Blick auf Brasilien, Mexiko und Chile.
http://www.welt.de/daten/2002/05/13/0513wi331641.htx
<font size=5><font face=arial> Kolumbiens Wirtschaft im Teufelskreis</font></font>
Von Sandra Weiss, Bogota
11. Mai 2002 Düstere Aussichten erwarten den neuen Präsidenten Kolumbiens, der dieser Tage gewählt wird und im August sein Amt antritt. Trotz Kolumbiens Reichtum an Bodenschätzen, einem gemäßigten Wirtschaftswachstum (1,4 Prozent) und einer kontrollierten Inflation (7,2 Prozent) droht dem Land nach Ansicht des Wirtschaftsexperten Beethoven Herrera von der National-Universität in Bogota im kommenden Jahr ein Schuldenmoratorium.
Das Andenland ist mit 40,8 Milliarden Dollar im Ausland verschuldet, das sind 47 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Norbert Pudzich, Geschäftsführer der deutsch-kolumbianischen Handelskammer in Bogota, hat einen Ratio der Auslandsverschuldung pro Kopf gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 43,8 ermittelt; Argentinien liegt demnach bei 45. Schuld daran hat nicht nur der Staat, der mit 22 Milliarden Dollar in der Kreide steht. Auch die private Verschuldung sei von drei Milliarden Dollar 1990 auf 15 Milliarden im Jahr 2002 gestiegen, führt Herrera an.
Explosive soziale Lage
Die hohe Verschuldung, die steigenden Ausgaben für Verteidigung wegen der Verschärfung des bewaffneten Konfliktes und die aus dem gleichen Grund sinkende Investitionsbereitschaft bilden ein wackeliges Fundament. Zumal, wenn man noch die explosive soziale Lage in Betracht zieht: 18 Prozent der 41 Millionen Kolumbianer sind arbeitslos, etwa 50 Prozent gelten als unterbeschäftigt, fast 60 Prozent leben in Armut."Wenn hier die Wirtschaft zusammenbricht, wird es zu Plünderungen wie in Argentinien kommen", warnt Herrera."Mit dem Unterschied, dass hier alle Menschen bewaffnet sind."
Dabei hat das nach Brasilien bevölkerungsreichste Land des Subkontinents das Potenzial zu einer Wirtschaftsmacht: ein günstiges Klima für Ackerbau und Viehzucht, eine geografisch und verkehrstechnisch günstige Lage, die größten Steinkohlereserven Südamerikas, Ã-l, Gold, Kalk, Eisenerz, sowie 60 Prozent der weltweiten Smaragdvorkommen. Doch das Land hat es in den vergangenen 40 Jahren nicht geschafft, aus dem Teufelskreis von sozialer Ungleichheit, Gewalt, Drogen und chronischer Schwäche des Staates herauszukommen. Wegen des Konfliktes sind laut Herrera dem Land im vergangenen Jahrzehnt 850.000 Hektar Anbaufläche verloren gegangen; nach der Senkung der Importzölle und der Ã-ffnung des Landes stiegen zudem die Getreideimporte von 600.000 Tonnen auf sieben Millionen Tonnen.
Brain drain und hohe Kriegskosten
Mehr als eineinhalb Millionen Menschen wurden vertrieben. Die meisten ließen sich in den Armutsgürteln um die großen Städte nieder und arbeiten im informellen Sektor etwa als Straßenhändler oder Dienstmädchen. Zudem flüchteten in den vergangenen fünf Jahren eine Million gut ausgebildete Kolumbianer ins Ausland, vor allem in die USA und Spanien. Sie überweisen zwar jährlich 1,4 Milliarden Dollar in die Heimat und sorgen damit für einen konstanten Devisenzufluss, doch ihre Ausreise stellt einen immensen Verlust an Humankapital dar.
Einheimische Firmen leiden unter den hohen Zinsen - eine Folge der Bankenkrise von 1999, die den Steuerzahler sechs Milliarden Dollar kostete. Bei ausländischen Investoren schlagen die erhöhten Sicherheitsausgaben negativ zu Buche. Hans Blumenthal von der Friedrich-Ebert-Stiftung schätzt, dass der Krieg jedes Jahr Kosten in Höhe von 2,5 bis vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes verursacht; durch die Korruption gingen weitere vier bis sieben Prozent verloren. Ein weiterer Schwachpunkt ist nach Ansicht von Pudzich das Bildungssystem. „Viele Unternehmen finden hier nicht das nötige Personal und müssen selbst ausbilden", sagt er. Mittelfristig wirke sich dies negativ auf die Produktivität aus.
Aussetzung der Importsteuer denkbar
Der neue Präsident - in den Umfragen führt der unabhängige Kandidat Alvaro Uribe - wird vor einer Herkulesaufgabe stehen. Die Verbesserung der Sicherheitslage, Investitionen in die Bildung, soziale Reformen und eine solide Mittelstandspolitik zur Schaffung von Arbeitsplätzen gehören zu den wichtigsten Aufgaben. Im Gespräch mit FAZ.NET stellte Uribe eine zweijährige Aussetzung der Importsteuern auf Kapitalgüter in Ausicht, um deren Einfuhr zu stimulieren. Sein Wirtschaftsberater Jorge Botero hat sich zudem für eine enge Zusammenarbeit mit dem IWF ausgesprochen.
Internationale Hilfe sei nötig, zumindest als"Anschubfinanzierung", meint Pudzich von der Handelskammer. Herrera widerspricht: „Der Internationale Währungsfonds hat von Kolumbien drei Dinge gefordert: Sparen, den Schuldendienst aufrecht erhalten und die Inflation senken", führt er an. Doch die hohen Zinsen hätten die Konjunktur abgewürgt und die Entlassungen im Staatssektor die Arbeitslosigkeit und die Armut noch verschärft. „Wir brauchen hier nicht mehr Dollars, denn durch die Auslandsüberweisungen, die Drogengelder und die 1,3 Milliarden US-Hilfe im Rahmen des Plan Colombia sind genügend vorhanden. Was wir brauchen ist Wachstum und dazu muss der Staat investieren, denn von den Unternehmern ist dies bei der aktuellen Wirtschaftslage nicht zu erwarten."
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