- Was haltet Ihr von der Inflationsrate? - Diskussion erwünscht - Toby0909, 13.05.2002, 12:24
- Re: Was haltet Ihr von der Inflationsrate? - Diskussion erwünscht - le chat, 13.05.2002, 12:44
- Beim Semmelkauf denke ich das auch - Toby0909, 13.05.2002, 13:08
- Inflation und Wucher in den Kneipen! - Macht Euch lieber was Leckeres zu Hause - Praxedis, 13.05.2002, 13:57
- Re: Inflation und Wucher in den Kneipen! - Macht Euch lieber was Leckeres zu Hause - Fischli, 13.05.2002, 14:10
- ist doch ganz normal!? - Toby0909, 13.05.2002, 14:47
- Inflationsrechner-mit link - Burning_Heart, 13.05.2002, 14:17
- Re: Inflation und Wucher in den Kneipen! - Macht Euch lieber was Leckeres zu Hause - Euklid, 13.05.2002, 18:57
- Re: Vom Käufermarkt zum Verkäufermarkt - Ausdruck der Qualität einer Währung? - JLL, 13.05.2002, 20:42
- Re: Inflation und Wucher in den Kneipen! Wie profitieren? - Ecki1, 14.05.2002, 08:38
- Re: Inflation und Wucher in den Kneipen! - Macht Euch lieber was Leckeres zu Hause - Fischli, 13.05.2002, 14:10
- Re: facts - tas, 13.05.2002, 15:54
- Re: Der wesentliche 'Beschiss' liegt in der Aufbereitung der Daten - JLL, 13.05.2002, 19:58
- RECHT GEB' (owT) - Praxedis, 13.05.2002, 20:21
- Re: fein, daß mir wenigstens einer recht gibt:-) (owT) - tas, 13.05.2002, 23:20
- Re: banausen... - tas, 13.05.2002, 23:08
- Re: Nö, 'n-tv gucken' fällt unter Feindbeobachtung ;-) (owT) - JLL, 14.05.2002, 09:42
- RECHT GEB' (owT) - Praxedis, 13.05.2002, 20:21
- Re: Der wesentliche 'Beschiss' liegt in der Aufbereitung der Daten - JLL, 13.05.2002, 19:58
- Inflation und Wucher in den Kneipen! - Macht Euch lieber was Leckeres zu Hause - Praxedis, 13.05.2002, 13:57
- Beim Semmelkauf denke ich das auch - Toby0909, 13.05.2002, 13:08
- Re: Gelegentliches Aufregen bringt den Kreislauf in Schwung. ;-) - JLL, 13.05.2002, 16:05
- Re: Gelegentliches Aufregen bringt den Kreislauf in Schwung. ;-) - Euklid, 13.05.2002, 18:47
- Re: Was haltet Ihr von der Inflationsrate? - Diskussion erwünscht - le chat, 13.05.2002, 12:44
Re: Der wesentliche 'Beschiss' liegt in der Aufbereitung der Daten
Solange die großen, meinungsbildenden Medien die Lebenshaltungskosten über das Herausrechnen von Komponenten schöner DARSTELLEN als sie sind, geht das an der bloßen Chronistenpflicht vorbei - es ist Manipulation.
Davon, dass auch amtlich mit Vorsatz gelogen wird, haben die Vermittlungsstatistiken der Arbeitsämter ja beredtes Zeugnis abgelegt - mit Latrinen-Parolen hat das nichts zu tun. Ich denke, es ist keine falsche Behauptung, dass es in einem derart komplexen Rechenwerk zahlreiche und sehr subtile Wege gibt, Ergebnisse zu beeinflussen. Es ist für mich ganz subjektiv ein Zug der Zeit, dass die Ermittlung von Zahlen auch ganz besonders auf Unternehmensebene schon lange nicht mehr dazu dient, ein möglichst zutreffendes Bild der Wirklichkeit zu zeichnen. Vielmehr ist das Ziel, alles, was irgendwie negativ oder beunruhigend sein könnte, zu verschleiern und unter dem Deckel zu halten. Es regiert das Prinzip Hoffnung, die Hoffnung sich über die Talsohle hinweglügen zu können (Pro-Forma-'Berichterstattung'). Nur nebenbei: Auch gestern wurden von einem DAX-Wert (ich meine es war Linde) sog. EBITDA-Zahlen im Börsenfernsehen groß herausgestellt; diese waren nur leicht gefallen. Ja wen um Himmels Willen interessiert denn so ein Mumpitz? Muß die Firma etwa keine Zinsen zahlen? Keine Steuern? Gibt es keine Abschreibungen mehr, etc.? Ich schreibe mir also die Leistung gut und die von mir erbrachte Gegenleistung, die genauso zu meinem Geschäft und meiner Struktur gehört, lasse ich einfach unter den Tisch fallen. Eine derart schwachsinnige Berechnungsweise wird dem Publikum dann auch noch durch ständige Wiederholung eingebleut, ja zum Normalfall erklärt - so rechnet man eben heute. Das ist das Wesen der Gehirmwäsche und der Manipulation. Genausowenig, wie ich meine Lebenshaltung ex Nahrungsmittel bestreiten kann, werde ich von einem Ergebnis VOR Zinsen, Steuern und Abschreibungen z.B. Dividenden zahlen können (Entschuldigung schon wieder so ein altmodischer Begriff, ist mir rausgerutscht). Ein EBITDA ist nichts als ein vollkommen unbedeutender Zwischensaldo, er kommt aber aufgeplustert daher, als wäre er das Ziel allen unternehmerischen Handelns. Entscheidend sollte doch sein, was unter dem Strich rauskommt und zwar unter dem letzten Strich.
Das Unbefriedigende an dieser Situation ist, dass es eine unheilige Allianz zwischen Unternehmen, Börsenindustrie und Medien zu geben scheint, da keine der drei Gruppen - und letztlich auch der Staat - an einer kritischen Hinterfragung der 'funny numbers' ernsthaftes Interesse zu haben scheint. Eine Aufgabe, die jedoch eigentlich den 'freien' Medien zukäme, dieses Korrektiv fehlt, bzw. diese Aufgabe wird einfach nicht wahrgenommen. Wenn nun Medien am Beginn des Zusammenbruchs der Technologiemärkte das Publikum stetig neu zum Durchhalten bzw. Nachkaufen animiert haben (als Munition dienten ja häufig die jetzt z.T. kritisierten Zahlen), dann ist dies entweder aus purer Dummheit geschehen (was man angesichts der Akteure nicht ausschließen kann), oder es geschah vorsätzlich - dann jedoch wäre es ein beispielloser Mißbrauch der Medienmacht und eine geradezu verbrecherische Manipulation zu Lasten des Publikums. Im übrigen zeigen die Märkte selbst in einer sehr klaren und leicht verständlichen Sprache, was sie von den gebetsmühlenhaft präsentierten Aufschwunglügen, angeblich geschlagenen Ertragserwartungen, den Traumzuwächsen beim BIP und sonstigen Rechenwerken halten: SIE FALLEN. Zwar gab und gibt es immer einmal wieder ein Strohfeuer, aber per Saldo ging es bergab und zwar ziemlich deutlich. Sehr deutlich sogar, wenn man bedenkt, dass wir amtlich nur ein Rezessiönchen hatten, das zudem ja auch schon hinter uns liegt. Schwer zu glauben, dass die Märkte auf so undankbare Weise die vielzitierte nahende wirtschaftliche Gesundung antizipieren.
Japan hat seit 12 Jahren vorexerziert, dass die dort insbesondere staatliche Manipulation eben gerade KEIN Heilmittel ist. Das Leiden wird verlängert und jede künftige Dynamik wird durch die aufgestauten Altlasten, die zu bereinigen man sich beharrlich weigert, erstickt.
Natürlich sind wir in vielen Punkten noch nicht so weit, wie die USA (Stichwort: hedonische Indizes), aber die Tendenz, Statistiken als reine Marketinginstrumente zu vergewaltigen und eine geradezu unerträgliche Schönrednerei bestimmter Medien, setzt sich auch bei uns verstärkt durch - von Amerika lernen, heißt eben Siegen lernen. ;-)
Schönen Abend.
JLL
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: