- Offener Brief an Bernecker - uluwatu, 14.05.2002, 23:35
- Der merkt doch nix mehr (sorry wg. der Nettiquette), mit etwas Grips - LenzHannover, 15.05.2002, 01:04
Offener Brief an Bernecker
Aus dem WO Board
Wettis, den 14.05.2002
Betr.:“Offener Brief“ in Sachen“Sonderangebot an Ihre ehemaligen Leser“
Geehrter Herr Hans A. Bernecker,
leider erhalte ich seit vielen Wochen von Ihnen keine Antworten mehr auf meine Briefe, die viele Fragen und Anregungen bezüglich der „Cranz net-Affäre“ enthielten. Darüber war und bin ich darüber recht betroffen, weil ich mir die Frage stellen muß, ob ich mich tatsächlich über fast 40 Jahre in Ihnen getäuscht habe.
Heute nun glaubte ich, käme von Ihnen endlich das erlösende Wort. Ein Brief traf von Ihnen ein, gerichtet an Ihre ehemaligen Leser! Ich bin ja auch einer von denen. Und in diesem Zusammenhang fiel mir sofort die Frage ein, ob tatsächlich so viele Ihrer Leser auf grund der „Cranz net-Affäre“ nachdenklich geworden sind und ihr Abonnement der „Die Actien Börse“ gekündigt haben. Ich glaube, daß ich wohl davon ausgehen kann, denn sonst hätten Sie nicht einen solch dringenden Brief speziell an diese Leser gerichtet.
Ich gebe zu, daß mich der Inhalt des Briefes anfangs etwas enttäuscht hat, weil ich einen anderen Inhalt erwünscht hätte, andereseits hat er mich auch mit einer gewissen Genugtuung erfüllt, ob dieser Konsequenz Ihrer „Ehemaligen“, von welchen sicher ein Gutteil den sogenannten „Leserzeichnern“ zuzurechnen ist. Da ich mich bemühe, grundsätzlich ehrlich zu sein, kann ich nicht umhin, zu sagen, geschieht Ihnen recht, Herr Bernecker.
Dennoch wollte ich in aller Ruhe über Ihr „Sonderangebot“ zum verbilligten Bezug Ihres Börsenbriefes nachdenken. Das mache ich gerne in meiner „Streuwiese“. Häufig sitze ich bei gutem Wetter hier, erhole mich und denke nach. Hier finde ich die innere Ruhe, um all die vielen Höhen und Tiefen des Lebens zu verkraften.
Eine „Streuwiese“ ist übrigens ein ehemaliges Moorgebiet, welches in früheren Jahrhunderten teilweise trockengelegt wurde. Hier wurde auch Torf gestochen. Dennoch ist eine überdurchschnittliche Restfeuchte im Boden, so daß hier Feuchtgräser, Schilf, Moorgrass, aber auch Moor-Enzian, Orchideen, Primeln, und Iris gut gedeihen. Dazwischen stehen Birken, aber auch Fichten, Tannen und Kiefern. Auch Buschwerk wie Hasel oder Pfaffenhütchen kann man hier finden.
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Einmal im Jahr wird diese „Streuwiese“ von mir mit der Sense gemäht, immerhin ca. 7.500 qm, die Gräser getrocknet und dann zu Haufen aufgeschichtet. Darin leben später Kröten und Frösche (Überwinterung), aber auch Zwergwiesel, Mäuse, Ringelnattern und vieles andere.
Früher, in den für die hiesigen Bauern schlechten Jahrhunderten hat man die getrocknete „Streu“ als sogenannte Einstreu für die Kühe und Pferde genommen. Heute hat man diesen Verwendungszweck vergessen. Gemäht werden muß aber trotzdem.
Sie fragen sich sicher, warum ich Ihnen diese Einführung in einen Teil unserer hiesigen Landschaft gebe, vielleicht denken Sie, ich wollte Ihnen meine „Wahlheimat“ so schmackhaft machen, daß Sie Lust verspüren könnten, mich zu besuchen, um auch einmal solche Entspannung zu erleben.
Wenn ich es mir recht überlege, so wäre das genau der Platz, an welchem wir über „unser Problem Cranz net AG“ nachdenken und diskutieren könnten. Auch über Möglichkeiten, wie Sie diese Angelegenheit bereinigen könnten. Mein schönes Tal gäbe uns beiden genug Entspannung, um vernünftig darüber zu sprechen. Ich lade Sie dazu ein. Nur müssen Sie bitte Gummistiefel mitbringen und gutes Wetter. Aber die nächsten Tage soll es ja schön werden.
Herr Bernecker, unter den im Augenblick gegebenen Umständen kann ich natürlich nicht auf Ihr Angebot eingehen, „Die Actien-Börse“ zu 23 Euro im Monat zu beziehen, da ich z.Zt. nicht mehr an Ihre Prognosen glaube und eben diese „Cranz net-Geschichte“ immer noch zwischen uns steht. Außerdem war Ihr „Versicherungs-Paket“ zumindest vorerst ein Reinfall. In den letzten 1 ½ Jahren habe ich durch Befolgung Ihrer Ratschläge einfach zu viel Geld verloren. Einmal muß Schluß sein.
Sie schreiben, daß man in den letzten 12 Monaten zwischen 25 und 200 % verdient hat, wenn man in bestimmten Bereichen Ihren Grundüberlegungen gefolgt ist. Sie verschweigen aber, vermutlich versehentlich, daß man viel Geld verloren hat, wenn man andere Bereiche Ihrer Grundüberlegungen befolgt hat. Man mußte also Glück haben. Hier erwähnen Sie ja ganz nebenbei die Telekom Aktie. Aber hier verlor man ja, je nach zeitlicher Befolgung Ihrer Empfehlungen nur zwischen ca. 30 und 70 %. Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich mich verrechnet habe.
Es wäre mir auch sehr lieb gewesen, wenn Sie eine andere Empfehlung genannt hätten, die nicht so gelaufen ist, wie Sie das erwünscht und prophezeit haben. Ja, jetzt fällt es Ihnen wieder ein, die glorreichen „Argentinien-Anleihen“. Leider wurden sie zum falschen Zeitpunkt empfohlen, als die Anleihen so etwa bei 70 - 80/100 standen (reine Schätzung). Nun kann man solche Titel schon zu 23/100 (Laufzeit bis 2004)kaufen. Das Timing war leider etwas falsch.
Aber, Sie schreiben ja schon ganz richtig:“Kompetenz und Erfahrung liegen kurzfristig schief, aber langfristig richtig“.
Wollen Sie damit sagen, daß wir „Cranz net-Leserzeichner“ guten Mutes sein sollen, daß die Cranz net AG die vielen Kapitalerhöhungs-Millionen DM aus dem Jahre 2000,
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die sie in solche und ähnliche Anleihen „investiert“ hat, in einigen Jahren ohne Zinszahlung, eines Tages zu 100 % wiederbekommt? Dann können wir uns ja ganz beruhigt zurücklehnen.
Und was sagen Sie zum Kurs der Cranz net-Aktie? Haben wir hier auch eine Chance, unseren, an Sie gezahlten Einstandspreis von 29,50 Euro + Abwicklungskosten, wiederzubekommen? Wie es scheint, ist der Kurs ja mangels Nachfrage bei 9-10 Euro wie einzementiert. Warum kauft nur keiner diese Aktien zu 16 - 20 Euro? Ich glaube, weil dann der Käufer seinen Geldbeutel nicht so schnell aus dem Hosensack holen könnte, wie ihm die Aktien angeboten würden. Aber Sie könnten doch als Käufer auftreten, denn Sie würden dann ja immer noch ein sehr gutes Geschäft machen, oder?
Um es kurz zu machen, aus den genannten Gründen kann ich Ihr Angebot nicht annehmen. Eingeladen sind Sie aber trotzdem. Ich kann Ihnen mangels Aktiengewinnen keinen „Krug Clos du Mesnil“ anbieten, aber ein gutes Gespräch und ein gutes Glas Wasser ist doch auch nicht so schlecht. Und wenn es ganz gut läuft, dann würde ich für Sie auch noch einen „Sauerbraten nach rheinischer Art“ kochen mit natürlich Rheinischen Klößen. Sie müßten mir nur sagen, ob Sie die Sauce mit oder ohne Rosinen möchten.
Übrigens werde ich mir erlauben, Ihr Einverständnis voraussetzend, diesen Brief im W:O-Nebenwerte-Board „Informationen von Cranz net AG“ und im Dax/M-Dax-Board „Offener Brief an Hans A. Bernecker“ zu veröffentlichen.
Beim nächsten Besuch in meiner Streuwiese werde ich mir weitere Gedanken machen, denn das Wetter hier im Bodenseegebiet ist schon sehr, sehr schön.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd John
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