- Marx über Leihkapital - *raffendes* und *schaffendes* Kapital (Schluss) - Wal Buchenberg, 18.05.2002, 07:28
- Re: Danke! - Jetzt fehlt nur noch: Marx on Credit Bubble ;-) - chiquito, 18.05.2002, 12:28
- Marx on Credit Bubble - ist sicher nicht alles, aber einiges, was er wusste... - Wal Buchenberg, 18.05.2002, 14:40
- Re: Marx on Credit Bubble - Danke, aber das reicht mir nicht... - chiquito, 18.05.2002, 15:50
- Marx on Credit Bubble - ist sicher nicht alles, aber einiges, was er wusste... - Wal Buchenberg, 18.05.2002, 14:40
- Re: Danke! - Jetzt fehlt nur noch: Marx on Credit Bubble ;-) - chiquito, 18.05.2002, 12:28
Marx über Leihkapital - *raffendes* und *schaffendes* Kapital (Schluss)
Leihkapital 4/4
5. Resümee
5.1. „Schaffendes“ und „raffendes“ Kapital
Der Zins erscheint „als ein Mehrwert, den das Kapital an und für sich abwirft, und den es daher auch abwerfen würde ohne produktive Anwendung. Für den einzelnen Kapitalisten ist dies praktisch richtig...
Allgemein gefasst, d.h. auf das ganze Gesellschaftskapital angewendet... ist dies natürlich verrückt. Die Verwandlung des sämtlichen Kapitals in Geldkapital, ohne dass Leute da sind, die die Produktionsmittel kaufen und verwerten..., dies ist natürlich Unsinn.
Es steckt der noch größere Unsinn darin, dass auf Basis der kapitalistischen Produktionsweise das Kapital Zins abwerfen würde, ohne als produktives Kapital zu fungieren, d.h. ohne Mehrwert zu schaffen...
Wollte ein ungebührlich großer Teil der Kapitalisten sein Kapital in Geldkapital verwandeln, so wäre die Folge ungeheure Entwertung des Geldkapitals und ungeheurer Fall des Zinsfußes; viele würden sofort in die Unmöglichkeit versetzt, von ihren Zinsen zu leben...“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 390f.
„...In der Form des Zinses (ist der) Gegensatz gegen die Lohnarbeit ausgelöscht; denn das zinstragende Kapital hat als solches nicht die Lohnarbeit, sondern das fungierende Kapital zu seinem Gegensatz; der verleihende Kapitalist steht als solcher direkt dem im Reproduktionsprozess wirklich fungierenden Kapitalisten gegenüber, nicht aber dem Lohnarbeiter...
Das zinstragende Kapital ist das Kapital als Eigentum gegenüber dem Kapital als Funktion. Aber soweit das Kapital nicht fungiert, beutet es nicht die Arbeiter aus und tritt in keinen Gegensatz zu Arbeit.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 392.
„Andererseits bildet der Unternehmergewinn keinen Gegensatz zur Lohnarbeit, sondern nur zum Zins.
Erstens: Den Durchschnittsprofit als gegeben vorausgesetzt, ist die Rate des Unternehmergewinns nicht durch den Arbeitslohn bestimmt, sondern durch den Zinsfuß. Sie ist hoch oder niedrig im umgekehrten Verhältnis zu diesem.
Zweitens: Der fungierende Kapitalist leitet seinen Anspruch auf den Unternehmergewinn... nicht von seinem Eigentum am Kapital, sondern von der Funktion des Kapitals im Gegensatz zu der Bestimmtheit, worin es nur als träges Eigentum existiert.... Repräsentant des fungierenden Kapitals sein, ist kein Einkommen ohne Mühe, wie die Repräsentation des zinstragenden Kapitals... Die Ausbeutung der produktiven Arbeit kostet Anstrengung, ob er sie selbst verrichte oder in seinem Namen von anderen verrichten lasse. Im Gegensatz zum Zins stellt sich ihm also sein Unternehmergewinn dar als unabhängig vom Kapitaleigentum, vielmehr als Resultat seiner Funktionen als Nichteigentümer als - Arbeiter. Es entwickelt sich daher notwendig in seinem Hirnkasten die Vorstellung, dass sein Unternehmergewinn - weit entfernt, irgendeinen Gegensatz zur Lohnarbeit zu bilden und nur unbezahlte fremde Arbeit zu sein - vielmehr selbst Arbeitslohn ist, Aufsichtslohn....; und zwar höherer Lohn als der des gewöhnlichen Arbeiters 1. weil seine Arbeit kompliziertere Arbeit ist, 2. weil er sich selbst den Arbeitslohn auszahlt.
Dass seine Funktion als Kapitalist darin besteht, Mehrwert, d.h. unbezahlte Arbeit zu produzieren,... wird vollständig vergessen über dem Gegensatz, dass der Zins dem Kapitalisten zufällt, auch wenn er keine Funktion als Kapitalist ausübt, sondern bloßer Eigentümer des Kapitals ist; und dass dagegen der Unternehmergewinn dem fungierenden Kapitalisten zufällt, auch wenn er Nichteigentümer des Kapitals ist, womit der fungiert.
Über der gegensätzlichen Form der beiden Teile, worin der Profit, also der Mehrwert zerfällt, wird vergessen, dass beide bloß Teile des Mehrwerts sind...“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 393.
„Der industrielle Kapitalist, als unterschieden vom Kapitaleigentümer, erscheint daher nicht als fungierendes Kapital, sondern als Funktionär auch abgesehen vom Kapital, als einfacher Träger des Arbeitsprozesses überhaupt, als Arbeiter, und zwar als Lohnarbeiter.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 395.
5.2. Leihkapital als rätselhafter Automat, der sich selbst vermehrt
„Im zinstragenden Kapital ist die Bewegung des Kapitals ins Kurze zusammengezogen; der vermittelnde Prozess ist weggelassen, und so ist ein Kapital = 1000 fixiert als ein Ding, das... in einer gewissen Periode sich in 1100 verwandelt, wie der Wein im Keller nach einer gewissen Zeit seinen Gebrauchswert verbessert.
Das Kapital ist jetzt Ding (kein gesellschaftliches Verhältnis zwischen den Kapitalisten und den Lohnarbeitern), aber als Ding Kapital (und nicht kraft des gesellschaftlichen Verhältnisses.) Sobald es verliehen ist... wächst ihm der Zins an, es mag schlafen oder wachen, sich zu Hause oder auf Reisen befinden, bei Tag und bei Nacht.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 406.
„Im zinstragenden Kapital erreicht das Kapitalverhältnis seine äußerlichste und fetischartigste Form. Wir haben hier G - G‘, Geld, das mehr Geld erzeugt... ohne den Prozess, der die beiden Extreme vermittelt.“ K. Marx, Kapital 3. S.404.
„Im Kaufmannskapital, G - W - G‘ (Geld wird in Ware verwandelt - Ware wird mit Gewinn verkauft, d.h. in mehr Geld rückverwandelt), ist wenigstens die allgemeine Form der kapitalistischen Bewegung vorhanden, obgleich sie sich nur in der Zirkulationssphäre hält, der Profit daher als bloßer Veräußerungsprofit erscheint; aber immerhin stellt er sich dar als ein Produkt eines gesellschaftlichen Verhältnisses, nicht als Produkt eines bloßen Dings.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 404.
„G - G‘ (Geld wird in mehr Geld verwandelt): Wir haben hier den ursprünglichen Ausgangspunkt des Kapitals, das Geld in der Formel G - W - G‘ reduziert auf die beiden Extreme G - G‘,... Geld, das mehr Geld schafft.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 404
„Das Kapital erscheint als mysteriöse und selbstschöpferische Quelle des Zinses, seiner eigenen Vermehrung...
Das Resultat des gesamten Reproduktionsprozesses erscheint als eine, einem Ding von selbst zukommende Eigenschaft...
Im zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr.
Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis eines Dings, des Geldes, zu sich selbst. Statt der wirklichen Verwandlung von Geld in Kapital zeigt sich hier nur ihre inhaltslose Form.
Wie bei der Arbeitskraft wird der Gebrauchswert des Geldes hier der, Wert zu schaffen, größeren Wert, als der in ihm selbst enthalten ist.... Es wird ganz so Eigenschaft des Geldes, Wert zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die eines Birnbaums, Birnen zu tragen.“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 405.
„Für die Vulgärökonomie, die das Kapital als selbständige Quelle des Werts und der Wertschöpfung, darstellen will, ist natürlich diese Form ein gefundenes Fressen...“ K. Marx, Kapital III. MEW 25, 405f.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich die Rechtschreibung, veraltete Fremdwörter, Maßeinheiten und Zahlenangaben modernisiert. Diese und alle erklärenden Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Wal Buchenberg, 15.5.2002
Gesamttext: Marx über Leihkapital
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