- Marx über Leihkapital - *raffendes* und *schaffendes* Kapital (Schluss) - Wal Buchenberg, 18.05.2002, 07:28
- Re: Danke! - Jetzt fehlt nur noch: Marx on Credit Bubble ;-) - chiquito, 18.05.2002, 12:28
- Marx on Credit Bubble - ist sicher nicht alles, aber einiges, was er wusste... - Wal Buchenberg, 18.05.2002, 14:40
- Re: Marx on Credit Bubble - Danke, aber das reicht mir nicht... - chiquito, 18.05.2002, 15:50
- Marx on Credit Bubble - ist sicher nicht alles, aber einiges, was er wusste... - Wal Buchenberg, 18.05.2002, 14:40
- Re: Danke! - Jetzt fehlt nur noch: Marx on Credit Bubble ;-) - chiquito, 18.05.2002, 12:28
Re: Danke! - Jetzt fehlt nur noch: Marx on Credit Bubble ;-)
Hallo, Wal!
Ich denke, das konnte Marx (auch nur in den allerersten Anfängen) kaum vor Augen gehabt haben, was sich in den letzten zehn Jahren als"Credit Bubble" entwickelt hat.
Hier ein Zitat aus dem"Credit Bubble Bulletin" von Doug Noland vom letzten Samstag (May 10):
"The GSEs issue liabilities to the money market funds and use these borrowed funds to purchase securities from the hedge funds." [Unstable markets]
Also: Die von der Regierung mit Bürgschaften unterstützten ("sponsored") privaten Kapitalgesellschaften (GSEs), insbesondere die Hypotheken-Händler wie Fannie May, leihen sich - gegen Schuldscheine oder Schuldverschreibungen irgendeiner Art ("liabilities") - Anteilescheine von einem Money Fund und tauschen diese money fund shares bei einem Hedge Fund in securities. Was Noland nicht weiter ausführt, was sich im Zusammenhang aber wohl zwingend ergibt - er will an der Stelle ja darlegen, wie neues, zusätzliches"credit bubble money" in den Zirkulationskreislauf kommt - ist der nächste, entscheidende Schritt: Die GSEs hinterlegen die eingetauschten securities bei der FED und bekommen dafür die erwünschten zusätzlichen und frisch gedruckten Dollar geliehen, die beispielweise als Hypothek dann zusätzlich in die Geldzirkulation eingehen können.
Die ganze neue Erfindung beruht erst einmal darauf, dass Anfang der 70er Jahre die USA die noch bestehende restliche Bindung des Dollar an das Gold gekappt hat (Diese Bindung existierte bis zu diesem Zeitpunkt in den Bedingungen und Verpflichtungen des internationalen Zahlungsausgleichs).
Neue Dollar kamen weiterhin in den Zahlungsverkehr, indem Banken am Markt gekaufte goverment securities (goverment bonds) bei der Fed als Sicherheit hinterlegten, um dafür neues Geld zu leihen. Das war erst mal nichts Neues. Neu war aber, dass die frisch gedruckten Dollar nicht mehr durch das Gold der USA abgesichert waren, sondern nur noch durch die Government Bonds, die von den Banken bei der FED hinterlegt wurden. Das hieß aber: Mit der Ablösung vom Gold war seitdem der Dollar nur noch abgesichert durch Government Bonds, das heißt duch die Schulden, die der Staat gemacht hatte.
Die Geldmenge, die nun in die Zirkulation einfließen konnte, war weitaus höher als unter den Bedingungen des bis Anfang der 70er Jahre geltenden Gold-Devisen-Standards, der es einem anderen Staat ja immerhin möglich machte - wie es Frankreich unter DeGaulle wohl durchexerziert hat -, die Einlösung von Dollar in Gold einzufordern.
Die Dollar-Mengen, die nach der Abschaffung der Golddeckung in die Geldzirkulation fließen konnten, waren also wesentlich größer als vorher - und doch scheint das noch nicht genug gewesen zu sein, weil man in den letzten Jahren die von Doug Noland beobachtete"Erfindung" gemacht hat, wie Nicht-Banken (die GSEs vor allem) sich von der FED neues, zusätzliches Papiergeld besorgen können - was sicherlich auch im Interesse der FED (oder ihrer Leiter) ist.
Aber was ist dann eigentlich das Neue?
Ich wurde den springenden Punkt darin sehen:
Auch nach der Ablösung des Dollar vom Gold gab es immer noch eine Grenze für die"Schöpfung" von Papiergeld: Das war die Höhe der von der Regierung ausgegebenen Goverment Bonds - die mußten ja von den Banken hinterlegt werden, um zu frischem, zusätzlichen Papiergeld zu kommen.
Nach der Banken-Krise von 1994 entwickelten FED und GSEs zusammen die neue, zusätzliche Methode der"Geldschöpfung" (von Papiergeld natürlich!):
Erstens: Es sind nicht mehr in erster Linie Banken, die bei der FED Papiergeld ausleihen.
Zweitens: Die bei der FED dafür hinterlegten"securities" müssen keine"government securities" mehr sein - es können auch andere sein, wie die"securities" eines Konzerns, die dieser Konzern ausgegeben hat, um sich am Kapitalmarkt Geld zu leihen.
Wenn das so stimmt, wie ich es sehe, dann ergibt sich daraus folgende Konsequenz:
Vor der Erfindung dieser neuen Art, Papiergeld zu schaffen, gab es für die Schöpfung des Papiergeldes immerhin eine Grenze, nämlich die Höhe der Schulden, die der Staat machen konnte (und die ja im Grunde durch das Haushaltsrecht des amerikanischen Repräsentantenhausen und/oder Senats auch festgesetzt wird).
Seit der Erfindung der Geldschöpfung mit Hilfe der GSEs und nicht-staatlicher securities gibt es für die Geldschöpfung eigentlich keine Grenze mehr - oder anders formuliert: Die Grenze der Geldschöpfung ist jetzt nicht durch die Summe der Staatsschulden gegeben, sondern nur noch durch die Summe der Schulden, die die Gesellschaft bereit ist, insgesamt zu machen. Nehmen wir die Hypothekenschulden, die einer macht: Sie werden von den GSEs mit anderen Hyopthekenschulden zusammengebündelt zu einem"structured paper" und auf dem Markt als"securities" angeboten. Ein anderes"Goverment Sponsored Enterprise" beschafft sich (wie Doug Noland es oben beschrieben hat) mit Hilfe geliehener Money-Fund-Anteile diese"securities" und bekommt dafür von der FED zusätzliches Papiergeld, das in den Kreislauf geworfen wird.
Damit ist aber auch das Haushaltsrecht der Abgeordnetenversammlungen nur noch Fassade, hinter der die eigentlichen, die großen Transaktionen vor sich gehen.
Jetzt könnte man mal gucken, was eigentlich der alte Karl dazu beisteuern kann, diese ganze Entwicklung genauer zu begreifen.
Viele Grüße
chiquito
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