- Haben wir eine Krise? - Wal Buchenberg, 23.05.2002, 19:22
- Re: Haben wir eine Krise? - PuppetMaster, 23.05.2002, 19:43
- Wieder einmal bemerkenswert - silvereagle, 23.05.2002, 20:34
- @silvereagle: Kannst du schluessig begruenden warum LaRouche eine"Blender- - Josef, 23.05.2002, 21:30
- Blender - silvereagle, 23.05.2002, 21:58
- Danke für Zuspruch und Korrekturen. Ich werde den Text umformulieren (owT) - Wal Buchenberg, 24.05.2002, 07:21
- @silvereagle: Kannst du schluessig begruenden warum LaRouche eine"Blender- - Josef, 23.05.2002, 21:30
Wieder einmal bemerkenswert
Hallo Wal,
mit uns beiden ist das offenbar genauso, wie es ao schon R.Deutsch beschrieben hat: Bei manchen Deiner Aussagen mögen mir die Haare zu Berge stehen, aber das Gros Deiner Ausführungen ist schlicht bemerkenswert, oft geradezu sensationell, und beeindruckt mich - wieder einmal - ziemlich heftig.
>Haben wir eine Krise?
>In früheren Krisen war alles anders:
Naja,"alles" sicher nicht (will damit sagen, die"Natur" der meisten Menschen hat sich nicht allzusehr verändert, es sind immer noch alles Individuen ;-)), aber vieles, wie Du richtig ausführst. Der Grad der internationalen Verflechtung, va durch fiat money, war niemals auch nur annähernd so groß wie heute.
>1. Die Krisen waren seit Menschengedenken (das heißt seit 1945) regional begrenzt. Es gab also immer noch Länder und Regionen, wo man sein Geld- oder Warenkapital hintransferieren konnte. Es gab Rettungsanker. Die fehlen jetzt.
Nicht ganz. (Noch) kannst Du zumindest Dein fiat-money-Kapital problemlos"unterstellen", z.B. Gold, Silber, Diamanten..., und damit allenfalls auch flüchten.
>Japan ist schon lange tot. Die USA liegen am Boden. Argentinien ist pleite. Deutschland lebt vom Export in einer Welt, in der die Märkte enger werden. Es gibt keinen realen Hoffnungsschimmer.
Doch, Wal, den gibt es. Muss ich ihn wirklich noch einmal ausführen? Oder wollen wir ewig aneinander vorbeireden? ;-) Ich komme weiter unten nochmal darauf zurück.
>2. Die Krisen waren seit Menschengedenken technologisch begrenzt. Sie nahmen ihren Ausgangspunkt in technologisch zurückgebliebenen Bereichen mit geringen Profitraten: Kohle, Textil, Stahl etc. Es gab also immer noch Zukunftsbranchen, die Hoffnungen auf höhere Profite machten. Wer macht sich jetzt noch Profithoffnungen mit UMTS? Der Technologiesektor, der Zukunftssektor ist gerade das größte Sorgenkind. Total überschuldet ohne Aussicht auf schwarze Zahlen. Worauf also hoffen?
Ich meine, Deine Ausführungen richtig zu verstehen ;-), und von der Darstellung der Fakten her hast Du aus meiner Sicht auch 100 Pro Recht. Aber HOFFNUNG, die gibt es immer, solange das Leben währt. Und Du weisst, welche Hoffnung ich meine... ;-)
>3."Unsere Führungsmacht USA" will Krieg und etliche kleinere Mächte (Indien, Israel) sehen darin die Aufforderung, sich ebenfalls mit Gewalt und Krieg zu holen, was man nicht freiwillig bekommt.
Zunächst würde ich vorsichtig sein mit Aussagen"die USA wollen Krieg", denn wer ist das? Wenn damit die"amerikanische Regierung" gemeint ist, dann trifft es den Kern der Sache schon eher; letztlich sind es immer nur KONKRETE, einzelne Menschen, die Krieg wollen oder nicht wollen. Gerade in der - sich psychologisch zuspitzenden - Diskussion halte ich diese Feststellung für ganz wesentlich, und alles anderer als Klugscheisserei.
>Wenn aber die"Führungsmacht" keine Stabilität garantieren kann, wozu ist sie dann noch gut? Mit diesem Gedanken kommt unser ganzes Weltsystem ins Wanken.
Jetzt hast Du den Nagel VOLL auf den Kopf getroffen!"Das System" wankt. Kann ja sein, dass es sich noch einmal, oder meinetwegen x-mal noch wieder"erfängt". Aber letztlich werden immer mehr Menschen erkennen, dass dieses"System" ein sehr schlechtes, ein AUF DAUER höchst instabiles System ist. Denn es ist im Grunde nichts anderes als eine - wenn auch perfekt inszenierte - Schmierenkomödie, solange es"funktioniert". Irgendwann ist es jedoch mit der"Komödie" vorbei, und dann liegen andere Bezeichnungen dafür auf der Zunge."Verlogenheit" ist noch eine der harmlosesten.
> 4. Früher konnte man zugeben, dass es da irgendwie irgendwo eine Krise gab, weil man gleichzeitig auf Branchen und Regionen verweisen konnte, in denen es einigermaßen lief. Die Krise war zwar da, aber sie war temporär und lokal. Wer heute zugibt, dass wir eine Krise haben, kann keinen systemfreundlichen Ausweg angeben.
Vollkommen richtig. Wenn das Problem in Wahrheit"systeminhärent" ist, wie sollte ein - ehrlicher - Ausweg"systemfreundlich" sein? Der einzig systemfreundliche"Ausweg" aus der Krise wäre, die Verlogenheit NOCH EINMAL auf die Spitze zu treiben.
Und genau das ist es, was"Blender-Figuren" wie LaRouche, M. Friedmann und Stieglitz versuchen!
> Der Patient ist schon lange HIV-Positiv und die Krankheit bricht aus, aber niemand will dem Patienten sagen, wie es um ihn steht.
Das Hauptproblem ist, dass es halt nicht nur ein Patient ist, sondern Millionen und Milliarden konkreter Menschen, die von dieser Seuche bedroht sind.
>Ein Herr Zeise, Abteilungsleiter bei der Financial Times Deutschland, traut sich z.B. einzugestehen: „Und jetzt? Schlechte Renditen, womöglich auf Dauer.“ (FTD, 22.5.2002).
>Also doch Krise? Nein, das Wort ist Tabu. Er sagt nicht: Wir haben eine Krise, er sagt stattdessen: Wir haben „schlechten Laune“
Treffender könnte ich es nicht beschreiben. Gratuliere!
> Niemand will zugeben, dass wir eine Krise haben, weil wir eine totale und weltweite Krise haben, die gerade die zukunftsweisenden Bereiche erfasst hat.
Moment, was ist ein"zukunftsweisender Bereich"? Vielleicht gehörte ja ehrliches Schaffen für konkrete Menschen in der eigenen Umgebung auch dazu (z.B. für die alte Nachbarin jemand aufzutreiben, der ihr den verstopften Abfluss wieder frei macht). Ich persönlich hielte solche Bereiche für 100 Mal"zukunftsweisender" als die x-te Mobilfunkgeneration, die (noch) kaum jemand wirklich braucht...
>Herr Zeise hätte auch sagen können: Wir Kapitalisten haben keine Ideen mehr, wir haben keinen Optimismus mehr, wir haben keine Lust mehr.
Nimm es mir nicht übel, Wal, aber hier beginnt wieder der Bereich, wo ich glaube, dass Du Dich da in was verrannt hast. Selbstverständlich kannst auch Du mir Gleiches vorwerfen mit meinem ständigen Einfordern von Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung (worauf ich auch meine größte HOFFNUNG baue, siehe oben). Aber ich meine, wir akzpetieren uns auch so, und wir können einander die jeweils andere Meinung auch lassen.:-)
Nur das eine noch, weil es mich zu sehr reizt ;-):
>Ein chinesischen Sprichwort sagt: „Drei Schuster zusammen sind schlauer als ein Zhu Geliang.“ (Zhu Geliang war der Oberstratege der chinesischen Klassik).
>Die Zeit der Zhu Geliangs, der Oberstrategen in den obersten Etagen, die Zeit der Greenspans und Konsorten ist vorbei. Jetzt kommt die Zeit der Schuster! - Aber nur, wenn es auch wirklich schlauer ist, was sie vorschlagen.
Und wer stellt das fest?
Gruß, silvereagle
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