- Politik verliert ihre Kinder (m.M - nicht die Politik, sondern diese Politik) - Turon, 26.05.2002, 03:57
- Noch ein Tipp an die CDU/SPD - Turon, 26.05.2002, 04:08
Politik verliert ihre Kinder (m.M - nicht die Politik, sondern diese Politik)
Immer mehr Jugendliche wenden sich von den etablierten Parteien ab. Außerparlamentarische Gruppen melden indes steigende Mitgliederzahlen
Gelangweilt verschläft eine Schülergruppe eine Regierungserklärung im Berliner
Die Spitzengrüne, Ministerin Renate Künast, ist alarmiert:"Wir müssen unseren Politikstil ändern" warnt sie."Politik, die in Ritualen erstickt, ist out."
Nein Frau Renate Künast: die Politik der Volksverachtung ist out, in meinen Augen ist sie niederträchtiger, als alle anderen fragwürdigen Werkzeuge der angeblicher Demokratie.
Ihre Politik ist im Prinzip der Demoklesschwert für Recht und Freiheit und Demokratie.
Das findet auch Boris Kruse. Als Schüler demonstrierte er mit den Grünen gegen Walfang und Alu-Dosen. Inzwischen ist er 24 Jahre alt, Germanistikstudent und engagiert sich bei Attac.
10 Millionen Borise könnten nicht darüber hinwegtäuschen: es wurde immer gegen jeden jeden Unsinn demonstriert. Bis der Begriff Demo zu Freizeitfertreibung verkommen ist.
"Die Grünen sind für mich gestorben", sagt er. Überhaupt die Parteien. Eine rot-grüne Regierung im Bund, eine rot-rote in Berlin -"zu merken ist davon nichts". Boris Kruse hat sich"ausgeklinkt" aus dem Parteien-System, enttäuscht wie viele seiner Altersgenossen. Die Jugend will sich nicht mehr an Parteien binden, will nicht die"Ochsentour" durch die Gremien machen, um politisch etwas zu erreichen. Der Politik laufen die Kinder weg. Problemorientiert springen sie bei Initiativen wie Greenpeace oder Attac auf.
Der Weg der politisch Denkenden ist:
- die Politik mitgestalten;
- wird man verdrängt, interessiert sich man für Greenpeace;
- und dann wiederum zwangsläufig wieder für die Politik;
"Die Parteien sind mit ihrem Latein am Ende. Es fehlt das Patentrezept, um junge Leute wieder für unsere Demokratie und die sie tragenden Parteien zu begeistern", analysiert der Mainzer Politikwissenschaftler Jürgen Falter. Während die Politiker über das Desinteresse der Jugendlichen klagen, melden außerparlamentarische Gruppen steigende Mitgliederzahlen - gerade durch den Zulauf der Jungen. Bei Amnesty International stieg die Zahl der Jugendgruppen 2001 in Deutschland von 87 auf 108. Greenpeace vervierfachte die Anzahl der 16- bis 20-jährigen Mitglieder.
Umweltverschmutzungdemo hat nicht mit Terror zu tun. Noch nicht.
Und während sich die Jungen Liberalen, die derzeit nach eigenen Angaben"einen großen Zustrom" erleben, über wöchentlich im Schnitt 35 neue Mitglieder freuen, gehen im Attac-Bundesbüro jede Woche viermal so viele Anträge ein. Inzwischen hat der 2000 gegründete deutsche Ableger des internationalen Netzwerks 6500 Anhänger - überwiegend 20- bis 30-Jährige, die sich für eine"gerechte Globalisierung" und die demokratische Kontrolle der Finanzmärkte einsetzen. Auch der frühere SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine ist dort seit Juni 2000 Mitglied, der BUND, die Gewerkschaften Ã-TV und HBV sowie kirchliche und entwicklungspolitische Initiativen ebenso. Im neuesten Verfassungsschutzbericht wird Attac im Kapitel Linksextremismus zwar erwähnt, dort wird aber auch auf ihr Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit verwiesen.
Klassifiziert wie Mastviecher.
Wenn der Zulauf anhält, wird"Attac" die Jungen Liberalen mit ihren 9400 Anhängern noch in diesem Jahr überholen. Vor allem die Jugendorganisation der Bündnisgrünen, die Grüne Jugend, und die Jungsozialisten der SPD leiden unter dem Mitglieder-Anstieg bei den außerparlamentarischen Gruppen -"an der krassen Zersplitterung der Interessen", wie es Tina Gerts, 23, die Vorsitzende der Grünen Jugend, ausdrückt.
Seit die Grünen im Bund mitregieren, ist ihre Jugendorganisation von 5600 auf 4000 Mitglieder geschrumpft. Viele der verbliebenen Anhänger fühlen sich auch nicht mehr exklusiv der"grünen" Sache verpflichtet: Sie engagieren sich gleichzeitig in anderen Gruppen oder in Schüler- und Studenteninitiativen.
Jo. Die wiwis bei der Burschenschaft, genauso wie Baustudis um einen Job zu erhalten, wie angehende Mediziner, in einem katholischen Chor, der ebenfalls Karriere ermöglicht.
Gegen die"kreativen" Aktionsformen der außerparlamentarischen Gruppen setzen die Parteien weiterhin althergebrachte Wahlkampfmittel: Rockkonzerte mit Talk-Runden, Erstwählerbriefe, und die üblichen Info-Seiten im Internet."Mit wenig sichtbaren Ergebnissen", wie Professor Falter feststellt.
Die CDU verkauft zum Beispiel den New Beatle. Beastie Boys werden strengstens gemieden - dort heißt es in einem Lied"Fight for your Right".
Verlogenheit ist eben eine Tugend.
Selbst einer der wenigen neuen Ansätze, der virtuelle"Wahlkreis300" der CDU, ein Demokratie-Spiel im Internet, stieß bei der Zielgruppe bereits in der Testphase auf Ablehnung.
Weil der Sieger vermutlich schon beim Durchlesen der Spielbedingungen bereits feststand. Der mit +/- einem Stern in Flagge.
Anhänger der etablierten Internet-Gemeinde Democracy Online Today störten das Jungwählerwerben und rissen das Wahlkampfruder an sich. Für die Demokratie-Spieler - 20000 registrierte Nutzer, im Schnitt 25 Jahre alt - ist die CDU-Initiative eine Kopie ihrer eigenen Idee. Zudem kritisieren sie den parteipolitischen Hintergedanken.
"Democracy Online"-Gründer Andreas Hauser, 30, schlug der CDU vor, zusammen mit allen Parteien ein Forum aufzustellen."Sie würden zwar in direkter Konkurrenz zueinander stehen, hätten aber gemeinsam die Möglichkeit auf ein Feedback der Jugendlichen." Bis heute hat er keine Antwort erhalten. Er ist enttäuscht.
Das ist überhaupt kein Wunder. Das größte Armaggeddon für die CDU/CSU, FDP, Grüne und der SPD wäre ein Forum, in dem jeder Jugendlicher seine Wunschzettel an die Parteien verteilen könnte. Unsere Politik ist zum Teil wie unsere Eltern.
Man erzählt uns was vom Weihnachtsmann, aber wenn wir an den Bart fassen wollen,
bricht die nackte Panik aus. Dabei ist der Mann unterm dem weißen Bart höchstwahrscheinlich ohnehin der Parteimitglied und wahrhaftig ein Weihnachtsmann
Die außerparlamentarischen Gruppen prägen nicht nur neue Aktionsformen, sondern denken vernetzt. Obwohl Initiativen wie Attac die Globalisierung kritisieren, spinnen sie selber weltumspannende Netzwerke
es fehlt nur noch Terrornetzwerke</>
und suchen zeitlich befristete Bündnisse mit gleich Gesinnten. Im Netzwerk mobilisieren einzelne kleine Protestgruppen - so etwa die"Frauenliste Wiesloch" oder das"Ostermarsch Ruhr Komitee" - in kürzester Zeit ihre Anhänger.
Die etablierten Parteien mit ihren demokratischen Entscheidungsstrukturen und Gremien erscheinen vielen Jugendlichen dagegen als träge, tatenlos, geradezu machtlos.
[b]Die Jugend will also keine Demokratie, demokratie ist out, ein Führer ist in.
Aha!
"Viele haben den Eindruck, es passiert ohnehin nichts, egal wen sie wählen", räumt Fabian, 18, Vorstandsmitglied der Schüler-Union in Berlin-Reinickendorf, ein. Jobs schaffe die Wirtschaft, wichtige Entscheidungen würden an die EU nach Brüssel abgegeben. Die nationalen Parteien sind für viele nicht mehr der richtige Adressat für ihre Anliegen.
Beilage aus der Propaganda Bildzeitung, die den Rechtsruck verschweigen will.
Dabei interessieren sich Jugendliche durchaus für Themen wie Arbeitsmarkt-, Rentenpolitik und Innere Sicherheit, sagt Richard Hilmer, Geschäftsführer des Instituts Infratest dimap."Weniger ihre inhaltlichen Erwartungen an die Politik sind anders, sondern die formalen. Sie wollen anders angesprochen werden als die älteren Wähler."
Nein, nein: der Untertan stirbt langsam und das ist auch gut so.
Hinzu kommt: Während sich die außerparlamentarische Konkurrenz auf wenige Ziele, auf ein plakatives Leitthema beschränkt, decken die Volksparteien alle Politikfelder ab."Sie vertreten allgemeine Meinungen, aber nicht, was einen speziell interessiert", sagt Nora, 20, von der Berliner"Gabriele von Bülow"-Oberschule. Von jedem ein bisschen. Dadurch würden sie sich alle ähnlich.
Wenn man eine Partei wählen soll, so fällt auf, daß die SPD genau das gleiche vertritt wie die CDU, nur ein wenig anders.
"Man muss schon ganz genau hinsehen, um die Programme zu unterscheiden", sagt auch Politikforscher Falter. Das sei aber nicht allein Schuld der Parteien.
Nein überhaupt nicht. Das ist die Schuld der Wähler.
"Es gibt einen Druck von Außen zur Mitte hin, die großen Schlachten der Politik sind geschlagen". Anders als zu Zeiten Willy Brandts fehlen heute die großen Visionen, die authentische Verbindung von Personen und Inhalten, klagt Rüdiger Scholz, 33. Er ist Bundesgeschäftsführer der Jusos, die seit dem"Willy-Brandt-Boom" Anfang der 70er-Jahre von über 300000 Mitgliedern auf inzwischen nur noch 70000 geschrumpft sind.
Die politische Reife erreicht der eine später und der andere früher.
Manche niemals, wie zum Beispiel Herr März, Herr Stoiber, Herr Schröder und Herr Fischer.
"Die farbigen, schillernden Figuren treten in den Hintergrund", bestätigt Falter. Farbig stehe heute eher für chamäleon-artig. Nicht der prägende, sondern der anpassungsfähige Politiker dominiere die Szene, der für keine bestimmte Richtung mehr stehe.
"Die Regierung braucht Leute, die nicht aus einer Partei kommen. Professoren oder Unternehmer", überlegt der Student Philipp Pfeiffer. Dass mit Wirtschaftsminister Werner Müller ein Parteiloser regiere?"Sie haben ihn wahrscheinlich nicht machen lassen." Philipp will dennoch am 22. September zur Bundestagswahl gehen,"das kleinste Übel" wählen. Welche Partei das sein wird, steht für ihn noch nicht fest.
Na supi! ich will auch das kleinste Übel der Demokratie wählen. Die Pogo Partei!
So geht es vielen Jugendlichen, meint Sozialforscher Arthur Fischer vom Frankfurter Institut Psydata, Koautor der Shell-Jugendstudie. Und die Unentschlossenen werden letztlich nicht wählen gehen, warnt er. Die Parteien müssten ihre Wahlkampfstrategien grundlegend ändern:"Bei den Dakota-Indianern gibt es ein Sprichwort: Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab."
Merke es, und wenn Du es nicht tust, lerne es zu merken.
Gruß.
P.S.: Quelle
mit Eigenkommentar
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