- Limerick of the Day... - Emerald, 28.05.2002, 18:57
- Verbesserungsvorschlag - NaturalBornKieler, 28.05.2002, 19:19
- Re: Erstversuch - JLL, 28.05.2002, 20:46
- Re: Erstversuch / JETZT EIN KLASSIKER - JÜKÜ, 28.05.2002, 20:57
- Re: Erstversuch - JLL, 28.05.2002, 20:46
- Re: Erstversuch - netrader, 28.05.2002, 22:33
- Verbesserungsvorschlag - NaturalBornKieler, 28.05.2002, 19:19
Re: Erstversuch / JETZT EIN KLASSIKER
Dies ist der Epilog aus dem Buch UMBRUCH, den unser lieber Baldur geschrieben hat:
(das Buch gibt´s seit Neuestem übrigens auch in gebundener Form)
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Schon die Alten wussten immer,
hast Du nix, dann geht es nimmer,
hast Du nix gespart im Sack,
hast Du keine Münz’ im Pack,
dann musst Du in gar schlimmen Tagen
halt an Deinem Tischtuch nagen.
Heute heißt das, knapp, banal,
ohne Moos - nix los, im Saal.
Was zwar gleiches meint im Sinn,
doch mit dem Epos ist’s dahin,
heute spricht sich’s, knapp und kurz,
die Flatulanz, die heißt heut’ Furz.
So sollt’ man denken, dass, ihr Leut’,
es wär’ ganz einfach, und kein Deut
hätt’ sich geändert seit den Tagen,
als man noch nachmaß, bei den Waagen,
bei den Münzen, beim Gewicht,
und wer beschiss, saß vorm Gericht.
Dass es so sei, dass kluge Leute,
werden nicht dem Lump zur Beute,
dass man sollt’ sehen, was offensichtlich,
und würd’ versteh’n, was unerbittlich,
dass nämlich kriegt das Geld kein Junges,
man muss malochen!,..... so was dummes.
Doch scheint es anders heut’ zu sein,
da musst Du in die Börs’ geh’n rein,
da fragst Du einen, der Dir sagt, ich weiß es,
die Firma A, das ist was heißes,
die Firma B, das ist ein Penner,
und Firma C, das ist ein Renner.
Dann wartest Du nur ein paar Wochen,
bis dahin hat sich’s rumgesprochen,
dass man damit viel werden kann,
vom kleinen rauf zum großen Mann,
mit Rennauto und Pferd und Boot,
nix mehr von wegen Müh’ und Not.
Und wenn es dann ist allgemein,
des kann nur steigen, ach wie fein,
dann kommt die Lehr’ von der Geschicht’,
mein Geld ist viel, doch reicht’s noch nicht,
da borgt man sich noch was dazu,
und noch mal rauf geht’s, ganz im Nu.
Leverage nennt man das Ding beim Namen,
es erweitert Deiner Zocke Rahmen,
steig’ doch nicht rauf, überflieg’ den Hügel,
trink nur Red Bull, und Du hast Flügel,
und aus der Haushaltskasse wird sodann
die rund’ Million, na, mach doch, ran!
Und wahrlich, keine Lüge,
sofern die Olle gab kei’ Rüge,
und man dann steckte dieses Moos
in Fonds, in Aktien, ganz famos,
da liefen diese Dinger mächtig
hoch und höher, ach, wie prächtig.
Kein Wunder, schallt es durch die Mauern,
die Alten sind doch zu bedauern,
sie haben’s damals nicht gecheckt,
was für Potenzial drin steckt,
in Titeln, Futures, und auch Scheinen,
die war’n so blöd, es ist zum Weinen.
Da sagt der Opa seiner Enkelin,
ich hab’ ein Sparbuch mit was drin
für Dich heut’ morgen angefangen....
Doch statt Freud’ gibt’s rote Wangen,
vor Scham und auch vor Peinlichkeit,
ist Opa blöd - sagt laut die Maid.
Das musst Du doch ganz anders machen,
Opa, ich kann nur noch lachen,
da gibt’s doch so ’nen Fond, ganz klasse,
da zahlst Du ein, dann machste Kasse,
es ist so einfach, so banal,
Opa ist lieb, doch dumm - ’ne Qual........
So wusste es bald jedes Kind,
dass alte Leute dämlich sind.
Und dass nur, wer modern,
kann heute noch was wer’n.
Leuschel, Martin und auch Faber,
was dorther kam, war Gelaber.
Viele Jahre blieb das so,
die Alten saßen drin im Zoo,
das gute Gold aus Krisentagen,
wollt’ nicht mal der Enkel haben,
es war halt echt ’ne neue Zeit,
die alle freut und keinen reut.
Doch hat es die Gefahr so an sich,
dass sie stets droht, auch ohne Ansicht,
dass plötzlich schien die Welt so anders,
als ob die liebe Lilo Wanders,
jetzt grüne Haare hätt’ -
und selbst man sei ein Depp.........
Die Kohle, die sich freudig mehrte,
sich verfleuchte, und uns lehrte,
der Hochmut kommt noch heut’ vor’m Fall,
manch Analyst hat schlicht ’nen Knall,
und wer drauf hörte, war selbst schuld -
der Salamicrash hatt’ viel Geduld......
Und plötzlich wachte mancher auf,
und fragte sich, nimmt jetzt ihr’n Lauf
die krisenhafte Depression,
so da und dort man sieht sie schon,
wie soll es werden, was ist neu?
Nix ist neu! Das Geld ist scheu!
Scheu wie das Reh, weil sauer verdient,
es tappt nicht durch Gräben, die man vermint.
Doch weil die Blumen, auch das ist bekannt,
am schönsten sind, wenn sie grad wachsen am Rand,
am äußersten Rand vor dem Abgrund, der Kluft,
deswegen waren die Warner nur Luft.
Ein paar, die haben es zeitig erklärt,
dass, nur wer schmieren tut, ordentlich fährt,
und wenn im Getriebe statt Ã-l ist nur Sand
dann geht’s nicht lang gut, man fährt an die Wand.
Am Küßner-Board war wirklich alles fundiert,
und wer danach handelte, ist jetzt noch saniert.
Was ist denn Geld jetzt, will ich wissen,
ist es noch sicher unterm Kissen,
wird es behalten seinen Wert,
mach’ ich es richtig, ist’s verkehrt?
Ist das Geld nun mein Besitz,
ist’s ’ne Gutschrift, ist’s ein Witz?
Wir können uns davon ja Aktien kaufen,
wir können das lassen, wir können’s versaufen,
dann haben wir davon ’nen lustigen Tag,
und auch ’nen Kater - na ja, wer es mag,
wir können uns Land kaufen, oder auch Gold,
oder ’ne Firma aufbau’n, wenn’s Glück ist uns hold.
Hat ’ne Aktie einen Wert,
wie es uns die Uni lehrt,
ist es nur ein Zockerschein,
mit manchmal Nutzen, manchmal Pein,
wer wohl die ganze Baisse zahlt......?
Die Gerechtigkeit ist’s nicht, die mahlt........
Jetzt fragen sich die Leute heute,
wer macht sich unser Geld zur Beute,
ist es wie Ogger sagt, die Niete,
die ’nen Ferrari fährt auf Miete,
von unserem Geld, das wir ihr gaben,
freiwillig, voll Gier, in jüngsten Tagen?
Oder droht uns nach Jahren der Fülle,
’ne Zeit, so ätzend wie Bauers Gülle,
wo die Ansicht der Alten ist wieder was wert,
wo’s den Geldwert uns heftig verzehrt,
wo man wird schlicht grad frohlocken,
wenn Opa noch hat ein paar Münzen im Socken?
Eine Banknote, das sei nur ein Kredit,
sagt uns dottore, er ist kein Bandit,
ein Kredit eines andern, den wir nicht kennen,
doch kann er nicht zahlen, dann wird dieser flennen,
und kippt dieser Wechsel, die Stütze vom Geld,
dann schaut’s ganz düster aus in unsrer Welt.
Will die Mehrleistung nicht mehr klappen,
sind unsere Banknoten bloß alte Lappen.
Und Omma erzählt uns Jungen ganz bieder,
ich kenn das, ihr Kinder, ’s kommt immer wieder.......
Und plötzlich erscheint es uns deutlich und klar,
der STAAT ist’s, der Böse, der’s immer war........
Wer Schulden macht, ohne zu investier’n,
dem geht’s an Substanz, dem geht’s an die Nier’n,
es ist so im Lande, es ist so privat,
so ist’s in der Firma, da braucht’s keinen Rat,
wer meint, er könne von anderen leben,
wird’s irgendwann merken, und sich dran verheben.
Die Moral von der Geschicht’:
Trau’ dem Analysten nicht.
Hast Du noch Verstand, benutz’ ihn zum Denken,
ist doch ganz einfach, und lass’ Dich nicht lenken!
Der Dir das sagt, das ist kein Petzer,
es ist nur Baldur, und der ist ein Ketzer!
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