- Ein WELT-LESER, dem ich nur beipflichten kann... - foreveryoung, 30.05.2002, 18:16
- Re: Ein WELT-LESER, dem ich nur beipflichten kann... - Taktiker, 31.05.2002, 00:36
Re: Ein WELT-LESER, dem ich nur beipflichten kann...
Ein toller Brief und ein interessanter Vergleich (Hochadel).
Robert Kurz hat in seinem"Schwarzbuch Kapitalismus" (unbedingt lesen!!) eine Hauptthese, dass der Liberalismus letztendlich nur die Brut des Absolutismus ist. Selbst die Grünen, deren Strippenzieher ja zum Großteil die Kinder großbürgerlicher bzw. adliger Fettärsche sind, sind ein wichtiger Bestandteil der kapitalistischen bürgerlichen Zwangsgesellschaft. Die Chose mit der Nato- bzw. Wachstumskritik haben sie auch nicht übermäßig lange durchgezogen.
Bei der PDS sind ähnliche Zweifel angebracht, zumal sie von ihren DDR-SED-Wurzeln eine Unmenge bürgerlichen Miefs weiter mit sich herumschleppt. Man bräuchte eine Partei, die das existierende System wirklich militant angreift. BüSo liegt hier theoretisch nicht schlecht, ist aber letztendlich auch zu konformistisch, hat aber vor allem überhaupt kein Personal dafür.
Es bleibt dabei: wenn man richtig auf die Pauke hauen will, muß man den Gegner mit seinen eigenen Waffen schlagen. So wie die Sozis und die Grünen noch mehr Sozialabbau als einst die CDU möglich machten, muß man das bürgerliche System aus den Reihen der bürgerlichen Parteien überwinden. Wenn man diese ätzende System endlich zum Teufel jagen will, sollte man sich überwinden und CDU/CSU wählen! Wenn ein Stoiber regiert, hat man den bestmöglichen Totengräber gefunden, nicht anders als erst ein republikanischer Dabbelju Bush kommen mußte, um wieder breite Kritik an jahrzehtelanger US-Politik zu wecken.
Niceguys wie Clinton oder Schröder versperren die Sicht auf die Abartigkeit dieses Systems. Eine Illusion, dass Protestparteien ernsthaft was aus den Angeln heben könnten. Bis sie bei nennenswerten Prozentmarken bzw"ministrabel" sind, sind sie längst korrumpiert und vom System assimiliert.
So wie Grüne heute als dynamische Jungmanager von Startups in fetten Bonzenautos durch die Gegend cruisen und einen"flexibleren Arbeitsmarkt" fordern, nachdem sie gerade noch mehr"War against Terror" gefordert haben. Nicht anders als in der Mode, Jugendtrends, Industrie: Wenn Rotarmisten-T-Shirts oder Che-Guevara-Caps"trendy" sind, werden sie eben produziert, was die Fabrik draußen im Billiglohnland an Kapazitäten hergibt. Kommt einer wie Napster und attackiert die Phono-Fatcats, wird er eben gekauft. Ist Konsumverweigerung gerade in, verkauft man eben staubige Second-hand-style Klamotten in den noblen Boutiquen.
Wenns ganz hart kommt, würde man uns auch noch Kommunismus simulieren: für 20€ Eintritt einen vollen Tag im Kommunismus-Funpark. Hauptsache, das Geschäft läuft. Die kapitalistische Kartellgesellschaft kennt keine Verwandten: Sich als ihr Freund zu gerieren, bringt keinen Wert, denn sie verkauft zur Not auch das letzte Ideal, wenn es ein wenig Marge bringt.
Also stockbürgerlich wählen, damit die Hunde ihre Guillottine noch auf eigene Rechnung bestellen können. Geben wir dem Kapitalismus noch eine letzte 5, oder ist es nur noch ne B?
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