- Weltbank sieht Ausbreitung der Verschuldungskrise - Wal Buchenberg, 01.06.2002, 09:14
- Re: Weltbank sieht Ausbreitung der Verschuldungskrise - Diogenes, 01.06.2002, 11:22
- Ja, wir stecken alle in der Krise, aber... - Wal Buchenberg, 01.06.2002, 12:26
- Re: Weltbank sieht Ausbreitung der Verschuldungskrise - Diogenes, 01.06.2002, 11:22
Ja, wir stecken alle in der Krise, aber...
>Hi Wal,
>Wenn es nur die lateinamerikanishen Staaten wären. Wir sind alle samt und sonders pleite. Aber davon hört man nichts, lieber Nebelkerzen werfen und mit dem Finger auf die anderen zeigen.
>Gruß
>Diogenes
Völlig richtig! Aber die Erfahrungen bisheriger Krisen (wie 1929ff) zeigen, dass zwar insgesamt durch die kapitalistische Krise Kapital vernichtet wird, dass Unternehmen und Länder Pleite gehen, dass aber der Ruin der einen für die anderen neue Aussichten auf Profit und Wachstum bringt.
In der jeztigen Lage und während der gesamten kommenden Krise geht es nach der Devise: Heiliger Florian verschon unser Haus, zünd andere an.
Die US-Regierung hatte Argentinien in die Pleite geschickt, weil davon vor allem europäisches Kapital betroffen war.
Wenn jetzt die Weltbank das Signal setzt: Brasilien ist als nächstes dran, ist das auch eine Retourkutsche.
Insgesamt hoffen alle Akteure, dass es NICHT Japan trifft (das ist viel tiefer im Schlamm als Lateinamerika!), dass es NICHT die USA trifft, sonst kommt das ganze kapitalistische Weltsystem ins Wackeln.
Die Akteure in den Chefetagen sind derzeit wohl der Meinung: Krise ist unvermeidlich, Ruin ist unvermeidlich, Kapitalvernichtung ist unvermeidlich!
Sie versuchen aber die Katastrophenwirkung zu lokalisieren, zu begrenzen.
Asien ist für den Weltkapitalismus zu wichtig, Afrika zu unwichtig. Lateinamerika bietet sich da an als Krisen-Opfertier.
Schlachten wir Lateinamerika, vielleicht geht dann der Kelch an uns vorüber! das ist wohl das Kalkül in den Chefetagen.
Das ist noch die"friedlichere" Option derjenigen, die wirtschaftlich noch besser dastehen. Die andere Option derjenigen, die wirtschaftlich schlechter dastehen (vor allem die USA), ist Krieg, Krieg, Krieg. Für sie ist Krieg ein Mittel der Wirtschaftspolitik geworden: Krieg als kalkulierte Zerstörung, um Platz zu schaffen für neues Wirtschaftswachstum.
Beide Optionen sind voller Risiken und können und müssen aus dem Ruder laufen. Aber es sind die einzigen Optionen, für die historische Erfahrungen vorliegen.
Auf eine (weltweite!) Währungsreform zu hoffen, in einer Situation, wo sich die Konkurrenten gerade gegenseitig an die Gurgel gehen, ist da mehr als blauäugig.
Gruß Wal
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