- Die Vertrauenskrise am Aktienmarkt spitzt sich zu - foreveryoung, 05.06.2002, 08:21
- ...und das hier passt sozusagen dazu... - foreveryoung, 05.06.2002, 08:24
...und das hier passt sozusagen dazu...
Angst essen Seele und Rendite auf
Standpunkt in der DIE WELT
Von Thomas Exner
Der Dax fällt auf ein Jahrestief, die T-Aktie auf den niedrigsten Stand aller Zeiten. Der Dollar schwächelt und das über Jahre als Anlageinstrument in Vergessenheit geratene Gold erlebt eine überraschende Renaissance. Die Finanzmärkte spielen alltäglich neue Krisenszenarien. Und dies, obwohl die Konjunkturindikatoren sowohl in den USA als auch in Europa eher auf eine Besserung der wirtschaftlichen Lage hindeuten.
Natürlich gibt es für all diese Entwicklungen Begründungen: Neue Spekulationen um die US-Bilanzierungspraxis nach dem Rücktritt des Tyco-Chefs, Sorgen um die Tragfähigkeit des Aufschwungs oder die drückende Verschuldung der Telekom. Mancher verweist auch auf die schwelende Kriegsgefahr im Kaschmir oder am Golf.
Der eigentliche Grund für die desaströse Verfassung der Märkte ist aber ein anderer: Angst. Sie hat nichts mit einer vernünftigen Risikoanalyse zu tun. Sie erwächst nicht aus konkreten Anlässen, sondern ist ein Reflex auf die bitteren Erfahrungen vieler Anleger. Nach dem Hype des New-Economy- und Börsen-Booms erleben wir jetzt eine Depression, die ebenso irrational und überzogen ist. Schon der Verdacht von Bilanztricksereien - ob begründet oder nicht - reicht aus, um Milliarden an Vermögen zu vernichten. Kaum jemand sieht noch die Chancen am Aktienmarkt, aber jeder die Gefahren. Die Manager der Publikumsfonds sitzen buchstäblich auf dem Trockenen.
Langfristig zehrt Angst aber nicht nur an der Seele der Anleger, sondern auch an deren Depots. Die Sucht nach Sicherheit verleitet zu unüberlegten Verkäufen und verstellt den Blick auf lukrative Gelegenheiten. Angst ist eben ein schlechter Ratgeber. Oder wie ein türkisches Sprichwort sagt:"Angst schützt nicht vor dem Tod."
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