- Geld kein Tauschmittel? - R.Deutsch, 02.09.2000, 07:57
- Re: Geld kein Tauschmittel? JA und NEIN! - dottore, 02.09.2000, 14:42
Re: Geld kein Tauschmittel? JA und NEIN!
>Lieber Diplomand,
>Sie schreiben:
>"Grundlage dieses Irrtums ist, dass Sie Geld als Tauschmittel bezeichnen, was es jedoch weder ist noch jemals
> gewesen ist, wie unter anderem Heinsohn und Steiger überzeugend nachgewiesen haben. (Auftritt dottore)"
>Ich habe dieses Argument von Heinsohn-Steiger nie verstanden. Könnten Sie mir mal erklären, wieso eine Gold-oder Silbermünze kein Tauschmittel ist??
>Gruß
>R.Deutsch
Gold- und Silbermünzen sind natürlich Tauschmittel, genau wie einmal gg. Schulden emittierte Banknoten (bis sie wieder in der Notenbank verschwinden und die Schulde getilgt ist).
Aber Geld gabs schon vor Gold- und Silbermünzen. Und Gold- und Silbermünzen wurden nicht"erfunden", um den Tausch (drei Hühner gegen zwei Schafe oder 18 Jutesäckchen) zu erleichtern. Das beweist die Münzgeschichte: Als erstes wurden große Münzen geprägt und nicht kleine. Ein Gold-Stater von Kroisos (1. Serie ca. 10 g schwer; Metallwert heute: 200 Mark) war in keiner Weise auf dem Markt von Sardeis, seiner Hauptstadt, gegen irgendwelche Waren einzutauschen, damit hätte man vermutlich den ganzen Markt leer kaufen können.
Gold- und Silbermünzen entstanden als beleihungsfähige und sehr konstante"Pfänder". Sie sind also die Folge und Ursache in einem des Phänomens"Kredit". Kredite sind nur möglich, wenn es beleiungsfähige Aktiva gibt (Grund und Boden, gestapelte Ernte, Edelmetall, Menschen - daher"Schuldknechtschaft").
Dass Gold- und Silbermünzen nicht in dem Sinne Tauschmittel waren, dass der Tausch vor dem Kredit kommt, ergibt sich aus der einfachen Überlegung, dass die Arbeiter, die als erste Gold und Silber schürften, ja auch mit etwas bezahlt werden mussten. Und da es aber Gold und Silber noch nicht gab, weil es erst noch gefördert bzw. raffiniert werden musste, ist das Argument also erledigt.
Es kommt hier nicht auf das Tauschen an, nachdem (!) es tauschfähige Güter gibt, sondern daruf zu erklären, warum denn überhaupt tauschfähige Güter hergestellt werden. Denn zu behaupten, dass man etwas getauscht hat, um etwas zu haben, was man tauschen könne, ist ein Zirkelschluss.
Die Kette nochmal: 1. Eigentum 2. Beleihung desselben 3. Der Beleihungsschein (= Geld) kann dann von Hand zu Hand wandern ("Tauschvorgang") 4. Zwang aus dem Beleihungsvorgang (zinsbewehrt!), zusätzliches BIP zu erzeugen (= wirtschaftliche Dynamik) 5. Beleihungsschein wird gg. BIP wieder zurückgenommen. 6. Schuld erlischt. 7. Eigentum ist wieder unbelastet.
Heinsohn & Steiger sprechen deshalb völlig zu Recht von der Gleichzeitigkeit des Entstehens von Eigentum, Geld und Zins. Eigentum"als solches" (unbelastet) ist eine wirtschaftlich irrelevante Größe: Mir gehört mein Haus - und fertig. Ist mein Haus aber belastet, muss ich ranklotzen, um die Schuld mit Zins zu tilgen. Nur dann entsteht"Wirtschaften".
Beste Grüße
d.
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