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Zu Lothar Späth...
Junge Welt - 17.06.2002 - Inland
Jürgen Meier
Spät(h)kapitalismus
Lothar Späth: Ein Mann der Tat. Ein Antibürokrat. Ein Porträt
Prof. Dr. h. c. Lothar Späth, geb. 16. November 1937, ist gelernter Verwaltungsbeamter (1960-70). Er hat alles erreicht, wovon ein schwäbischer Beamter mit starkem Geltungsdrang häufig träumt, wenn er seine monatliche Gehaltsabrechnung betrachtet. Er verließ die Amtsstube, um den Duft der weiten Welt in vollen Zügen zu genießen. Seine Wurzeln ankerten, bei all seinen Aktivitäten als Unternehmer der Bauwirtschaft, wo er als Geschäftsführer und Vorstandsmitglied seine marktwirtschaftliche Karriere begann, stets fest in der CDU Ludwig Ehrhards, die ihn schließlich zum Innenminister, dann zum Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg (1978) kürte.
Eine »Segeltörnaffäre«, zu der ihn industrielle Freunde verführt hatten, zwang ihn am 13.1.91 zum Rücktritt, der ihm nur ein müdes Lächeln abverlangte, denn schon bald stand er in den Startlöchern, um sich als »Retter von Jena« in den bürgerlichen Adelsstand heben zu lassen. Innerhalb von vier Monaten feuerte er 65 Prozent der Belegschaft. Jena, eine Stadt mit 100000 Einwohnern, hatte plötzlich 16000 Arbeitslose mehr. »Das war ein wirkliches Abenteuer. Die erste Phase hat mir persönlich alles abverlangt«, sagt Lothar Späth mit tiefen Sorgenfalten. Heute schafft der börsennotierte Technologiekonzern Jenoptik mit weltweit 6000 Beschäftigten, einen Jahresumsatz von knapp zwei Milliarden Euro.
Statt Friedrich Schillers idealistischer Geist bestäuben heute die profanen Wirklichkeitsformeln Lothar Späths die Köpfe der Studenten, weshalb ihn die philosophische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität zum Honorarprofessor für Medien und Zeitdiagnostik berief. »Als einer der ersten überhaupt hat er den Wandel zur Mediengesellschaft mit seiner sozialen, politischen und natürlich auch wirtschaftlichen Bedeutung bereits Mitte der 80er Jahre erkannt«, erklärte der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl Schmitt, Dekan der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften. »Und Lothar Späth hat natürlich die richtigen Konsequenzen daraus gezogen.«
»Marktinduzierung«
Der immer grinsende Schwabe weiß, wie die Fließbänder der bürgerlichen Produktion beschleunigt werden müssen. Sein Geheimnis: Erst kommt das Marketing, dann das Produkt. Späth schildert, wie sich der Amerikaner im Gegensatz zum Deutschen verhält. (25. Mai 2000 beim Praxis Forum Passau) »Der Amerikaner kommt vom Kundengespräch zurück und sagt:,Der Kunde will den absoluten Schwachsinn, aber ich habe mich erkundigt - er ist zahlungsfähig.‘ Wenn Sie Unternehmer werden wollen, müssen Sie immer so anfangen: Wo ist der zahlungsfähige Kunde?« Ach, so geht das, staunt der brave Student und entdeckt auf dem Markt eine Zielgruppe für Handfeuerwaffen, Plutonium, Kinderpornos, Nitrofen oder Glukol. Die Zeit der Erfinder, Tüftler und Ingenieure ist damit vorbei. Was der Kunde will, das kriegt er. Späth stellt die Erfinder in die zweite, selbstverständlich, so betont er, wichtige Reihe.
Aber die Reihenfolge ist es, die den Spä(h)tkapitalismus prägt. »Wer nämlich das Produkt vom Markt unabhängig entwickelt, hat den ersten großen Fehler gemacht«, dozierte Lothar Späth vor Studenten. »Die moderne Welt geht anders vor. Sie fragt:,Was braucht der Markt?‘ Es gibt immer mehr Betriebe, die die Entwicklungsabteilung beim Vertrieb ansiedeln und nicht mehr traditionell Produktentwicklung und Produktion betreiben. Wenn Sie als junger Unternehmer anfangen und eine Idee haben, und fangen nicht sofort an, sich mit der Frage zu beschäftigen:,Wer braucht dieses?‘, dann haben Sie schon verloren. Der Markt ist schnell.,Time to Market‘ ist absolut das wichtigste. Wer in den ersten sechs Monaten, in denen das Produkt am Markt ist, nicht sein Geld verdient, der wird es nie mehr verdienen. Wenn nämlich alle aufgeholt haben, ist es vorbei. Deshalb ist es ganz wichtig: Marktinduzierung.«
Professor Späth greift in die Mottenkiste der Philosophie. Ihr entnahm er den Begriff Induktion, der die Schlußfolgerung des Allgemeinen aus dem Besonderen beschreibt. Wenn billige Arbeitskräfte auf dem Weltmarkt als das Besondere erkannt werden, das lediglich in schnelle kommunikative Verbindung gebracht werden muß, um zum allgemeinen Zweck der bürgerlichen Produktionsweise, der Erhöhung des Mehrwerts, zu führen, so ist dies eine gelungene Marktinduktion.
»Das Hauptproblem«, so beschreibt Späth eine andere Marktinduzierung, »welches wir jetzt haben, besteht darin, daß wir von den Schwellenländern im Produktionsbereich angegriffen werden. Das bedeutet, daß man überall auf der Welt Chips produzieren kann. Für mich war es ein Schlüsselerlebnis, als ich nach Malaysia geflogen bin und dort die Leute gefragt habe, mit wem sie denn die Fabrik betreiben wollen.,Bauen‘, habe ich gesagt,,tun wir die gerne, aber wenn ich da Eure Schimpansen auf den Bäumen sehe, dann weiß ich nicht, ob das etwas wird.‘ Dann haben die mir eine Liste gezeigt mit den Adressen von 4000 Malaysiern, die auf der ganzen Welt in Chipfabriken arbeiten.,Die holen wir zurück.‘ Ich bin über Singapur zurückgeflogen und habe schnell Siemens besucht und gefragt, wie das Geschäft in der Chipproduktion laufe. Man hat mir geantwortet:,Gut, zur Zeit sehr gut! Nur der Personalchef ist etwas sauer, weil die Malaysier gerade alle kündigen.‘«
Siemens ist sauer auf Zeiss, dessen Chef Späth die Chipfabrik in Malaysia baute, um billige Malaysier, die sich bei Siemens bestens schulen konnten, in seinen Profitreigen einzugliedern. Späth beschreibt in seiner schlitzohrigen Art, wie sich der Konkurrenzkampf in den nächsten Jahren intensivieren wird. Späth: »Sie können ganz schnell, weil die Globalisierung kein Kind des Ex- und Imports ist, sondern eigentlich eines der Kommunikation, morgens um zehn Uhr ein Fax nach Singapur schicken. Dort ist es dann fünf Uhr, und dann kommen die Chips auf den Flughafen. Jede Nacht fliegen zwei Jumbos nach Deutschland, die morgens zwischen sechs und sieben Uhr pünktlich hier sind. Luftfracht kostet pro Kilo Chips 4,80 DM, welche Sie, bezogen auf den Wert von 100000 DM eines Kilos Chips, vergessen können. Es ist wahrscheinlich schwieriger, die Chips nach der Landung von München nach Passau zu bringen, als von Singapur nach München. Das Ergebnis ist, daß wir diese knallharte weltweite Arbeitszeit in der Produktion haben und von qualitativ immer besser werdenden Billiglohnländern bedroht werden. Dem können wir nicht ausweichen. Ausweichen bedeutet: Wir steigern die Produktivität in den alten Industrien, und wir brauchen eine innovative neue Industrie.«
Die Chips, für Billiglohn in Malaysia produziert, kommen durch die Verbesserung der internationalen Kommunikation (Internet etc.) nach Deutschland, wo sie in Stahlwerken oder der Autoproduktion zum Einsatz gelangen. Das bedeutet in der Konsequenz, Arbeitsplatzabbau hierzulande. Diejenigen, die nun als Jungunternehmer die Chipgestaltung und komplette Software der fortschreitenden Rationalisierung forcieren, sind nicht mehr nur die Ingenieure, sondern in vorderster Front die Informatiker und Computerexperten, deren »Marktinduzierung« lautet: Wie läßt sich die Besonderheit des Produktions- und Zirkulationsprozesses der Waren auf dem allgemeinen internationalen Markt beschleunigen und verbilligen?
Die New-Economy ist, wie Lothar Späth richtig bemerkt, »ganz stark eine Dienstleistungs-Economy«, sie dient nämlich der Beschleunigung der Industrieproduktion und -zirkulation, das ist ihr allgemeiner Zweck. Nicht die Rivalität von alter und »neuer Ã-konomie« ist Triebfeder der Globalisierung, sondern die »neue Ã-konomie« dient der alten. Dabei wird allerdings auch deutlich, welch große Möglichkeiten wir Menschen uns unbewußt, also hinter dem Rücken der um Marktvorteile kämpfenden Akteure, geschaffen haben, und wie wenig wir diese Möglichkeiten bewußt einzusetzen verstehen, um international die menschlichen Verkehrsformen auf die Ebene einer internationalen Kooperation zu heben, in der die Menschen in Malaysia wie in Passau ein gemeinsames Ziel mit ihrer Arbeit verbinden: Die Gestaltung unserer Welt dahin zu verbessern, daß sie menschlich sinnlicher wird und sich jeder Mensch zu einer wirklichen Persönlichkeit entwickeln kann.
Weltspielregeln für den Markt
Wer diese Möglichkeiten in der menschlichen Entwicklung nicht sieht, sondern lediglich mit dem eisernen Willen des Gerechtigkeitsfanatikers gegen die Globalisierung antritt, der hat gegen Lothar Späth schon verloren, denn eine gerechtere Verteilung ändert ja nichts am Charakter der Beziehungen, welche die Menschen in der Arbeit und im Waren-Kapital-Verkehr miteinander eingehen. Späth lacht über Oskar Lafontaine und jene, die »Weltspielregeln« der Gerechtigkeit aufstellen möchten. Zynisch stellt er fest: »Wenn wir bei den Löhnen und Sozialleistungen Weltspielregeln haben wollen, dann müssen Sie eine Lösung finden. Wenn VW in Wolfsburg fünfzig Mark für die Stunde bezahlt, einschließlich Nebenkosten, und in Pudong bei Schanghai nur 92 Pfennig, gibt es ein Problem. Nehmen wir ferner an, wir machen jetzt einen Weltautolohn: DM 25,46 - das bekommen Sie mit den Chinesen hin! Die andere Alternative wäre, daß wir nie mehr als 50 Mark sagen, wenn die nie mehr als 92 Pfennig sagen. Das bekommen wir nun wieder nur mit den Wolfsburgern hin. Weil wir aber 1,2 Milliarden Chinesen und eine Milliarde Inder haben und eine Weltabstimmung machen, dann fallen wir unter die Fünfprozentklausel. Das also geht nicht.«
Das ist »Marktinduzierung«: Erkenne die Besonderheit der chinesischen und deutschen Arbeiter und warte auf die allgemeine Konkurrenz, die sich aus dieser Besonderheit in Bewegung setzt, dann kannst du als Unternehmer absahnen. Späth verlangt diese Erkenntnisfähigkeit vom Jungunternehmer. Der Wille, reich werden zu wollen, nutzt nämlich allein nichts, wenn der Jungunternehmer nicht erkennt, wie er die Beziehungen der Menschen für seinen eigenen Vorteil ausnutzen kann.
Wie nutzt er die Billiglöhne in Malaysia? Wer braucht in Europa die Produkte der Arbeit in Malaysia? Da das ja durchaus in den Ohren braver Studenten wissenschaftlich klingt und vom Erfolg dieser »Marktinduzierung« offensichtlich abhängt, ob denn der tollkühne Jungunternehmer sein Ziel, Millionär werden zu wollen, erreicht, klingt es doch eher lächerlich, wenn von diesem hart arbeitenden Unternehmerjüngling verlangt wird, er möge nun einen größeren Teil seines Vermögens an diejenigen abtreten, die sich nicht durch die Qual der »Marktinduzierung« hindurchgearbeitet haben. Statt nach gerechterer Verteilung der Vermögen zu schreien, sollte nach dem Charakter gefragt werden, durch den die gesellschaftliche Arbeit wohl geprägt sein müßte, um nicht menschliche Entfremdung im goldenen Käfig oder in den blechernen Hütten Malaysias weiter wachsen zu lassen.
Siegen, siegen, siegen
Für unpopuläre Fragen bekamen vor dreißig Jahren auch Intellektuelle im Musterländle - wo Späth als CDU-Chef, Innenminister und Ministerpräsident residierte - Berufsverbot. Späth grinst, wenn er an diese Zeiten zurückdenkt: »Die 68er haben ausgedient, die 88er kommen. Und die 68er waren für mich die Generation, die die Schiedsrichter gezüchtet hat in Deutschland, und jetzt kommen wieder die Stürmer. Das wurde aber auch höchste Zeit, denn wir waren ja schon soweit, daß beim Fußballanpfiff 22 Schiedsrichter aufs Feld liefen und ein Stürmer in der Umschulung war. Deshalb werden Sie sehen, daß sich auch politisch einiges verändert, daß nämlich die junge muntere Generation herangeht und sagt:,No Risk, No Fun!‘«
Späth mag keine Querdenker oder Schiedsrichter, er liebt den Sturm nach vorne! Nicht über den Sinn des Ganzen nachdenken und nachfragen, sondern siegen, siegen, siegen, das ist seine Devise. Ohne die 68er, die massiv gegen jegliche Staatsautorität stürmten, um Freiheit von Forschung und Lehre zu erkämpfen, wäre Späth sicher Finanzbeamter geblieben, seine Sprüche von heute: die Politik müsse »die Finger weglassen von dem Gedanken, daß sie zum Beispiel diesen Globalisierungsprozeß stoppen kann«, wären ihm niemals über die Lippen gekommen. Der Sturm der 68er, geführt im Namen der Emanzipation von einer staatsgläubigen Nazigeneration, führte, allerdings ohne Absicht dieser Bewegung, zum heutigen Sturm der 88er, die sich auf Privatakademien und Stiftungsuniversitäten, unabhängig von staatlicher Bürokratie, ganz auf »Marktinduzierung« coachen lassen. Das Erfolgsrezept des »Spät(h)kapitalismus« heißt, »immer Universität, möglichst aber noch eine Fachhochschule, möglichst noch ein Fraunhofer-Institut, wenn es geht sogar noch ein Max-Planck-Institut dazu, eine Einrichtung für Technologietransfer und ein Klima das unternehmensfreundlich ist.« Im »Spät(h)kapitalismus« steht dem Bourgeois kein lästiger Bürokrat mehr gegenüber, der den Finger hebt und sagt, was du da in Malaysia, Indien oder Wolfsburg tust, verstößt gegen die Menschen-, Betriebsverfassungs- oder Tarifrechte.
Ständegesellschaft
Betriebskindergärten werden in dieser freien Gesellschaft wieder entstehen, allerdings nicht für die Kantinenfrau, die dem glatzköpfigen Jungdynamicus frischen Obstsaft preßt, sondern für den Spitzenmann mit »Stock-Options«. Späth bringt für diese neue Form der modernen Dienstleistung ein überzeugendes Beispiel. »Ich habe einen Spitzenmann. Der bekommt jeden Tag ein Angebot von einer Firma in der Gegend von 600000 bis 700000 DM und Stock-Options. Da habe ich gerechnet, wenn der weggeht, dann kostet mich das mindestens eine Million, bis ich ihn durch einen anderen ersetzt habe. Nun habe ich gerechnet, was eine Kindergärtnerin kostet. Da hatte ich die Lösung, denn ich wußte, dessen Frau arbeitet im gleichen Betrieb und bekommt ein Kind. Ein Kindergarten mußte her. Deshalb blieb der Spitzenmann. Aber sicherlich hat seine Frau gesagt: Ich sorge schon für das Kind, aber ich bringe es morgens mit, und ich will im Betrieb bleiben, und wenn ich bleibe, bleibst du auch! Schauen Sie: Plötzlich bekommen wir wieder Betriebskindergärten - nicht mehr so, wie gewohnt, für die Belegschaft - (!), aber wir bekommen plötzlich Dienstleistungsaufgaben.« Endlich hat mal ein Politiker gesagt, was er sich unter einer Dienstleistungsgesellschaft eigentlich vorstellt: Er will die Ständegesellschaft, in der die einen Diener, die anderen die Herrschaften sind.
Späth zählt zu jenen Populisten, für die es chic geworden ist, die Bürokratie der repräsentativen Demokratie zu kritisieren. Sie meckern über die »Verkrustungen der Strukturen« oder »Bürokratisierungen« des Staates und haben dabei nur partikulare Interessen im Kopf. Wenn Lothar Späth weltmännisch erklärt, daß er der SPD nicht zutraue, »weniger Staatseinfluß und Bürokratieabbau durchzusetzen«, macht er durch seine Haltung zum neuen Tariftreuegesetz deutlich, was das im konkreten für ihn bedeutet. »Ich kann mich nicht für diese Neuregelung aussprechen (....), für den ostdeutschen Bau, der nur noch dadurch gestützt wird, daß er sich im Westen mit günstigeren Löhnen ein paar Aufträge holen kann, wären die Auswirkungen verheerend.« (Rheinischer Merkur, 22/2002) Späth fordert Freiheit für die totale Ausbeutung aller abhängig Beschäftigten oder Zwangsselbständigen. Dabei bekommt er tatkräftige Unterstützung vom BDI-Chef Michael Rogowski, den ärgert die Tarifautonomie auf der Grundlage von Flächentarifverträgen genauso. Streiks, so Rogowski, seien »martialische Instrumente aus dem vorletzten Jahrhundert«, die durch »neue Konzepte der Lohnfindung« und weitgehende Autonomie der Betriebe bei Lohn- und Arbeitszeitfragen ersetzt werden müßten. Es müsse Schluß damit sein, »daß sich die Gewerkschaften wie eine Neben-, ja sogar wie eine Hauptregierung gebärden«.
Der Kündigungsschutz, die Mitbestimmung, die Versicherungspflicht für geringfügig Beschäftigte und das Recht auf Teilzeitarbeit müßten weitgehend abgeschafft werden. So spricht der Antibürokrat, der alles konkret im Interesse der bürgerlichen Marktwirtschaft regeln möchte.
Wenn Arbeiter und Angestellte die »martialische« Waffe des Streiks einsetzen wollen, um den Preis ihrer Arbeitskraft dem gesellschaftlichen Wert anzupassen, tun sie doch nur das, was jeder Antibürokrat täglich tut. Unternehmer Späth versuchte doch stets, den möglichst höchsten Preis für den Wert seiner Zeissprodukte zu erzielen. Genau das aber wollen die Streikenden für ihre Ware Arbeitskraft auch erreichen. Gehört das etwa nicht zur Freiheit? Nur durch Streik erzielten die Beschäftigten der Metallindustrie 2002 die Durchsetzung der Preiserhöhung ihrer Arbeitskraft um vier Prozent. Ein Streiktag, so beschwerte sich die Geschäftsführung von Porsche, koste das Unternehmen elf Millionen Euro. Was den nüchtern blickenden Betrachter ja lediglich zu dem Entschluß kommen lassen könnte, daß die Arbeiter und Angestellten des Unternehmens wohl offensichtlich doch immer noch diejenigen sind, die allen Porsche-Reichtum produzieren, obwohl sich kein Porsche-Arbeiter einen Porsche leisten kann. Wozu auch? Er soll sie ja bloß bauen, fahren tun sie die anderen mit den »Stock-Options«.
Es steht und fällt der Profit offensichtlich, wie vor sechzig Jahren, doch mit der »alten Ã-konomie«, das weiß natürlich auch das Schlitzohr aus dem Schwabenland, das antritt, um Wirtschaftsminister zu werden. Ob er dann alle Betriebskindergärten per Gesetz zur Schließung zwingt?
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