- Nochmal zum 11. September - Phoenix, 18.06.2002, 17:07
- 11.9.: Gezieltes unterlassen nehme ich auch an, immerhin gibt es dabei - LenzHannover, 18.06.2002, 17:31
Nochmal zum 11. September
Entnommen aus der"Zeit-Fragen", ein paar lesenswerte Gedanken.
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Artikel 5: Zeit-Fragen Nr. 25 vom 17. 6. 2002
Die sich wandelnde Geschichte und die Verschwörung der Untätigkeit
von Stephen J. Sniegoski, USA
Die offizielle Version der Geschichte des 11. September verändert sich ständig, während eine Flut von Informationen herausschwappt, die beweist, dass die Regierung im Vorfeld vor den Terroranschlägen gewarnt wurde. Es zeigt sich, dass der Anschlag kein Blitz aus heiterem Himmel war, wie uns zuvor erzählt worden war und wie es uns bei solchen Ereignissen normalerweise erzählt wird.
Gemäss der ersten wichtigen Enthüllung durch die Medien erhielt Präsident Bush mehr als einen Monat vor der Tragödie des 11. September von der CIA eine Nachricht, die eine potentielle Jet-Flugzeugentführung durch die al-Kaida erwähnte. Der erste «Spin» der Bush-Administration bestand nun darin zu behaupten, man habe sie zwar auf eine mögliche Flugzeugentführung aufmerksam gemacht, ihnen jedoch dennoch keinen Hinweis darauf gegeben, dass die Flugzeugentführer die Flugzeuge über Gebäuden abstürzen lassen würden.
Rolle der Medien
Die etablierten Medien enthüllten als nächstes, dass die Regierung Sorge geäussert hätte, weil sich Terroristen in amerikanischen Flugschulen ausbilden liessen. Bei «traditionellen» Flugzeugentführungen be-steht natürlich für die Flugzeugentführer keine Notwendigkeit, fliegen zu lernen. Als nächstes enthüllten die grossen Medien, dass in verschiedenen Berichten zur nationalen Sicherheit schon seit mehreren Jahren das Szenario, bei dem ein Flugzeug als (fern)gelenktes Geschoss eingesetzt würde, in die Überlegungen einbezogen worden war, ungeachtet der Beteuerungen von hohen Regierungsbeamten, dass so etwas unvorstellbar sei.
Es ist wahrscheinlich, dass ein paar Zionisten des Likud-Blocks Bushs Ansehen in der Ã-ffentlichkeit abbauen wollen, damit seine Administration nicht mehr mächtig genug ist, auf Israel wegen seiner Palästina-Politik Druck auszuüben.
Natürlich überraschen diese neueren Enthüllungen niemanden. Die grossen Medien hatten bereits Informationen veröffentlicht, die diese Schlussfolgerungen nahelegten, und wenn einer nachforschte, konnte er sie finden. Die Informationen waren auf verschiedenen Websites, die in Opposition zum politischen Establishment stehen, veröffentlicht und interpretiert worden. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte ich meine Serie zum 11. September nicht schreiben können.
Was sich neuerdings geändert hat, ist, dass die amerikanischen Trendmedien viel mehr solcher Enthüllungen liefern und sie auch umfassend verbreiten. Darüber hinaus erklären die Medien jetzt auch, was diese Informationen bedeuten, verbinden die Punkte, stellen Zusammenhänge her. Ein paar Informationshäppchen zu liefern, die der offiziellen Version widersprechen und sie unverstanden und ohne Zusammenhang vor sich hindämmern zu lassen, ist das eine; etwas ganz anderes ist es aber, die Schlagzeilen grölen zu lassen: «Bush-Administration wusste im voraus über die Terroranschläge Bescheid!»
Medien im Wahlkampf
Warum, so könnte man nun fragen, veröffentlichen die Trendmedien jetzt Informationen, die der öffentlichen Kritik acht Monate lang weitgehend entzogen wurden? Es ist im wesentlichen die Bemühung liberaler Demokraten und ihrer Anhänger, die Bush-Administration zu diskreditieren. Während die Liberalen und die Demokraten des Establishments den «Krieg gegen den Terrorismus» befürworten, bereitet es ihnen keine Freude, dass Bush als grossem Kriegführer Anerkennung gezollt wurde. Wahrscheinlich haben auch ein paar Zionisten des Likud-Blocks Bush sein öffentliches Format mehr und mehr nehmen wollen, damit seine Administration nicht mehr die Macht hat, Israel wegen Palästina unter Druck zu setzen.
Die Kritiker der Bush-Administration aus dem Establishment müssen jedoch eine genaue Linie einhalten: Sie müssen sich darauf beschränken, Inkompetenzen zu bemängeln und darauf zu hoffen, dass andere, «weniger verantwortungsvolle» Autoren die gelieferten Informationen nicht anders verwenden, indem sie nämlich das Regime beschuldigen, absichtlich einen Terroranschlag in Kauf genommen zu haben, um eine Rechtfertigung für ihre schon lange bestehenden aussenpolitischen Pläne zu haben.
Der gegenwärtige Erklärungsansatz der Verteidiger von Präsident Bush lautet, dass die Administration zwar ein paar allgemeine Dinge über die bevorstehenden Terroranschläge wusste, sie jedoch nicht über Einzelheiten informiert war: So kannte sie weder das Datum des Anschlags noch den Ort, wo er stattfinden sollte. Sie wusste nicht, welche Flugzeuge genau entführt werden sollten und kannte die Namen der beteiligten Personen nicht. Wenn die Medien dann weiterhin aufdecken, dass Washington über detaillierte Informationen verfügte, die auf einen Selbstmordanschlag mit Flugzeugentführung hindeuteten, behaupten so hochgestellte Persönlichkeiten wie Vize-Präsident Cheney, dass die höheren Regierungsbeamten diese Informationen nie zu Gesicht bekommen hätten.
Keine Informationen
Wir - das gemeine Volk - könnten nur herausfinden, welche Informationen des Geheimdienstes die Administration wann hatte, wenn diese Informationen den Ermittlungsbehörden herausgegeben würden, aber die Bush-Beamten sagen, sie können aus Gründen der nationalen Sicherheit keine geheimdienstlichen Informationen veröffentlichen. Man kann sich natürlich kaum vorstellen, wie die nationale Sicherheit noch mehr beschädigt werden könnte als durch den 11. September. Der pflichtbewusste (wenn auch etwas naive) Staatsbürgerkunde-Student könnte nun argumentieren, dass die Regierungsbeamten ihre schmutzige Wäsche doch in der Ã-ffentlichkeit waschen sollten, damit der amerikanische Geheimdienst verbessert würde und dann tatsächlich anfangen könnte, die Amerikaner zu beschützen.
Aber sie können doch nicht in «Kriegszeiten» in Geheimdienstangelegenheiten herumwühlen, knurren die Gehilfen der Bush-Administration. Aus der Sicht von jemandem wie mir, der glaubt, dass das Versagen der Regierung, aufgrund von Informationen des Geheimdienstes etwas zu unternehmen, auf einer bewussten Taktik beruhte, um die Vereinigten Staaten in einen Krieg zu verwickeln, erinnert diese Abwehr «Keine genauen Untersuchungen in Kriegszeiten» an die klassische Geschichte von dem Sohn, der seine Eltern umbringt und dann vor Gericht um Strafmilderung bittet, weil er ein Waisenkind ist.
* * *
Das Alibi der «mangelnden Kompetenz» lässt die wichtige Tatsache ausser acht, dass eine solche «mangelnde Kompetenz» es der Bush-Administration ermöglichte, ihre bereits existierenden aussenpolitischen Kriegspläne umzusetzen.
Als Entschuldigung für Washingtons Passivität im Vorfeld des 11. September ist die ganze Frage, wie detailliert die Information war, nur ein Ablenkungsmanöver. Um die Anschläge des 11. September zu verhindern, hätte es vielleicht - vielleicht - einer ganzen Menge von ultra-spezifischen Informationen über die Pläne der Terroristen bedurft; aber viel weniger Wissen - und viel weniger detailliertes Wissen - hätte ausgereicht, um sofort Gegenmassnahmen zu ergreifen, und zwar in viel grösserem Umfang als das, was tatsächlich unternommen wurde.
Die von mir postulierte Theorie einer Verschwörung der Untätigkeit setzt kein detailliertes Vorwissen der Regierung voraus. Sie sagt einfach nur aus, dass die leitenden Beamten der US-Regierung sich einen terroristischen Vorfall wünschten, um eine Rechtfertigung für ihre vorher geplanten Aktionen zu haben. Dieser terroristische Vorfall hätte irgend etwas Bedeutsames sein können, nicht einmal unbedingt das terroristische Ereignis, das dann wirklich eintrat, als die mit Passagieren vollgestopften Jetliner in das Pentagon und die World-Trade-Türme krachten. Um ein terroristisches Ereignis geschehen zu lassen, war es für die Regierung nur nötig, auf jede Einmischung in terroristische Aktivitäten zu verzichten. Und die Regierung verhielt sich ganz sicher absichtlich so passiv.
Fassen wir noch einmal kurz zusammen: Die entscheidende Frage ist nicht, ob die amerikanische Regierung genug Informationen hatte, um die Ereignisse des 11. September zu stoppen, sondern ob sie über genug Informationen verfügte, um irgend etwas gegen das terroristische Netzwerk unternehmen zu können. Es scheint aufgrund der vorliegenden Beweise, dass eine viel stärkere Reaktion als die tatsächlich erfolgte angebracht gewesen wäre.
Inkompetenz als Alibi
Manche werden sagen, dass man von Regierungsorganisationen kein kompetentes Verhalten erwarten könne. Aber wenn die amerikanische Regierung schlicht nicht dazu in der Lage ist, auf Grund von Geheimdienstinformationen zu handeln, sind wir dazu berechtigt, uns zu fragen, warum die amerikanischen Steuerzahler für solch ein nutzloses Herumfummeln Milliarden von Dollar lockermachen sollen. Am wichtigsten ist jedoch - und dies muss besonders betont werden -, dass das «Inkompetenz-Alibi» darüber hinwegsieht, dass diese «Inkompetenz» es der Bush-Administration ermöglichte, ihre bereits bestehenden aussenpolitischen Kriegspläne in die Tat umzusetzen: Pläne, die man nicht oder nicht so leicht hätte umsetzen können, wenn die Bush-Administration auf «kompetentere» Weise gehandelt hätte und die terroristische Bedrohung bereits im Keim erstickt hätte! (Pläne der Administration, die al-Kaida und die Taliban anzugreifen, die bereits vor dem 11. September existierten, sind ebenfalls kürzlich von den Mainstream-Medien veröffentlicht worden.)
Unser Präsident ist in seiner Administration so ungefähr der letzte, der irgend etwas über irgend etwas erfährt.
Im gewöhnlichen Alltagsgeschäft des Lebens würde man das Argument, dass ein erwünschter Effekt durch Inkompetenz zu erzielen ist, höchst skeptisch beurteilen. Wenigstens würde die alternative Erklärung, dass ein gewünschtes Resultat durch bewusste Planung erreicht wird, nicht als unvorstellbar beurteilt.
Es wird Patrioten geben, die total entsetzt sind über das, was ich da andeute: Kein amerikanischer Führer würde so heimtückisch sein, den Tod von 3000 Amerikanern in Kauf zu nehmen, egal wie wichtig sein Ziel auch für die Realpolitik sein mag. Sicher würden nur hochrangige Mitglieder der «Achse des Bösen» zu solch einer Ungeheuerlichkeit fähig sein. Unser Präsident in eigener Person hat diese Frage in seiner üblichen weltklugen Art angesprochen: «Wenn ich gewusst hätte, dass der Feind an diesem schicksalhaften Morgen Flugzeuge benutzen würde, um zu töten, hätte ich alles getan, um die amerikanischen Menschen zu beschützen.» Nun, es ist wirklich hart, sich vorzustellen, unser Präsident hätte das Gegenteil gesagt: «Hätte ich gewusst, dass der Feind Tausende von Amerikanern dahinschlachten würde, hätte ich keinen Finger gerührt, um das zu verhindern.» Ich glaube jedoch, dass unser Präsident mit seiner Erklärung absolut die Wahrheit sagte: Wenn er von dem bevorstehenden Angriff gewusst hätte, hätte er gehandelt - nach bestem Wissen und Gewissen. Das Problem ist bloss: Unser Präsident ist der letzte Mensch in seiner Regierung, der irgend etwas über irgend etwas erfährt!
Was ist aber mit den einigermassen intelligenten Leuten, die in Wirklichkeit die Bush-Regierung leiten - insbesondere Donald Rumsfeld und Richard Cheney? Kaltblütige, altgediente Bevollmächtigte des Empires - man kann sie sich doch nicht als Monster, fähig zu nie dagewesener Schurkerei vorstellen! Selbst wenn sie den terroristischen Angriff erwartet hätten, können wir doch vernünftigerweise nicht annehmen, sie hätten die schrecklichen Folgen vorausgesehen. Wer hätte sich jemals den Kollaps der Türme des World Trade Centers vorstellen können?
Mossad ist nicht für Inkompetenz bekannt
Im Interesse derjenigen, die immer noch treu der offiziellen Geschichte glauben (welche Version dieser Geschichte auch im Moment gerade zirkulieren mag), müssen wir noch einmal die israelischen Spione erwähnen. Die Verwicklung der Israeli in die Angelegenheit ist eine derart heisse Kartoffel, dass die zum Establishment gehörenden Bush-Kritiker so etwas nicht auszusprechen wagen. Wenn die amerikanischen Geheimdienste und die Dienste für die Innere Sicherheit wirklich absolut inkompetent sind, hat man Derartiges beim Mossad noch nicht bemerkt. Wenn die Bush-Adminstration Informationen über islamische Terroristen besass, dann waren solche Informationen sicherlich auch im Besitz der israelischen Spione. Israelische Spione, getarnt als «Kunststudenten», schafften es immerhin, auf derselben Strasse in Hollywood, Florida, zu wohnen wie Mohammed Atta, was zeigt, dass sie Schlüsselfiguren in dem ganzen terroristischen Plan waren.
Selbst wenn wir annehmen, dass es sein könnte, dass die US-Regierung keine Kenntnis über den bevorstehenden terroristischen Anschlag hatte, es scheint absolut unmöglich, dass die Israeli nichts wussten.
Aber schon sehe ich vor meinem geistigen Auge wieder das Establishment, wie es gläubig aufsagt: «Dieses ganze Verschwörungsgerede ist reine Spekulation.» Stimmt, aber es ist ebenfalls Spekulation, daran zu glauben, dass die Bush-Administration ihr Bestes tat oder inkompetent war. Die Theorie einer Verschwörung des Nicht-Handelns der USA oder Israels ist Spekulation - aber es ist eine Spekulation, die am besten zu den Tatsachen passt.
Artikel 5: Zeit-Fragen Nr.25 vom 17.6.2002, letzte Änderung am 17.6. 2002
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