- @Baldur - Tassie Devil, 23.06.2002, 05:48
- Re: @TassieDevil, Realsatire bester Güte - Baldur der Ketzer, 23.06.2002, 15:13
@Baldur
Baldur, hallo,
mal eine Frage: kurvst Du eigentlich noch ab und zu ausschliesslich lesender Weise in Deine ehemalige Wirkungsstaette (Forum der Libs) rein?
Ich mache das manchmal, im Schnitt vielleicht ein bis zwei Male hoechstens im Monat.
Bekannter Weise wurde ja dieses seit langem Antrags-/Passwort-geschuetzte Forum im Zuge des moellemannschen antisemitischen Fettnapfes von einer braunen Beitragslawine voll erfassend ueberflutet, die von nur sehr wenigen Beitragsschreibern losgetreten worden sei, so zumindest die offizielle Leseart.
Im Wirtschaftsthread bin ich dann auf einen Beitrag eines lieben alten Bekannten gestossen, der sich - heute wohl stark ermattet, die Anzahl seiner Beitraege laesst im Gegensatz zu frueher sehr zu wuenschen uebrig - in den guten alten Zeiten mainstreamig liberalst auch zu einem der in Wirtschaftsfragen kompetentesten Grossgladiatoren aufgebaut hatte.
Wie ich den Beitrag unseres liberalen Wirtschaftszampanos so las, bist gleich Du mir eingefallen. Einen Teil dieses Beitrages zitiere ich zu Deiner Erheiterung, vielleicht schmunzelt der eine oder andere am Board hier mit, JueKue hat hoffentlich nix dagegen.
Also, zunaechst der Diskussionspartner in der Vorlage:
>> Aber nochmal auf die Arbeitgeber (ich bin bestimmt kein
>> Sozi), aber die Herren machen es sich tw. ziemlich einfach,
>> erst bauen sie den Mist und rufen dann nach der Politik -
>> Greencard/Facharbeitermangel. Erst wollen sie nicht
>> ausbilden, weil man braucht ja dieses Quartal keine Leute,
>> ups jetzt fehlen uns welche, da muß die Politik was machen.
Jetzt unser liberaler Wirtschaftsgigant, pass mal auf:
Satz 1:
>Nun, wenn auch kein Sozi, so ist aber genau das Denken.
Groooeeel, lach, rotfl. Es denkt wie ein Sozi, schreibt wie ein Sozi, riecht wie ein Sozi, ist aber kein Sozi, was ist das?
Satz 2:
>Es ist nicht die Aufgabe der Wirtschaft die Zukunft zu planen, eine Firma >optimiert ihren eigenen Gewinn, sie kann gar nichts anderes leisten.
Mir drueckt es vor Lachen schon wieder die Traenen in die Augen, echt: die sichere Gewinnoptimierung juristischer Personen mittels fehlenden Zukunftspleanen als singulaeres Leistungsmerkmal. Oder mit anderen, dottores Worten: Aufwaerts ohne Ende.
Satz 3:
>Wenn jemand Interesse an der Ausbildung in einem bestimmten Beruf hat, dann >doch wohl nur derjenige selbst.
Ein zweifellos interessantes Statement eines pseudoliberalen Wirtschaftsgrossdompteurs, verschleiert er hier doch letztendlich marktwirtschaftliches Prinzip von Angebot/Nachfrage.
Satz 4:
>Und hier ist in der Tat der Staat als Vertreter seiner Bürger gefragt (die ihn >ja ziemlich übel dafür allimentieren müssen), diesen das notwendige Wissen >mitzugeben, was sich zukünftig für sie lohnen könnte.
Jeeetzt laesst er die Katze aus dem Sack. Der Staat als Vertreter seiner Buerger, oohhh Mannnn! Ich denke, der Staat sind wir doch alle!? Koennen sich die Buerger denn selbst vertreten? Oder doch nicht, weil... oder wie, oder was, oder wo? Und der Staat weiss, so unser liberaler Wirtschaftsfachmann, um das notwendige Wissen seiner Buerger, was sich ggf. irgendwann mal fuer sie lohnen KOENNTE (hier zieht er rein praeventiv seine Nase wieder zurueck, es koennte ja ungemuetlich zugig werden).
Satz 5:
>Hier ist nicht die Wirtschaft gefragt, sondern der einzelne selbst.
Aha. Also doch nicht der Staat, und schon garnicht die Wirtschaft, sondern der einzelne selbst. Frueher hat Bauknecht die Giovannis aus bella Italia herangekarrt: nur Bauknecht weiss was Frauen wuenschen. Heute hat auch Ali zu wissen, was sich Bauknecht in Zukunft wuenschen wird, der Staat hilft ihm dabei.
Irre.
Satz 6:
>Obwohl man sich natürlich schon fragen muss, wie es sein kann, dass man >einerseits 800 neue Germanisten im Semester hat, aber nur 50 Ingenieure, aber >das ist ein anderes Thema.
Der Deckel der Problem-Blackbox mit allen Ottern, Schlangen und Gewuerm springt jetzt auf, unsere liberale Wirtschaftskoryphaee drueckt ihn aber sofort wieder zu, weil ist anderes Geschichte.
Jetzt der Diskussionspartner:
>> Und da hast Du recht, da waren die uns im Frühkapitalismus
>> voraus, die haben nicht nur in Quartalen gedacht wie heut.
Und Baldur, ich sage Dir, Sultan Kohl kriegt noch seine Bismarck-Denkmaeler gebaut, nicht so hoch, sondern so tief, ab Sockel Unterkante.
Nun der letzte Satz unseres Liberalexperten:
>Die mussten auch nicht mit 50% Staatsquote und 138736 Verordnungen kämpfen.
Wenn das Thomas Dehler oder Konrad Adenauer wuessten, was ihre Enkel alles so getrieben haben und treiben. Willy hat vor etwa 30 Jahren den EURO-Sozialismus propagiert, klingt doch gut diese Wortschoepfung, oder? Ich fuerchte nur, man hat inzwischen zum EURO-Kommunismus konvertiert, oder ist doch zumindest emsig dabei.
Sei deshalb vorsichtig mit Investitionen, die Realwirtschaft geht tiieef runter, ein Ende ist nicht absehbar. Schlussendlich ist doch die Realwirtschaft der Hund, der mit dem Schwanz wedelt.
Heartly
Tassie Devil
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