- Telebörse und SPD - zwei gute Nachrichten für die Anleger (Bernd Niquet) - yatri, 05.07.2002, 09:35
- eben, weil ich eben diese Steuerungerechtigkeit nicht ertragen kann, wähle ich - foreveryoung, 05.07.2002, 10:31
- Re: eben, weil ich eben diese Steuerungerechtigkeit nicht ertragen kann, wähle ich - tas, 05.07.2002, 12:15
- Ne ne, die waren wirklich SEHR GUT zu den Reichen & Zockern.... - LenzHannover, 05.07.2002, 13:17
- Re: eben, weil ich eben diese Steuerungerechtigkeit nicht ertragen kann, wähle ich - tas, 05.07.2002, 12:15
- Re: Das hätte man der SPD nicht zugetraut - JLL, 05.07.2002, 12:10
- eben, weil ich eben diese Steuerungerechtigkeit nicht ertragen kann, wähle ich - foreveryoung, 05.07.2002, 10:31
Telebörse und SPD - zwei gute Nachrichten für die Anleger (Bernd Niquet)
Telebörse und SPD - zwei gute Nachrichten für die Anleger
Die letzte Woche setzte ein sehr positives Zeichen für den deutschen Aktienmarkt: Mit der „Telebörse“ stellte die erste große Börsenzeitschrift ihr Erscheinen ein. Das bedeutet: Weniger Aktienhype, ein Herunterschrauben des Empfehlungswahnsinns, ein - im Hayekschen Sinne - Rückgang der Anmaßung von Wissen und keine 20, 50 oder 100 Prozent plus auf dem Papier mehr. Zudem wird mit dem „Aktionär“ in diesen Tagen ein weiteres großes Anlegermagazin in überarbeiteter Form für einen Euro pro Stück und damit sicherlich unter den Selbstkosten in den Markt geschickt.
Der Boom ist also auch hier definitiv zu Ende, und ich kann wieder einmal anfangen, meinen Spruch aus dem Jahre 2000 hervorzukramen: „Die Baisse ist erst dann zu Ende, wenn die Gurus gehasst werden.“ Nun habe ich zwar noch nichts von tätlichen Angriffen gehört und ist mir auch keine Anpflaumerei im Rahmen einer Call-In-Sendung im Fernsehen bekannt, doch der Magazin-Zusammenbruch ist trotz der Tragik für die einzelnen Betroffenen für die Gesamtheit der Anleger zumindest ein erstes gutes Zeichen. Es scheint langsam das Ende der großen Verarschung anzubrechen. Vielleicht gibt es daher wirklich bald Licht am Ende des Horizonts.
Und welchen Geistes Kind die Macher dieser Börsenblätter sind, beweist nicht zuletzt das Schluss-Editorial des Telebörsen-Chefredakteurs. Denn hier wird doch tatsächlich für die Einstellung eines derartigen Pipi-Blattes mit der Metapher „Die Revolution frisst ihre Kinder“ beinahe wortgleich auf Wolfgang Leonhards unvergessenes Buch angespielt, welches in unserem kollektiven Bewusstsein für nichts Geringeres als die totalitäre Umerziehung ganzer Generationen von Menschen sowie Millionen von Gräbern Unschuldiger steht. Man hat sich also nicht nur gewaltig im Ton vergriffen, sondern überschätzt sich selbst auch maßlos, immer noch.
Das Beste, was dem Anleger daher passieren könnte, wäre, dass alle diese Leute, die sich aufgrund ihrer Nähe zu den Finanzmärkten sowie die Fähigkeit, einen Griffel aufrecht halten zu können, für derart bedeutend und wichtig halten, in Edmund Stoibers Kompetenzteam berufen werden, damit derart wenigstens sichergestellt ist, dass die SPD im September erneut die Wahl gewinnt. Denn irgendwie ist es im öffentlichen Medienzirkus völlig untergegangen, dass mittlerweile die SPD die Partei der Kapitalinteressen ist, dass diese Partei in nur einer Legislaturperiode mehr für die Kapitalinteressen getan hat als die CDU und die FDP in der gesamten Zeit seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland.
Während Arbeitseinkommen in der Bundesrepublik nämlich weiterhin wie eh und je dem vollen Steuersatz unterliegen, werden Kapitaleinkommen seit kurzem nur noch mit dem halben Steuersatz besteuert - und zwar sowohl Kapitaleinkommen in Form von Dividendenzahlungen als auch solche, die durch Spekulationsgewinne erzielt werden. Steuersystematisch befinden wir uns deshalb unter der SPD-Obhut in einer Situation, in der die Lohneinkommensbezieher die Kapitaleinkommen steuerlich subventionieren. Wer das noch vor einigen Jahren und Jahrzehnten im Zusammenhang mit der SPD prognostiziert hätte, wäre wohl zu Recht gesteinigt worden.
Für jeden rationalen Kapitaleigentümer bleibt daher eigentlich kein anderer Weg als im Herbst für die SPD zu stimmen. Denn wer sollte ansonsten unser Kapital gegen die Baisse verteidigen? Nur merkwürdig, dass hier niemand aufmuckt. Sind wir alle schon so demütig gegenüber der allmächtigen Globalisierung geworden? Kaum einer, der es tatsächlich einmal wagt, in dieser Hinsicht „piep“ zu sagen. Und während ich das gerade meiner Frau erzähle, schaut mich meine kleine Tochter, die im August zwei Jahre alt wird, lächelnd an und sagt auf einmal „piep“. Auch hier hält die Zukunft also möglicherweise Hoffnung bereit.
Bernd Niquet, im Juli 2002
<ul> ~ Die Quelle</ul>
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