- Und noch einmal: Zur Lage der Versicherungen - Popeye, 05.07.2002, 15:20
Und noch einmal: Zur Lage der Versicherungen
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Hannoversche kürzt Bonus für
Lebensversicherte
Hannoversche Leben reduziert den am Laufzeitende
fälligen Schlußgewinn / Fehlende Rücklagen
sfu. FRANKFURT, 4. Juli. Wegen der fortwährend
schwierigen Ertragssituation senken erste deutsche
Lebensversicherer auch den sogenannten Schlußgewinn, der
zum Vertragsende als Bonus an die Versicherten gezahlt wird.
Wie erst jetzt bekannt wurde, hat etwa der Direktversicherer
Hannoversche Leben die Zahlung des Schlußgewinnanteils von
jährlich 7 Promille der vereinbarten Versicherungssumme für
Verträge, die vor September 1994 abgeschlossen wurden, von
2001 an komplett gestrichen. Für die nach dem September
1994 abgeschlossenen Verträge wurde die Bonuszahlung von
20 Prozent der jährlich gutgeschriebenen Gewinnanteile auf 10
Prozent halbiert. Das geht aus einem Brief hervor, der im
Rahmen der jährlichen Gewinnbenachrichtigung kürzlich den
Kunden der Hannoverschen Leben zugestellt wurde. Die
unterschiedliche Behandlung der Verträge ergibt sich aus der
Einführung einer neuen Tarifgeneration im September 1994, bei
der die Berechnungsgrundlage des Schlußgewinns von der
Versicherungssumme auf die Jahresgewinnanteile umgestellt
wurde.<BR/><BR/>Der Schlußgewinn ist ein Bestandteil der
Überschußbeteiligung, die bei Lebensversicherungsverträgen
zum Laufzeitende ausgezahlt wird. Normalerweise beträgt er
zwischen 20 und 25 Prozent der Summe der jährlich
gutgeschriebenen Gewinnanteile und kann als Treuebonus
angesehen werden. Eine Halbierung von 20 auf 10 Prozent
würde im Einzelfall bedeuten, daß bei Jahresgewinnanteilen von
insgesamt 50 000 Euro die Überschußbeteiligung von 60 000
auf 55 000 Euro sinkt. Für Versicherte ist eine Kürzung des
Schlußbonus schwer nachvollziehbar, weil die gültigen
Prozentsätze zumeist nur im jährlichen Geschäftsbericht
bekanntgegeben werden. Eine direkte Information an die
Kundschaft, wie von der Hannoverschen Leben praktiziert,
bleibt eher die Ausnahme.<BR/><BR/>Ein Branchenüberblick
über die Schlußgewinne der einzelnen Anbieter existiert derzeit
nicht. Vom Marktführer Allianz Leben war auf Anfrage zu
hören, es gebe derzeit keine Überlegungen, die Schlußgewinne
zu senken. Ähnlich äußerte sich die Alte Leipziger. Keine
Angaben konnte der Gesamtverband der Deutschen
Versicherungswirtschaft (GDV) zu dieser Thematik
machen.<BR/><BR/>Ein Anhaltspunkt kann jedoch die
Entwicklung der stillen Reserven sein. Je niedriger diese wegen
der andauernden Kursschwäche an den Kapitalmärkten ausfällt,
um so eher könnte ein Anbieter zu dem Schritt einer Kürzung
der Schlußgewinne gezwungen sein. Nach Angaben des
Branchendienstes Map-Report lag die Bewertungsreservequote
der Hannoverschen Leben bei 0,3 Prozent. Noch niedriger fiel
sie den Angaben zufolge bei den Anbietern Quelle und VPV (je
0,2 Prozent), Süddeutsche und Europa (je 0,1 Prozent),
WGV-Schwäbische und PB Leben (je 0 Prozent), Gerling E&L
(-0,4 Prozent), Ã-ffentliche Braunschweig (-0,7 Prozent),
Mannheimer (-1 Prozent) sowie Inter (-2,3 Prozent) aus. Die
Quote gibt das Verhältnis der Kapitalanlagenreserve zum
Jahresendbestand an Kapitalanlagen an.<BR/><BR/>Im
vergangenen Jahr und in den ersten Monaten dieses Jahres sind
die stillen Reserven der meisten Versicherer zum Teil
dramatisch gesunken. Diese Rücklagen mußten aufgelöst
werden, um trotz der Anlageverluste die Zusagen an die
Versicherten bedienen zu können. Nach Berechnungen von
WestLB Panmure sind inzwischen mehr als 80 Prozent der seit
Mitte der neunziger Jahre erwirtschafteten Bewertungsreserve
wegen des fortwährend negativen Börsenumfeldes aufgezehrt.
Um den Druck zu mindern, reagierten fast alle deutschen
Lebensversicherer zum Ende des vergangenen Jahres mit einer
Absenkung der Verzinsung auf die Sparguthaben ihrer Kunden.
Dieser Schritt kann jedoch zum Teil gemildert werden, indem
gleichzeitig der Schlußgewinn gesenkt wird.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2002, Nr. 153 / Seite 21
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