- Macht, Geld, Zins - Popeye, 05.07.2002, 13:21
- Gold / Silber als Abgabenproblem - dottore, 05.07.2002, 17:33
- Re: Gold / Silber als Abgabenproblem - Popeye, 05.07.2002, 19:57
- Gold / Silber als Abgabenproblem - dottore, 05.07.2002, 17:33
Gold / Silber als Abgabenproblem
>Hypothesen/Anmerkungen zu dottores Zinsentstehung
>Im Beitrag III Macht, Zins, Inflation von dottore Klick hier wird ein A-B-C Beispiel zur Abgabenmechanik in der Tauschwirtschaft erläutert. Dieses Beispiel führt dazu, dass dieses"Abgabengut" B im Verhältnis zu dem"Nicht-Abgabengut" A im Wert sinkt. Dottore nennt dies"Inflation". Aus meiner Sicht ist das keine Inflation. Inflation kann es (in einer Tauschwirtschaft) nur im Zusammenhang mit einer exogenen Vermehrung des als"Zahlungsmittels" anerkannten Tauschmittels geben. Aber das ist nicht mein Anliegen.
Sorry, Popeye,
von mir nicht verständlich genug ausgedrückt. Es wird nicht alles gegen alles getauscht. Markt und Tausch erst später, nach den Abgaben. Auch nachvollziehbar, da nicht heute: Kein Markt und Morgen erster Markttag überhaupt und Tausende strömen mit Tausenden Gütern dort zusammen. Jeder Tausch kann immer nur mit zwei Gütern gestartet sein.
Was wir im Beispiel haben sind nur Güter A und B. Beide werden in gleicher Menge (Gewicht gegen Gewicht) abgefordert.
Was wir bei A/B haben ist ein Markt mit zwei Marktteilnehmern (Macht / Machthelfer) und zwei Gütern, welche als zu verhandelnder Gegenstand in Frage kommen. Menge des einen Gutes jeweils nur in Menge des anderen ausdrückbar.
Beide Güter verändern über ihre Mengenveränderung die dafür zu erhaltende Menge des anderen Gutes. Die nachgefragte Menge ist aber preisunelastisch, da Zwang (Preis = Gütermenge jeweils von A oder B). Beide Güter stehen als Abgabe zur Verfügung.
Möglichkeit Eins: Menge A wird exogen vermehrt, dann sinkt der Wert der Abgabe A (hier als Abgabentitel, da Titel = Forderung, eben Abgabe) gegenüber B. Titel über B erhält eine Aufgeld gegenüber Titel A und umgekehrt.
Diese Differenz ist - bezogen auf beide Güter - ein Zins, da die Forderung als Forderung bereits ein Titel ist, wenn auch noch nicht fällig.
Inhaber des Aufgeld-Titels erhält eben mehr mit Hilfe seines Titels vom Abgeld-Titel und kann die Abgabe unterlaufen, denn er liefert im Abgeld-Titel ab, den er sich mit dem Aufgeld-Titel beschafft hat.
Möglichkeit Zwo: Abgabe wird erhöht, aber nur die in A. Dann erhält A-Titel wiederum Aufgeld gegen B-Titel vice versa B Abgeld - ebenfalls Zins wie oben.
Zins jeweils ausgedrückt in Mehr von einem der beiden Güter.
Sehr gutes Insistieren übrigens. Denn es erklärt ganz genau das leidige Gold / Silber-Problem ("Doppelwährung"), das sich als in praxi unlösbar herausgestellt hat.
Auf Kroisos, der daran schon scheiterte, war ich bereits früher ausführlich eingegangen. Er musste eine feste Gold-Silber-Parität einführen (Statere jeweils absolut gewichtsgleich) weil er nicht wusste, ob er sich Truppen aus Griechenland kaufen sollte (Silber) oder aus Persien (Gold), obendrein nicht, wen er (zuerst) angreifen sollte. Das Orakel in Delphi gab ihm dann auch die krumme Auskunft, die wir kennen.
Er musste aber das Machtbeschaffungsmetall bereit halten. Dann griff er Persien an. Silber logisch Aufgeld (Zins) gegenüber Gold. Also musste er die Goldstatere schwerer machen (8 auf 10 Gramm).
Ich hatte das bisher falsch interpretiert. Entschuldigung! Ich dachte, er hätte das Gold abgewertet (übliche Münzverschlechterung wg."Schulden" usw.). Tatsächlich war es umgekehrt. Ich hätte darauf kommen müssen, da seine schweren Statere erheblich seltener sind. Logisch, denn nach Kriegsbeginn ging er auch sehr schnell unter (= weniger Prägungen bzw. Umprägungen).
>Das Beispiel von dottore macht vielmehr deutlich dass, - und dies sollten die urzeitlichen Herrscher/Priester ziemlich schnell bemerkt haben - es sehr unvorteilhaft sein kann, ein einzelnes Tauschgut als Abgabengut zu selektieren.
Da liegt der Herrschafts-Hund begraben, in der Tat. Da wir von mehr als einer Abgabe zu Beginn von Zwangsherrschaft ausgehen müssen (der Abgeber könnte sich sonst mit dem Hinweis aus der Affäre ziehen:"Hab' so was gar nicht, noch nie gesehen..." usw.), gehts jetzt um die Optimierung: Was haben möglichst alle, bzw. was können sich möglichst alle beschaffen?
Da spielen Lagerung, Transport, Dichte, Gewicht, Haltbarkeit usw. eine Rolle. Weil Edelmetall dieses Problem am besten meistert, läuft es darauf hinaus. Ideales Abgabenmittel und über Tausch (zeitlich später und erst durch Abgabenzwang als"eintauschmöglich" erklärbar, über immer weitere Distanzen weg von der zentralen Inkassostelle der Macht, i.e. Palast, Tempel).
Dummerweise gab's halt Gold und Silber"nahe" beieinander. Dazu siehe eben.
Hätten wir nur ein einziges Abgabengut (Gold), dann wäre das überhaupt kein Problem, wie Du vermutest. Entwertet es sich wg. Mengen-Effekt (mehr Gold, weniger andere Waren), wird die Abgabenmenge (Gold) einfach erhöht (Macht ist ein komplett mengenelastischer Nachfrager).
Weil aber auch Silber existiert (kaum weniger ideales Abgabengut bezogen auf sonstige Güter), ist der Gold/Silber-Kampf unausweichlich. Sieger jene Macht, die ihr Abgabengut am schnellsten"ersetzen" kann, das während des Kampfes bei den Machterhaltern liegt (Sold, der obendrein gehortet wird). Athen hatte seine Bergewerke vor der Tür (Laurion) = Aufstieg zur Großmacht. Sparte siegte, als es die Zufuhr abschneiden konnte. Athen musste dann ins Gold"im Ort" wechseln (Einschmelzen der Athena-Statue des Phidias!), bisschen Prägung noch und hatte fertig.
Noch und noch ähnliche Beispiele (Rom / Karthago: Kampf um Spanien, doch nicht etwas"Kampf um Rom", darauf fielen nur die doofen Goten rein). Es geht immer um den ultimativen Tresor. Als erstes plünderten Saddams Truppen die Zentralbank von Kuwait. Das Ã-l kam als angenehmer Begleitumstand dazu. England / Spanien: Es ging ums südamerikanische Metall, nicht um"Land".
>Dies nicht nur wegen der von dottore geschilderten relativen Preisverschiebungen sondern auch wegen potentieller Miß- und Rekordernten, Lagerproblemen etc., die wiederum die Machterhaltung gefährden konnten.
Richtig. Ernteabforderung höchst delikates Machtmittel (siehe Joseph von Ägypten und sein Phararo). Lagerprobleme waren in der Antike gelöst (Mega-Tonkrüge in die Erde eingelassen, Luftdichtkammern usw.) Ansonsten: Das abfordern, dessen Menge (als Abgabenschuld) am schnellsten verändert und kontrolliert werden konnte. Mit Edelmetall hat die Macht das Beste an Abgabengut überhaupt: Sofort heraufzusetzen (Sondersteuer) und wenn nicht"lieferbar" entsteht unweigerlich Aufgeld, womit vor allem:
Der bereits aufgehäufte Schatz im Nostro der Macht automatisch wertvoller wird, sich also völlig klar verzinst (gemessen in bzw. verglichen mit allen übrigen Gütern)!
Mit diesem"System" wird Macht perfektioniert! Risiko A: Das Gold/Silber-Problem, Risko B: Umsturz - die Unteranen kommen selbst über die entstandenen"Märkte" (auch unter Kontrolle der Macht) nicht ans Abgabengut (Tempelschatz wird auch nicht mehr"verliehen") und greifen zu den Waffen.
>Das Bestreben der Herrscher/Priesterkaste mußte es vielmehr sein, sich von diesen Unwägbarkeiten der Tauschverhältnisse unabhängig zu machen, denn für den archaischen Machterhalt sind Versprechen (ich zahle den Rest nächstes Jahr) sicherlich ein tückischer Boden gewesen.
Dazu das bereits Ausgeführte. Macht muss die von ihr definierte Liquidität (= Abgabenliquidität) ohne Wenn und Aber vollstrecken. Sonst muss sie sich gar selbst verschulden und wohin das führt: Siehe heute!
Plus massenhaft Beispiele aus der Geschichte, z.B. Unterschied im Goldbestand der Reichsbank in WK I und II.
>Was also lag näher, als diese Probleme zu umgehen. Vielleicht zunächst durch eine Abgabenstrukture mit festgelegten Relationen: 1 Ochse = 5 Ziegen= 5 Zentner Weizen= 1 Jahr Frondienst etc. Aber früher oder später wurden in diese Abgabenstruktur Edelmetalle einbezogen. Und der Vorteil der Metalle wurde offenbar: Transportabel, unverwüstlich, Ernte- unabhängig.
Genau so. Die Relationen wurden nur nicht ex ante festgelegt, sondern zunächst nur die jeweiligen Mengen. Erst daraus entwickelten sich Mengenrelationen und damit Preise überhaupt.
>M.a.W. die Einführung eines edelmetallischen Abgabegutes, das damit - zunächst vielleicht unbeabsichtigt - zu einem allgemeinen Denominator und Tauschgut wurde, löste für die archaischen Herrschaftsstrukturen einige drängende Probleme. Von dort an war es nur noch ein kleiner Schritt zur Leihe dieses Tauschgutes und schließlich zu Darlehen und Zinsen.
Ja. Die Abgabe löst nicht nur archaische Probleme, sondern durchaus auch aktuelle. Jedenfalls schafft sie Märkte, Preise, Aufgeld, Abgeld, Renditen, Zinsen, Darlehen usw. - und zum Schluss jenes"System", was wir heute"Marktwirtschaft" (Kapitalismus) nennen. Das hat die Zugriffsmöglichkeit maximiert, geht aber nieder, da die Macht, wiewohl immer UR-Gläubiger auch zum Schuldner mutieren konnte, der die (vorübergehend!) entstandenen privaten Schuldner in den Ruin treibt.
Steigt der Vorabbezug der Abgaben (Staatsschulden) schneller als das BIP, aus dem die Abgaben letztlich nur geleistet werden können, kommt es unweigerlich zum Gesamtbankrott.
Au diesem Weg seit langem, sind wir bald am Ziel. Wie bald auch immer.
Gruß!
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