- Gedanken zur Diskussion"Prechter und seine Nachahmer" - Aristoteles, 07.07.2002, 22:11
- Re: Gedanken zur Diskussion - wheely, 07.07.2002, 22:46
- Re: Gedanken zur Diskussion - tas, 08.07.2002, 00:07
- Re: Gedanken zur Diskussion / Diesen Satz......... - JÜKÜ, 08.07.2002, 00:15
Gedanken zur Diskussion"Prechter und seine Nachahmer"
Man kann wohl lange über verschiedene „Heilslehren“ an der Börse streiten.
Meine eigenen Erfahrungen:
Ein Prinzip niemals zu Tode reiten, besonders nicht die EW-Theorie.
Sie kann manchmal sehr wertvolle Hinweise liefern, fast genauso oft liegt man mit EW-Prognosen aber völlig daneben. Aktuelles Beispiel: Prechter/Hochberg mit ihrem contracting triangle Szenario für Euro/Dollar. Falscher konnte man nicht liegen.
Dann aber gibt es gelegentlich auch faszinierende EW-Treffer, Prechters DJ-3600-Voraussage aus den frühen 80igern (auch wenn es dann doch mehr wurde) oder die korrekte Erkennung von Trendwenden im Jahr 2000 beispielsweise.
Das Pferdefuß bei Elliott: Es gibt so viele Formationen und Regeln, daß es beinahe egal ist, wie sich die Kurse tatsächlich entwickeln. Irgendeine „plausible“ Zählung findet man hinterher immer.
Ich kann nur jedem raten, eine"individuelle Strategie" zu entwickeln, denn
Kursentwicklungen sind leider sehr häufig nicht vorherzusehen - egal welche Analysemethode man zugrunde legt. Und Gurus sollte man ohnehin nicht folgen.
Interessant, was Kostolany über den „Guru of the decade“ und EW zu sagen hatte:
„Einer der Gurus, die das Blaue vom Himmel herunterflunkern, war eine Zeitlang ein gewisser Robert Prechter. Mit Mitte Dreißig wurde er der berühmteste Börsenguru der Welt gehandelt. Im August 1987 prophezeite er für das Jahr 1988 einen Dow Jones von genau 3686 Punkten, wie ein Meteorologe, der im Januar für den 15. August eine exakte Temperatur von 25,4 Grad Celsius prognostizieren würde. Unmittelbar nach dem Crash setzte Prechter plötzlich einen Dow Jones von nur noch 1300 Punkten, einige Wochen danach sogar nur noch von 400 Punkten an. Die Börse kann um 1000 Punkte fallen oder steigen, aber solche Prophezeiungen sind purer Schwachsinn. In chaotischen Zeiten wie heute wachsen Gurus aus dem Boden wie Pilze nach einem Wolkenbruch.“
„Ich kenne nicht einen einzigen Chartisten, der an der Börse erfolgreich gewesen wäre: Sie sind alle pleite gegangen.“
(aus: Kostolanys Börsenpsychologie)
Und was sagt Prechter selbst?
Ich habe den Eindruck, daß auch er dazugelernt hat, so hatte er vor kurzem in einem Interview abgelehnt, konkrete Punktestände zu prognostizieren.
Zu einem bestimmten Rohstoff sagt er ganz freimütig: Er könnte unter 200 fallen, aber wer weiß, ich habe mich schonmal geirrt.
Und er gibt offen zu, daß EW-Prognosen am besten in hochemotionalen Marktphasen funktionieren. (Oder umgekehrt: in anderen Phasen kommt oft ziemlicher Unsinn dabei heraus)
Kostolany hat es wohl auf den Punkt gebracht, als er einmal zugab, daß 49% seiner Spekulationen floppten. Aber, so sagte er, 51% waren erfolgreich (und von der Differenz konnte er gut leben). Manchmal denke ich, daß es mit Elliott-Analysen ähnlich läuft.
Wenn es eine zuverlässige Prognosemethode für Aktien- oder sonstige Märkte geben würde, hätte sie sich bestimmt schon herumgesprochen.
„Gurus“ oder „Propheten“ gegenüber sollte man immer skeptisch bleiben.
Und sollte ein Guru einmal Erfolg haben, so gilt das alte Gesetz
Every Guru (Hero) turns into a fool when he lives long enough
Oder wie glauben einfach dem alten Kostolany:
„Wer’s kann, handelt an der Börse, wer’s nicht kann, berät andere“
A.
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