- Dottores neue Theorie: Geldschöpfung und Geldschröpfung - netrader, 07.07.2002, 23:22
- Re: Dottores neue Theorie: Geldschöpfung und Geldschröpfung - Fürst Luschi, 08.07.2002, 03:17
Re: Dottores neue Theorie: Geldschöpfung und Geldschröpfung
>Apropos"Geldschöpfung" durch Einschaltung juristischer Personen
>Der Gedanke bedarf noch einer konsequenten Fortführung.
>"Geldschöpfung" (=Geldschröpfung von Anlegern) vollzieht sich bei juristischen Personen privaten Rechts über die Aktivseite der Bilanz. Hierbei ziehen Gründer, Promoter, Investmentbanker und Staat (der bei Aktivierungen keine sofortigen Betriebsausgaben anerkennen muss) an einem Strang. Wirtschaftsprüfer sind kein ausreichender Hemmschuh.
Hier wird ja kein neues Geld geschaffen. Der Hauseigentümer der eine Grundschuld aufnimmt, um sich Aktien zu kaufen, schöpft neues Geld. Derjenige der sein Haus dafür verkauft, nicht.
Und was immer mit den Aktivseiten der Bilanzen gemacht wird, sie werden danach vom Markt bewertet. Also: Ist es jetzt schlau Eigentümer von diesem oder jenem zu sein. Oder: ist es schlau neues Eigentum zu schaffen und dafür altes Eigentum zu verpfänden. Die Neuerschaffer werden mit den Anrechten gegen das alte Eigentum bezahlt.
>Aktivseiten sind die substanziellen Gegenposten für die Beteiligungsrechte (Forderungen) der Zeichner und Anteilsinhaber, die letztlich darauf ihr Geld geben.
Eine Aktie ist keine Forderung oder Beiteiligungsrecht. Mit einer Aktie wirst du Miteigentümer an einem Eigentum dessen Preis stark schwankt. Der Käufer gibt Geld als Anrecht auf Eigentum (ein Eigentümer ist es immer schon schuldig) an die AG und wird damit Miteigentümer. Der Hauseigentümer von oben hält jetzt zweierlei Eigentum: sein Haus und ein Anteil an der AG. Dazu kommen die Schulden= er ist Eigentum schuldig.
>Demzufolge kommt es m.E. auf der Aktivseite heutiger Bilanzen zu nachgeradezu lächerlichen Aktivierungen von Forschungs- und Entwicklungskosten und sonstigen Aufwendungen, die man wohl nur unter dem Gesichtspunkt einer greater fool-Theorie (es wird schon einen geben, der das alles noch höher bewertet) vertreten kann.
>Die vielfach ausgewiesenen Beteiligungen sind nicht mehr als um sogenannten goodwill (Firmenwert) erhöhte Aktiva anderer Firmen, die sich viele Unternehmen im Wege des Ringtausches wechselseitig in die Bilanzen schreiben (Beteiligungsausweisung als Geldschöpfung 2. Stufe).
Auch hier wird kein Geld geschöpft. Höchstens abgeschöpft. Willst du sagen, dass das Unternehmenseigentum überbewertet ist? Aber im Vergleich zu was? Wird zuviel"Normaleigentum" für Unternehmenseigentum hergegeben?
>Demnach merken (offiziell!) alle, dass man den Schrott nicht aktivieren darf, auch erst dann, wenn die greater fool Theorie baissebedingt nicht mehr weiterhilft.
>Eventuell kann und mag einer der hier versammelten Bilanzexperten das eine oder andere Beispiel für lächerliche Aktivposten beisteuern.
>Man hat wirklich den Eindruck, §2 zahlreicher Unternehmenssatzungen sollte besser lauten: Gegenstand des Unternehmens ist die Produktion von Aktionären.
>Es liegt auf der Hand, dass von einem auf diese Weise in den Multibillionenbereich getriebenen Gesamtkapitalwert der Aktienunternehmen letztlich auch der Staat profitiert (vorausgesetzt er hat das dafür passende Steuerrecht, was in den USA wohl eher der Fall ist als hierzulande). Nur so ist erklärbar, dass ein Staat (USA) sich eine Reduzierung der Staatsschulden herbeireden kann und dies von zahlreichen Professoren und Politikern sogar jahrelang geglaubt wird.
>Das alles dürfte den Boardteilnehmern nicht fremd sein; ich wollte es nur noch einmal gedrängt skizzieren, weil es im Sinne einer vielversprechenden neuen Theorie nicht unerwähnt bleiben sollte.
>Letztlich geht es m.E. dabei um folgendes: Gelingt der Nachweis, daß die Staatsverschuldung auch für die derzeit anlaufende Wirtschaftskrise verantwortlich ist, hätten künftige Politiker und Generationen es bei der Abwehr solcher Fehlentwicklungen etwas leichter.
Ich wähle die Politiker, die mir am nützlichsten sind. Und was hast du davon, wenn eine"gute=schuldenfreie" Wirtschaftspolitik gemacht wird, wenn du beim"Kampf um die klugen Köpfe" dadurch den Kürzeren ziehst, weil es bei den Verschuldungsbereiten viel attraktiver ist. Das dicke Ende: die kaufen dich dann einfach auf und damit steckste mit drin.
Was stört dich an den Multibillionen? Die grossen Zahlen? So grosse Zahlen kann das alles nicht wert sein?
>Dottores neue Theorie kann historisch belegt zum Nachweis verhelfen, dass die erste Raketenstufe einer Inflation (zuletzt bis ca. 1982) zwingend staatsverursacht ist.
Das kann die alte Theorie besser: Wenn viel auf (Staats-)Kredit gekauft wird, steigen die Preise.
>Es bedarf dann jedoch noch eines weiteren Schrittes, nämlich nachzuweisen, dass nicht nur die Fortsetzung der Inflation in die große Krise führt, sondern auch der Abbruch der Inflation durch Disinflation. Disinflation verlagert m.E., gestützt durch die Wertsteigerungshoffungen der Allgemeinheit, das Gelddrucken nur in den Bereich der Vermehrung der Privatsubjekte und der Aktivseiten ihrer Bilanzen,
Warum bricht die Inflation denn ab? Die Nettoneuverschuldung sinkt. Der hochverschuldete Staat kauft weniger auf Kredit. Private wollen nicht mehr so recht. Der Kuchen ist verteilt. Warum etwas riskieren? Und wozu? Das Risiko-Gewinn-Verhältnis stimmt nicht mehr.
Wertsteigerungshoffnungen beziehen sich doch darauf, dass man schlau"investiert" ist. Ich hab jetzt dies und krieg morgen dafür mehr von jenem.
Disinflation treibt die Kurse nur einmal. Der 10%-ter bringt 200, danach nur noch 160, dann 140. Kurse gehen entsprechend hoch. Das Eigenkapital der Schuldner geht entsprechend runter. Hier liegt doch das Problem.
>womit auch klar sein dürfte, warum im Portemonnaie des kleinen Mannes nichts davon ankommt. Durch die anlagesuchenden Geldmengen bedingt, muß es dann zwangsläufig zu Übertreibung und Crash kommen.
wo ein Käufer da ein Verkäufer - dottore zum"switchen" anlagesuchender Geldmengen:
Man kann aber niemals Guthaben"anlegen"! Alles was der Guthabende mit seiner Forderung machen kann, ist ein Switchen in eine andere Forderung (oder in einen Sachwert, wobei dann der Sachwertabgeber die selbe Forderung in selber Höhe hält, was am Guthaben/Schulden-Stand in toto überhaupt nichts ändert).
Forderungen (Guthaben) können immer nur abgetreten (zediert) werden und dies immer nur bis zur ihrer Endfälligkeit.
Forderungen (Guthaben) sind (!) immer bereits"angelegt"! Was so gern als"anlagebereites Kapital" bezeichnet wird, gibt es nicht in dem Sinne, dass da etwas"netto" herumschwirrt und irgendwo ein Plätzchen finden muss."Anlagebereit" kann immer nur heißen:
Zessionsbereit, also von einer täglich fälligen Forderung (inkl. Bargeld) in z.B. einen 10-Jahresbond umsteigen, usw.
Durch dieses hin und her kommt natürlich nichts ins Portemonnaie des kleinen Mannes. Dazu bräuchte es Neuverschuldung. Und zwar von echten Eigentümern. Mehr im Portemonnaie heisst doch immer: mehr Anrechte auf Eigentum. Gründerdarlehen für Habenichtse sind diesbetreffend Unfug wenn sie von einem Staat kommen, der sich nicht über seine Zinszahlungen hinaus netto neuverschuldet.
Grüsse
FL
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