- Vor dem Tausch war immer Raub und Schenken - Wal Buchenberg, 12.07.2002, 11:28
- Re: Also doch Gesellschaftsvertrag (owT) - Theo Stuss, 12.07.2002, 11:43
- Könntest du deine Sprechblasen auch am Text belegen? (owT) - Wal Buchenberg, 12.07.2002, 13:25
- Re: Wie kömmt`s vom Raub zum Schenken und von dort zum Wirtschaften? - dottore, 12.07.2002, 12:53
- spar dir das Psychologisieren *was mich umtreibt*, äußer dich zur Sache! - Wal Buchenberg, 12.07.2002, 13:24
- Re: Bitte lesen, was sonst noch geschrieben wurde... - dottore, 12.07.2002, 13:41
- Warum produziert die Seidenraupe ihren Faden? Kann sie auch anders? (owT) - Wal Buchenberg, 12.07.2002, 13:51
- Re: Bitte lesen, was sonst noch geschrieben wurde... - Tempranillo, 12.07.2002, 15:06
- Alles nur Spaß? ;-) - Uwe, 12.07.2002, 16:21
- Re: Alles nur Spaß? ;-) - Euklid, 12.07.2002, 16:36
- Re: Alles nur Spaß? ;-) - Tempranillo, 12.07.2002, 17:33
- Alles nur Spaß? ;-) - Uwe, 12.07.2002, 16:21
- was ist eine Ideologie? - Taktiker, 12.07.2002, 15:31
- Re: Bitte lesen, was sonst noch geschrieben wurde... - Cujo, 12.07.2002, 17:12
- Re: 'Anatomy' - ohne Teil II - dottore, 13.07.2002, 09:16
- Re: 'Anatomy' - ohne Teil II - Uwe, 13.07.2002, 09:57
- Re: 'Anatomy' - ohne Teil II - dottore, 13.07.2002, 09:16
- Re: Bitte lesen, was sonst noch geschrieben wurde... - dottore, 12.07.2002, 13:41
- Frage:: Wie kommt es vom 'Wirtschaften' zum 'Raub' - Uwe, 12.07.2002, 14:05
- Re: Frage:: Wie kommt es vom 'Wirtschaften' zum 'Raub' - Euklid, 12.07.2002, 14:41
- Weil's eben schon etwas gab, wofür sich der Raub lohnte ;-) (owT) - Uwe, 12.07.2002, 15:03
- Re: Geraubt wird das noch nicht Produzierte = Abgabenzwang, das klappt immer - dottore, 12.07.2002, 18:55
- Re: Frage:: Wie kommt es vom 'Wirtschaften' zum 'Raub' - Euklid, 12.07.2002, 14:41
- spar dir das Psychologisieren *was mich umtreibt*, äußer dich zur Sache! - Wal Buchenberg, 12.07.2002, 13:24
- Re: Also doch Gesellschaftsvertrag (owT) - Theo Stuss, 12.07.2002, 11:43
Re: Wie kömmt`s vom Raub zum Schenken und von dort zum Wirtschaften?
Hi Wal,
ich weiß doch bestens, was Dich umtreibt. Du sehnst Dich nach einer"Lösung". Um eine für heute anzubieten, musst Du eine aus der Geschichte holen - die Transponierung eines Goldenen Zeitalters in die Gegenwart.
Raub & Schenken gab es, aber Schenken hätte sich dann, da"produktiver" durchgesetzt. Leider nur vorübergehend. Dann jahrtausendelang wieder von Raub abgesetzt. Heute ganz schlimm (Ausbeutung vor allem). Also wieder zurück in jenes güldene Zwischenreich des Schenkens.
Dass Raub an Grenzen stößt ist klar. Ab einem bestimmten Punkt wird er unproduktiv und mündet in Zerstörungswut. Dass Raub für den Räuber aber zunächst immer produktiver ist als Arbeit, wird übersehen.
Dass der Raub wegen Unterschreitens der Produktivitätsgrenze (alles ausgeraubt) deshalb vom Schenken (was für ein herziger Fund - jeder beschenkt sich reihum, selbst der Kapitalist schenkt endlich dem Arbeiter den Mehrwert statt ihn zu verprassen!) abgelöst wurde, ist ein Märchen.
Siehe auch die Geschichte des Tributs bei Herodot: Zuerst wurde er freiwillig gegeben - warum? Um den Raubzug zu vermeiden, die Macht"milde" zu stimmen. Dann wurde der geschenkte Tribut dummerweise in eine Zwangsabgabe verwandelt. Falls nicht erbracht oder erbringbar = Kriegszug. Warum haben die Trojaner Helena nicht rausgerückt? Warum haben sich die Melier nicht Athen unterworfen?
Was macht die"Gabe" für einen Sinn, wenn nicht entweder als Demonstration von Macht (ich kann was, das Du nicht kannst) oder als Versuch, der Machtausübung zu entkommen (Hier hast Du alles, was ich habe, lass mich jetzt in Frieden)?
Der Trick der Neo-Marxisten ist, den Tausch als"abstrakt" zu definieren. Damit blendete er leider dessen handlungstheoretische Ebene plus die historische Wirklichkeit komplett aus (dazu v.a. George Homans,"Social Behavior as Exchange" und anderes mehr).
Lévi-Strauss unversalisiert den Tausch gar als Reziprozitätsprinzip und siedelt den Tausch im"strukuturalen Unbewussten" an.
Der Erzkapitalist George Gilder erklärt den Kapitalismus sogar aus dem Hin- und Hergeschenke-Phänomen (Potlatsch).
Dir schwebt eine Duplizerung einer "Geschichte" vor, die Du in der Antike fieberhaft suchst, aber dort nicht findest.
Das allseitige Rundum-Friede-Freude-Eierkuchen-Tauschen, dem die Macht freudestrahlnd zuschaut, weil sie sich irgendwann an einem Tausch-Krümel selbst bedienen darf.
Warum willst Du überhaupt etwas so Schönes finden? Weil Du endlich den Stein der Weisen haben möchtest. Was aber, wenn es den nicht gibt (meine Theorie)?
Noch dazu:
>Wie lässt sich aus dem Tausch heraus Wirtschaften erklären?
>Vorbemerkung: Wenn auch nicht im Detail mit den Erklärungen von dottore einverstanden, so bin ich doch im Prinzip der Meinung von dottore: Nur wenn wir unser eigenes wirtschaftliches Tun verstehen, dann können wir uns gegenüber wirtschaftlichen Gesetzen so rational verhalten wie gegenüber Naturgesetzen: Wir beherrschen nur, was wir begriffen haben. Was wir nicht begriffen haben, beherrscht uns.
Das alte Wunschdenken, Wal!"Rationales Verhalten" plus"Begreifen" - peng! - und schon können wir"beherrschen".
Wirtschaften (nicht das einfache Produzieren, in Familie, Stamm, Kleinverband) ist ein Macht-Derivat. Alle"wirtschaftlichen Gesetze" leiten sich davon ab. Ihnen gegenüber kannst Du Dich nicht"rational" verhalten - wie denn?
Du musst Dich der Ratio der Macht gegenüber so verhalten, dass Dein persönliches Verhalten möglichst für Dich Sinn macht. Niemals können alle der Macht eine"Ratio" entgegen setzen, und Ratio muss für alle gültig sein, sonst wäre sie keine. Du musst Dich der Macht beugen, ihr nachgeben - und fertig.
Alternative: Selbst an die Macht!
>dottore:
>“Tausch setzt Mehrproduktion (Tauschgut = Surplus) voraus. Die kann nur simultan, nicht sukzessiv erfolgen. Einer allein hat kein Tauschgut, solange das Gegentauschgut fehlt. Er hätte als einzelner / einziger Mehrproduzent zu viele Güter produziert, also auf Halde.“
>Einspruch. Hier wird schon im ersten Satz Mehrprodukt und Tauschgut gleichgesetzt.
Was könnte denn als Tauschgut sonst erscheinen, wenn nicht etwas"mehr" Produziertes?
>Das Mehrprodukt ist nicht automatisch Tauschgut.
Jawoll, erwischt! Aber das Tauschgut ist automatisch Mehrprodukt.
>Ein Nomadenstamm kann lange Vieh über seinen unmittelbaren Lebensbedarf hinaus akkumulieren, ohne zu tauschen. Das Mehrprodukt schafft die Möglichkeit zum Tausch, bleibt aber vom Tausch ganz unabhängig, solange es nur aufgeschatzt wird.
Der Stamm schatzt es für sich selber auf. Ab einem Punkt wird Aufschatzen unproduktiv. Der Stamm schatzt nicht etwas auf, um es eventuell zu tauschen. Es gibt keine Stämme, die sich gegenseitig"hochgetauscht" hätten. Das wäre ohnehin immer nur ein Schatz-Wechsel gewesen. Aus Produktion allein und sei sie noch so gewaltig, entsteht kein Wirtschaften, also Markt, Preis, Geld, Kredit, Zins.
Wozu wurden die Pyramiden aufgeschatzt? Um sie zu verkauen?
>Zweitens steht immer und überall vor dem Tausch der Raub unter Feinden und das Schenken unter Freunden. Man lese nur Homers Ilias.
Richtig. Der Feind war außerhalb dessen was"Gemeinschaft" war (die Achäer), der Freund ist Gemeinschaftsmitglied. Das trojanische Pferd war zunächst ein Geschenk. Dass es sich als Raubmittel herausstellte, war dann dumm gelaufen.
>"Erfolgt die Produktion simultan, müssen sich die Tauschenden vorher zusammensetzen und Güterproduktion vor dem Tauschakt selbst vereinbaren müssen. Der Termin des Tauschakts muss ebenfalls vorher festgelegt sein."
>Unhistorische Idylle.
Eben! Und da unhistorisch, als"Tauschvorbereitung", kann es auch nie zum Tausch gekommen sein.
>Die eine Stammesgemeinschaft hat Mehrprodukt, der andere Stammesgemeinschaft hat Hunger. Da hat sich niemand „zusammengesetzt“ und einen Tauschakt vereinbart. Da wurde gemordet und geraubt. Und innerhalb der Stammesgemeinschaft wurde geschenkt.
Eben! Warum wurde nicht nach"außen" geschenkt, wogegen denn nach außen getauscht?
Du willst den Binnen-"Tausch" (= Hilfe usw.) nach draußen transportieren, aber schaffst es nicht.
Wer tauscht mit einem"draußen", der selbst nichts hat? Was tauscht er? Eine Kuh gegen ein dankbares Lächeln oder umgekehrt?
Du kannst nicht den Außen-Tausch erklären und damit den Tausch selbst auch nicht. Den brauchst Du aber als Minimalausstattung, um überhaupt so etwas wie"Wirtschaft" zu erklären. Was innen abläuft, ist nicht Wirtschaften, sondern Produzieren plus Verteilen.
Wie also verwandelt sich das Produzieren in Wirtschaften?
Gruß!
Zu Deinen"Griechen" komme ich noch.
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