- @dottore und die Theoretiker, Stichwort: Termingeschäfte - netrader, 12.07.2002, 21:20
- Re: Termingeschäft ex Abgabentermin! - dottore, 13.07.2002, 13:24
- Re: Kalender fĂĽr Abgabentermine? Aber, Aber!! - Wal Buchenberg, 13.07.2002, 16:29
- Re: Kalender fĂĽr Abgabentermine? Doch, doch!! - dottore, 13.07.2002, 18:35
- Re: Termingeschäft ex Abgabentermin! - Fürst Luschi, 13.07.2002, 17:08
- Re: Kalender fĂĽr Abgabentermine? Aber, Aber!! - Wal Buchenberg, 13.07.2002, 16:29
- Re: Termingeschäft ex Abgabentermin! - dottore, 13.07.2002, 13:24
@dottore und die Theoretiker, Stichwort: Termingeschäfte
Verehrte Theoretiker,
da ich aus historischer Sicht wenig zu dem hier bewiesenen Niveau beitragen kann, versuche ich im folgenden auf ein anderes Phänomen hinzuweisen, mit dem dottores Theorie im Erfolgsfalle klarkommen muss.
Wir alle wissen, was Börsentermingeschäfte sind und dass sich in den Terminkursen auch ein Zinselement wiederspiegelt (besonders klar bei Devisen). Kann es nicht sein, dass Zinsen"auch", außer über Abgabenmechanismen, über ganz klassische Zeitgeschäfte in die Welt kommen?
Nötig ist m.E. nur, dass ein Geschäft"vor der Zeit" seiner eigentlichen Erfüllung stattfindet, wobei es verschiedene Ursachen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) gibt:
1. Fallgruppe: Die Ware steht noch nicht zur VerfĂĽgung, weil der Fisch noch nicht gefangen, die Ernte noch nicht reif, das Handelsschiff mit den Tulpenzwiebeln noch nicht da ist, der Kaufmann (die Karawane) noch unterwegs ist.
2. Fallgruppe: Die Ware ist stets verfĂĽgbar, unterliegt aber groĂźen Preisschwankungen.
In all diesen Fällen kommt es zu Geschäften"vor der eigentlichen Zeit ihrer Erfüllung", wofür es einen eigenen Markt gibt (Terminmarkt).
Geht man von den einfacheren Fällen zu 2. aus, so stellt sich beispielsweise die Frage, ob ein Schokoladenfabrikant seine Rohware (u.a. Kakao, Zucker) dann, wenn er den Preis als günstig empfindet, sofort (Kassageschäft) kauft und teuer einlagert oder ob er sie per Termin kauft. Verkauft ihm jemand per Termin, so liegt der Preis normalerweise höher als der Kassapreis, schon wegen der bei vielen Produkten nicht unerheblichen Lager- und Bewachungskosten. Meines Erachtens ist der Terminpreis aber auch deshalb höher, weil bei einem ständig verfügbaren Weltmarktprodukt der Vorteil des Käufers, erst später zahlen zu müssen, als Wert- und Preisbildungsmerkmal des Geschäfts gewertet wird. Auch so kommt m.E. Zins in die Welt, gewissermaßen als pauschal bewertbarer Vorteil, später zahlen zu müssen und mit seinem Geld inzwischen anderen gewinnträchtigen Geschäften nachgehen zu können. Beim Zins handelt es sich dann (besonders klar ist dies beim Verzugszins) um eine Nutzungsprämie oder aus Sicht des Geschäftsgegners um einen pauschalen Schadensersatz für entgangene Gewinne des Terminverkäufers, die dieser als unterstellter tüchtiger Kaufmann am Markt normalerweise erzielt hätte, wenn er sein Geld sofort erhalten hätte.
M.E. gibt es somit auch privatgeschäftliche Quellen von Zins, nämlich Verzug und Zeitgeschäft. Dottores Theorie wird umso wertvoller, je stärker sie sich auf das staatlich-notenbankmäßige und bankmäßige Kreditgeschäft innerhalb eines Macht- und Abgabenkreises konzentriert. Wird der Machtkreis überschritten, handeln also die Mächtigen (Landesfürsten, römische Senatoren, griechische Städte u.v.m) miteinander, findet die Theorie ihre Grenzen. Hier passt nun aber Dottores Goldtheorie und die Tatsache, dass die großen Münzen zuerst da waren, genau ins Bild. Gold wird relevant, wenn sich die Machtkreise zweier Systeme berühren und keine Partei dominiert (zB russisches Gold für US-Waffen in WK I).
Viele Gruesse
netrader
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