- K. Marx zu dottores Theorie - Wal Buchenberg, 13.07.2002, 18:48
- Re: Staat vs. Kapitalisten: Wer kassiert MEHR Mehrwert? Wer verelendet stärker? - dottore, 14.07.2002, 13:35
- Re: Staat vs. Kapitalisten: Wer kassiert MEHR Mehrwert? Wer verelendet stärker? - Wal Buchenberg, 14.07.2002, 15:57
- Re: 'Einfache' Gegenmittel- na denn mal los, Sisyphos! - dottore, 14.07.2002, 16:51
- Wal ein Sisyphos? und wenn! - Ist nicht jeder Lohnarbeiter ein Sisyphos? (owT) - Wal Buchenberg, 14.07.2002, 17:02
- Kapital vor Staatsmacht ( = Gewaltmacht ) - Uwe, 14.07.2002, 18:45
- Re: 'Einfache' Gegenmittel- na denn mal los, Sisyphos! - dottore, 14.07.2002, 16:51
- Re: Staat vs. Kapitalisten: Wer kassiert MEHR Mehrwert? Wer verelendet stärker? - Wal Buchenberg, 14.07.2002, 15:57
- Re: Staat vs. Kapitalisten: Wer kassiert MEHR Mehrwert? Wer verelendet stärker? - dottore, 14.07.2002, 13:35
Re: Staat vs. Kapitalisten: Wer kassiert MEHR Mehrwert? Wer verelendet stärker?
Hi Wal,
danke für den schönen Text. Marx ist doch immer wieder ein Genuss, auch wenn der Genuss bei mir geringer ausfällt als bei Dir.
>„Da die Staatsschuld ihren Rückhalt in den Staatseinkünften hat, die die jährlichen Zins- usw. Zahlungen decken müssen, so wurde das moderne Steuersystem notwendige Ergänzung des Systems der Nationalanleihen. Die Anleihen befähigen die Regierung, außerordentliche Ausgaben zu bestreiten, ohne dass der Steuerzahler es sofort fühlt, aber sie erfordern doch für die Folge erhöhte Steuern.
Richtig. Bloß: Staatsanleihen sind kapitalmarkt-relevant, siehe crowding-out-Effekt, beeinflussen die Kapitalisten also ganz direkt (Hochzinsen, Kreditklemme, Haussen-Baissen, IPO-Probleme, usw.). Was den Kapitalisten beeinflusst, beeinflusst die Geschäfte, damit die Erlöse, die Erträge, die Investitionen, die Arbeitsplätze, die Lohnhöhe, usw.
Marx kannte nur das Eigenkapital, unternehmerische Fremdfinanzierung war ihm nicht geläufig und die Interdependenz zwischen beiden auch nicht.
>Andererseits zwingt die durch Anhäufung nacheinander eingegangener Schulden verursachte Steuererhöhung die Regierung, bei neuen außerordentlichen Ausgaben stets neue Anleihen aufzunehmen. Die modernen Staatsfinanzen, deren Drehungsachse die Steuern auf die notwendigsten Lebensmittel (also deren Verteuerung) bilden, trägt daher in sich selbst den Keim automatischer Progression. Die Überbesteuerung ist nicht ein Zwischenfall, sondern vielmehr Prinzip....
Völlig richtig. Die Teuerung beeinflusst die Lage der Lohnarbeiter nicht? Bitte die gewaltigen Debatten zum Thema"indirekte Steuern" nachlesen. Beginnt schon mit der"Akzise-Diskussion" im 17. Jh., also lange vor dem Phänomen der industriellen Arbeiterschaft.
>Der zerstörende Einfluss, den es auf die Lage der Lohnarbeiter ausübt, geht uns hier jedoch weniger an
Warum weniger, wenn doch"zerstörerisch"?
>als die durch es bedingte gewaltsame Enteignung des Bauern, des Handwerkers, kurz aller Bestandteile der kleinen Mittelklasse....
>Verstärkt wird seine ausbeuterische Wirkung durch das Schutzzollsystem, das einer seiner integrierenden Teile ist.
Wer hat denn wen mehr ausgebeutet? Der Staat oder die Kapitalisten?
Was ist denn höher: Die direkten oder indirekten Abgaben, die alle Lohnarbeiter in Summa an den Ausbeuter Staat abführen müssen oder die Summe des Mehrwerts, den die ausbeutenden Kapitalisten den Arbeitern vorenthalten?
Das ist doch ganz leicht auszurechnen. In beiden Fällen verfügt der Arbeiter über etwas nicht, über das er verfügen könnte.
Die Verausgabung des Vorenthaltenen (Staat gibt Steuern wieder aus), Kapitalist den Mehrwert (er bunkert ihn nicht im Keller) führt automatisch zum Fluss der Mittel in den Arbeitsmarkt. Staat investiert oder subventioniert, Kapitalist verprasst oder investiert.
Wie viele Mehrwertverausgabungsstellen gibt es (BRD-Firmenkassen)? Mindestens 5 Millionen (genaue Zahlen mangels aktueller Betriebsstättenzählung nicht verfügbar).
Wie viele Staatsausgabenstellen gibt es (BRD-öffentliche Kassen): maximal 25.000 (Kleingemeinden inkl.)
Verhältnis: 200: 1.
Die Betriebe (Kapitalisten) streuen also breiter als es die öffentliche Hand je könnte. Geld ex Kapialisten also direkter und schneller (sowieso) wieder im Arbeitsmarkt gesamt als Staatsausgaben.
Was sagt nun der Marxist dazu?
>Der große Anteil an der Kapitalisierung des Reichtums und der Ausbeutung der Massen, der auf die öffentliche Schuld und das ihr entsprechende Finanzsystem fällt, hat eine Menge Schriftsteller, wie Cobbett, Doubleday und andere, dahin geführt, mit Unrecht hierin die Grundursache des Elends der modernen Völker zu suchen.“ K. Marx, Kapital I. MEW 23, 784.
Die"Ausbeutung der Massen" durch den Staat wird also von Marx konzediert. Warum haben dann Cobbett, Doubleday usw."Unrecht"?
Die"Grundursache des Elends" - lassen wir es ruhig so stehen. Jetzt nehmen wir mal einen von beiden (Staat oder Kapital) weg.
Frage: Würden sich die Lohnarbeiter besser stellen, wenn der Staat verschwände oder wenn das Kapital verschwände? In welchem Fall wären sie weniger"elend" dran?
Gruß!
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