- Hübcher kleiner Text zu Macht und Geld - R.Deutsch, 15.07.2002, 12:23
- Fundstücke von Nicolas von Oresme aus dem 14. Jahrhundert - Aldibroker, 15.07.2002, 13:06
- Re: Purer Unfug von Herrn O. - dottore, 15.07.2002, 13:45
- Soeben im TV: Tauschen funktioniert in Bolivien noch heute optimal - LenzHannover, 15.07.2002, 15:04
- Re: Soeben im TV: Tauschen funktioniert in Bolivien noch heute optimal - Emerald, 15.07.2002, 15:09
- Re: Seeehr fein, Emerald. Merci! (owT) - dottore, 15.07.2002, 19:50
- Re: Soeben im TV: Tauschen funktioniert in Bolivien noch heute optimal - Emerald, 15.07.2002, 15:09
Hübcher kleiner Text zu Macht und Geld
ratet mal von Wann und wem es ist.
Weshalb Zahlungsmittel geschaffen wurden
Als der Allerhöchste die Völker schied und die Söhne Adams voneinander trennte, errichtete er die Grenzen zwischen den Völkern. Hernach mehrten sich die Menschen auf der Erde, und der Besitz wurde billigerweise aufgeteilt. Das führte dazu, dass einer mehr von einer Sache besaß, als er nötig hatte. Ein anderer besaß wenig oder nichts davon, und mit anderen Dingen verhielt es sich umgekehrt. Wie einer vielleicht an Kleinvieh Überfluss hat und des Brotes entbehrt und umgekehrt, wie es beim Bauern der Fall ist. Ein Königreich nämlich hat zu viel von dem einen und von dem anderen zu wenig. Aus diesem Grund begannen die Menschen Handel zu treiben, aber ohne Geld. Der eine tauschte mit dem anderen ein Schaf für Weizen, ein weiterer seine Arbeitskraft für Brot oder Wolle und so verhielt es sich auch mit anderen Dingen. Letzteres (sc. Das Geld) ließ, wie Justin schreibt, noch lange auf sich warten. Aber dennoch ergaben sich bei diesem Austausch und der Warenförderung viele Schwierigkeiten. Kluge Menschen erfanden den Gebrauch des Geldes, das zum Austauschmittel natürlicher Reichtümer wurde, durch die man menschliche Dürftigkeit naturgemäß befriedigt. Das Geld selbst nannte man künstliche Reichtümer. Denn es ist möglich, dass man trotz des Überflusses an Geld Hunger sterbe. Aristoteles erzählt von dem Begehrten eines geizigen Königs, der wünschte, dass alles, was er nur immer berühre, sich in Gold wandele. Die Götter gewährten seinen Wunsch, und so starb er des Hungers, wie die Dichter bekunden. Denn durch Geld werden Lebensbedürfnisse nicht unmittelbar befriedigt. Es ist ein künstlich geschaffenes Werkzeug, um natürliche Reichtümer leichter austauschen zu können. Es bedarf keines anderen Beweises, um zu zeigen, dass Zahlungsmittel guter bürgerlicher Gemeinschaft von großem Nutzen sind. Sie sind dem Verkehr in der Ã-ffentlichkeit dienlich und deswegen notwendig, wie Aristoteles im fünften Buch der Ethik bemerkt. Wie auch Ovid gesagt hat: „Es wachsen Reichtümer an, die zum Schlechten reizen, schädlichem Eisen gesellt noch schlimmeres Gold sich bei.......“ Dies wird vor allem durch die scheußliche Begierde schlechter Menschen bewirkt und nicht durch das Geld selbst, das dem menschlichen Zusammenleben in hohem Maße angemessen ist. Sein Gebrauch ist an sich gut. So ist Cassiodor zu verstehen: „Mögen Reichtümer auch häufigst im Gebrauch hässlich erscheinen, so ist doch darauf zu achten, aus welch wichtigem Grund sie von den Alten gesammelt wurden......“ An anderer Stelle schreibt er: „Es steht fest, dass Geld öffentlichen Gebrauches halber erfunden wurde.“
Aus welchem Stoff Geld sein muss
Weil das Geld das Mittel ist, um natürliche Reichtümer auszutauschen, wie aus dem vorhergegangenen Kapitel hervorgeht, so muss es dazu auch geeignet sein. Das wird dadurch gewährleistet, wenn es sich fühlen und wahrnehmen lässt, leicht zu transportieren ist, wenn eine kleine Geldsumme natürliche Reichtümer in größeren Mengen erwirbt und andere Bedingungen erfüllt sind, die später behandelt werden. Die Münze muss daher aus kostbarem und seltenen Stoff sein, wie Gold einer ist. Hingegen muss dieser Stoff in ausreichender Menge vorhanden sein: deswegen müssen, wo Gold fehlt, Münzen aus Silber hergestellt werden. Wo jedoch beide Metalle nicht in ausreichendem Maß vorhanden sind, muss das Geld etwa mit einem anderen Metall gemischt oder aus diesem selbst hergestellt werden. So verwendete das Altertum die Bronze zur Münze, wie es Ovid im Buch der Fasti bezeugt: „Früher gab man Erz, heute hat das Gold einen besseren Ruf. Das alte Geld ward durch das neue besiegt.“ Eine ähnliche Änderung verkündete der Herr durch Jesaja: „Anstatt des Kupfers will ich Gold herbringen und anstatt des Eisen Silber herbeischaffen“. Denn diese Edelmetalle sind als Zahlungsmittel bestens geeignet. Wie Cassiodor schreibt: „Es heißt, der Assyrierkönig Ninus habe als erster Gold und Silber ausfindig gemacht und dem menschlichen Gebrauch zugeführt, was ihm größtes Lob eintrug.“ Aus diesem Grund darf es nicht erlaubt sein, große Mengen davon einem anderen Gebrauch zuzuweisen, und so der Rest nicht mehr zum Münzbedarf ausreicht. Theoderich, König Italiens, erkannte das wohl und ordnete an, dass das Gold und Silber, welches nach Sitte der Völker den Toten mitgegeben wurde, abgeliefert und zu öffentlichem Nutzen dem Geldgebrauch zugeführt werden solle. Es sei ein Vergehen, es unnützerweise in den dunklen Stätten der Toten zu lassen, anstatt dadurch das Leben der Erdenbürger zu fördern. Einer klugen Politik ist es nicht wenig hinderlich, wenn diese Materie im Überfluss vorhanden ist. Aus diesem Grunde wurden die Kupfermünzen vom Gebrauch ausgeschlossen, wie Ovid berichtet. Möglicherweise hat man deshalb Sorge getragen, dass die besten Münzstoffe Gold und Silber nur sehr schwer in größerer Menge zu erlangen sind, wie es einige versuchen mögen, und denen sich mit Recht die Natur selbst entgegenstellt, wie ich sagen möchte. Denn gerechterweise lehnt sich, wie gesagt, die Natur selbst dagegen auf. Vergeblich ist der Versuch, ihr Werk zu übertreffen.
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