- @dottore: Danke für Ihre Antwort - Und zum Abschluß nochmals einige Gedanken - Galiani, 15.07.2002, 16:15
- Sorry! Hier der richtige Link zu meinem 'Schema der möglichen Wertübertragungen' - Galiani, 15.07.2002, 16:28
- Re: Wo ist da ein Kompromiß? - Jochen, 15.07.2002, 19:09
- Der Kompromiß... - silvereagle, 15.07.2002, 19:31
- Du täuschest Dich tatsächlich! Denn es ist in der Sache sch...egal, ob die - Galiani, 15.07.2002, 20:47
- Re: So gesehen... - Jochen, 15.07.2002, 21:00
- Hallo Jochen! Ich glaube, mein Alkidamas-Ulysses-Zitat (das Ihr alle nicht recht - Galiani, 15.07.2002, 23:39
- Re: Wie sahen denn die ersten phönizischen Münzen aus? - dottore, 16.07.2002, 00:15
- Hallo Jochen! Ich glaube, mein Alkidamas-Ulysses-Zitat (das Ihr alle nicht recht - Galiani, 15.07.2002, 23:39
- Re: Schalmei gegen Blankwaffe ist eben NICHT sch--egal! - dottore, 15.07.2002, 23:40
- Re: So gesehen... - Jochen, 15.07.2002, 21:00
@dottore: Danke für Ihre Antwort - Und zum Abschluß nochmals einige Gedanken
Hallo!
Sie schreiben:
>Der Tausch... ist ein Macht-Derivat: Eintausch von Abgabengütern...
>...Es gibt keinen ersichtlichen Grund, Konsumgüter, um die es zunächst ausschließlich gegangen war, gegen ein Nicht-Konsumgut (Metall) einzutauchen....
Dieser Ansicht möchte ich die These/Behauptung entgegensetzen, daß der Tausch das notwendige Korrelat zur arbeitsteiligen (und daher effizienten) Produktionsmethode ist, die überhaupt erst Wohlstand ermöglicht; - den heutigen, wie auch den in vergangenen Zeiten. Sobald irgend jemand, - beispielsweise ein Schuster oder meinetwegen der Fabrikant von Teigknetmaschinen für Bäckereibetriebe - mehr Güter erzeugt als er selbst benötigt, - also mehr Schuhe oder mehr Teigknetmaschinen als er selbst braucht - ist er naturgemäß gezwungen, seine Überschußproduktion an Schuhen oder Teigknetmaschinen gegen andere Dinge seines Bedarfes einzutauschen. Dazu braucht es Geld; bei Schuhen geht es vielleicht (aber nicht wirklich!) noch ohne Geld. Aber sobald wir von Gütern entfernterer Ordnung wie Teigknetmaschinen reden, ist ein Wertetausch ohne Geld völlig ausgeschlossen, denkunmöglich. In diesem Fall ist also"Geld" als Tauschmittel unabdingbar; und zwar vollkommen unabhängig und losgelöst davon, ob man auch Geld benötigt, um irgendeinem Herrscher Abgaben abzuliefern. Ich erlaube mir, in diesem Zusammenhang en passant zu bemerken:"Güter entfernterer Ordnung" heißt nicht ohne weiteres:"Edelmetall", sondern kann unter vielem anderen z. B. eben auch"Teigknetmaschinen" bedeuten.
Ihre These, verehrter dottore, scheint mir diesen logischen Konsequenzen der arbeitsteiligen Produktionsweise nicht wirklich gerecht zu werden. Ich fürchte, Tausch ausschließlich als"Macht-Derivat" erklären zu wollen, vernachlässigt somit einen wichtigen Aspekt der realen Welt.
Freilich kann man sich lange darüber streiten, was zuerst da war, das Ei oder die Henne; d. h. also"Geld" für die Abgaben an den Herrscher oder"Geld" als universales Tauschmittel. Wobei ich allerdings darauf aufmerksam machen möchte, daß Abgaben historisch nachweisbar bis ins 19. Jhd. hinein in Naturalien eingehoben und abgeführt wurden. Ganz so zwingend scheint also Geld als Tauschmittel für Abgabengüter nicht zu sein...!
Wie dem aber auch sei: Im Falle"Geld für Abgaben" steht das"Interessenprinzip" als Elternteil an der Wiege des Geldes, im anderen Fall, bei der ökonomischen Verwertung der arbeitsteilig erzielten Produktion über den Eigenbedarf hinaus, das"Kostenprinzip". Meiner Meinung nach gibt es keine Frage, daß"Geld" auch hierfür"erfunden" werden mußte, nämlich um arbeitsteilig, über den Eigenbedarf hinausgehend erzeugte Produkte gegen andere Bedarfsgüter eintauschen zu können. Anders ausgedrückt: Ich bin der Meinung daß beide Prinzipien, sowohl das"Interessens-" wie auch das"Kostenprinzip", als ziemlich gleichberechtigte Elternteile des Geldes anzusehen sind.
Wenn Sie dann aber am Ende Ihrer Ausführungen bemerken:
>Es geht hier nicht um"ausschließlich", sondern einzig und allein um die zeitliche Priorität...
so bin ich durchaus bereit, mich auf diese Formel einzulassen ( - auch wenn ich vom Primat der"Macht" noch immer nicht ganz überzeugt bin. Aber es würde mir schwerfallen, Ihre Ansicht mit unwiderlegbaren Argumenten zu falsifizieren. Und ich gebe auch gern zu, daß Ihr Hinweis auf"Utopia" manches für sich hat). Damit wäre unsere Kontroverse also abgeschlossen.
Lassen Sie mich aber noch kurz zu einigen anderen Aspekten Ihres Postings Stellung nehmen:
>Warum konnte... der Einzelkämpfer Adam [seine Macht] nicht nutzen? Weil er niemand fand, über den er Macht ausüben konnte....
Das ist das Los der meisten Ehemänner... ;-))
Weh hat mir Ihr Satz getan:
>Die Münzerfindung durch die Phönizier ist historisch falsch...
Das behaupten Sie! Die Sache ist keineswegs"unstrittig". Alkidamas Ulysses ist klar und eindeutig, während die Stelle bei Herodot, auf die Sie sich stützen auch ganz anders interpretiert werden kann, wie Sie das tun (übrigens zusammen mit dem"mainstream", dem Sie ansonsten zu Recht mißtrauen)! Bitte nochmals nachlesen! Ich lade Sie übrigens herzlich zum internationalen Melammu-Kongreß im Oktober an der Universität Innsbruck ein, wo ich (am 3. Oktober um 11:00 Uhr) sprechen werde, wobei ich (auch) dieses Thema kurz berühren und meine Ansicht begründen werde.
Aber es geht gar nicht darum, wer nun das Geld"erfunden" hat. Der Punkt, den ich versucht habe klarzumachen ist der, daß es eine sehr ernst zu nehmende Belegstelle aus der Antike dafür gibt (Quelle s. mein Buch S. 93, FN 1), daß die"Erfindung" des Geldes eben nichts mit einem Herrscher wie Gyges oder Kroisos zu tun hat sondern ausschließlich praktischen Erfordernissen des privaten Handels entsprach, also kein Macht-Derivat ist.
>Zu"mancipium" (mancupium; ius mancipii = Eigentumsrecht) gegenüber"Tausch" und"traditio"
Den Tausch ("permutatio mercium") gab es im alten Rom sehr wohl. Aber ich bezog mich ja gar nicht auf irgendein bestimmtes Rechtsinstitut, sondern auf den faktischen Vorgang der"Übergabe" ("traditio"); also eben NICHT auf den Eigentumsübergang, sondern auf den bloßen Vorgang des Besitzüberganges, der bei jeder Wertübertragung, sei sie nun einseitig oder zweiseitig, freiwillig oder zwangsweise, am Ende erfolgen muß, um die Transaktion wirksam werden zu lassen; also etwa ein Rechtsgeschäft oder meinetwegen auch die"traditio urbis", die Übergabe der Stadt am Ende einer erfolgreichen Belagerung. So habe ich es geschrieben und so habe ich es auch gemeint! Dies war in meinem Schema der möglichen Formen von"Wertübertragungen" notwendig, um zu bekräftigen, daß das Geld - so meine These - aus zwei Quellen entsprungen sein dürfte: zur Durchführung von zwangsweisen und zur Durchführung privater, freiwilliger"Wertübertragungen".
>Woher kommen Anfangskapital oder geregeltes Nicht-Arbeitseinkommen?
Darüber haben wir schon mal Länge mal Breite diskutiert. Ich dachte, Sie damals mit dem Hinweis auf das Kapitalbildungsmodell von Hazlitt, Economics in one lesson, überzeugt zu haben, daß Mehrproduktion und Mehrabsatz durchaus Hand in Hand einhergehen können mit Kapitalbildung. (Ich müßte dieses Argumentationsgefecht zwischen uns im Archiv suchen; aber Sie erinnern sich bestimmt.)
Aber unser Kompromiß steht. War wieder mal unerhört anregend.
Ich danke Ihnen für Ihre Geduld.
Herzlichen Gruß zurück!
G.[/b]
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: