- Junge Welt zum Telekom-Geplänkel - Taktiker, 15.07.2002, 23:14
- Re: Prinzip, daß Gewinne privatisiert, Verluste aber sozialisiert werden... (owT) - Jagg, 15.07.2002, 23:36
- Re: Junge Welt - Du liest dieses Ketzerwerk? ;-) mfg oT (owT) - Baldur der Ketzer, 16.07.2002, 00:44
- Re: Junge Welt - Du liest dieses Ketzerwerk? ;-) mfg oT (owT) - Taktiker, 16.07.2002, 01:00
- Internationale Mediengleichschaltung ist noch nicht weit genug... - silvereagle, 16.07.2002, 09:56
- Re: Junge Welt - Du liest dieses Ketzerwerk? ;-) mfg oT (owT) - Taktiker, 16.07.2002, 01:00
Junge Welt zum Telekom-Geplänkel
Junge Welt / Kommentar
Klaus Fischer
<h1>Haltet den Dieb! </h1>
Streit um Telekom-Chef als Ablenkungsmanöver
Das öffentliche Gezerre um die Neubesetzung des Chefpostens bei der Deutschen Telekom hat inzwischen groteske Züge angenommen. Wird Ron Sommer nun zurückgetreten? Darf das der Aufsichtsrat überhaupt tun? Welche Rolle sollte der Bund als Hauptaktionär des Konzerns spielen?
Da hieß es am Montag, wichtige Vorstandsmitglieder des Konzerns wären gegen den designierten Nachfolger. Als ob das maßgeblich wäre. Die Herren mit den Millionengehältern sind Angestellte. Besonders lustig die Meldung, in den USA drohen Investoren angeblich mit Milliardenklagen, weil der Bund unbotmäßig in die Entscheidungsfindung des Aufsichtsrates eingegriffen hätte. So ein Quatsch. Als ob sich Mehrheitsaktionäre irgendwo in ihrer Macht einschränken ließen. Und letztlich die durchschimmernde Erkenntnis, eigentlich sei der Sommer doch so schlecht nicht.
Die Medien treiben also wieder fröhlich mehrere neue Sauen durchs Dorf, und alles blickt fasziniert darauf, wie die Hatz ausgehen mag. Doch diese Fragen lenken nur von weit wichtigeren Problemen ab.
Verantwortlich für Aufschwung und Niedergang der Telekom-Aktie war nicht primär Sommer, sondern die dem System immanente Gier nach Mehrwert, nach gigantischen Profiten in einem Wirtschaftszweig, dessen Wachstumspotentiale in aller, dieser Gier geschuldeten Blindheit maßlos überschätzt wurden. Verantwortlich für den Vermögensverlust der drei Millionen Telekom-Aktionäre sind nicht Sommer und auch nicht der für das Papier werbende Manfred Krug. Es wurde ja wirklich keiner gezwungen, den Scheiß zu kaufen.
Aber drei Millionen Aktionäre sind auch Wähler, zumindest die meisten davon. Da gilt es für Regierung und auch Opposition so zu tun, als hätte man das Heft des Handelns in der Hand. Und da beide nicht das Geld haben, die angeblich Geprellten zu entschädigen, muß ein Ventil her. Sommer weg, alles gut, könnte man mit Blick auf den Aktienkurs der vergangenen Tage meinen. Aber so leicht kommen weder die jeweils amtierende Regierung noch die Steuerzahler weg. Denn immer noch gilt das bewährte Prinzip, daß Gewinne privatisiert, Verluste aber sozialisiert werden. Keine Frage, wen es trifft, sollte der Konzern in noch stärkere Schieflage geraten und die Regierenden müßten es exekutieren. Das Beispiel der von einer marodierenden Bande der gesellschaftlichen Mittel- und Oberschicht geplünderten Hauptstadt Berlin läßt grüßen. Den ersten Vorgeschmack bekamen die Telefonkunden, die im Ortsnetz anrufen: Unter stolzer Führerschaft des sozialdemokratisch angestrichenen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen kippte der Bundesrat ein Gesetz, das niedrigere Tarife erzwungen hätte. Begründung: Man müsse die Unternehmen - also hier ganz konkret den Monopolisten Telekom - vor Schaden bewahren.
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