- Frage, was war 1923.... - daxput, 17.07.2002, 10:01
- Hjalmar Schacht, Kilowattanleihen und die Rentenmark - El Sheik, 17.07.2002, 11:59
- besten dank, - daxput, 17.07.2002, 12:23
- Hjalmar Schacht, Kilowattanleihen und die Rentenmark - El Sheik, 17.07.2002, 11:59
Hjalmar Schacht, Kilowattanleihen und die Rentenmark
>...nach der Inflation 1923 kam von der Macht ein"schacht´sche grund-und-boden-trick" - kann mir einer erklären was damals passierte?
>danke gruß daxcall
Zur Beantwortung Deiner Frage erlaube mir, aus"Die Stabilisierung der Mark", von Hjalmar Schacht, Berlin u. Leipzig, 1927 zu zitieren:
"...im wesentlichen zwie große Gedankenreihen.. Die eine wünschte die sofortige Rückkehr zur Goldwährung, die andere, ausgehend von der Tatsache, daß eine ausreichende Menge Goldes nicht zur Verfügung stände, wünschte die Währung auf im Inlande vorhandene sogenannte Sachwerte aufzubauen. Schon seit geraumer Zeit hatten sowohl öffentliche Körperschaften wie industrielle Unternehmungen bei der Aufnahme von langfristigen Krediten den Weg beschritten, ihre Schuldverpflichtung nicht auf Papiermark oder auf Gold, sondern auf Sachgüter abzustellen...." (s.54)
Es waren offenbar Sachwertanleihen auf alle möglichen Sachgüter üblich, wie Kohle, Braunkohle, Koks, Kali, ja sogar Kilowattanleihen. Auch im Hypothekwesen behalf man sich nicht nur mit Feingoldhypotheken, sondern etwa Roggenhypotheken, usw.
Schon auf dem Bankiertag 1920 wurden Pläne diskutiert, eine neue deutsche Währung auf Grund und Boden zu basieren. Man hatte allerdings berechtigte Bedenken, denn ein solches Vorhaben war historisch mindestens drei Mal gescheitert:
a) das auf Grund und Boden basierende Papiergeld John Laws
b) die mandats territoriaux der Französischen Revolution
c) die Untermauerung der dänischen Rigsbank durch Überweisung einer sechsprozentigen Forderung vom Werte allen unbeweglichen Eigentums im Jahre 1813
Helfferich legte später einen 7-Punkte-Plan zur Einführung der Roggenmark vor. Der für die spätere Rentenmark übernommene und wesentliche Punkt 2 lautete:
"Das Grundkapital wird aufgebracht durch eine fünfprozentige hypothekarische beziehungsweise obligatorische erste Belastung, derart daß das auf 4 Milliarden Mark bemessene Kapital zur einen Hälfte von der Landwirtschaft, zur anderen Hälfte von den übrigen Berufszweigen getragen wird. Gegen diese Hypotheken bzw. Obligationen werden verzinsliche Rentenbriefe ausgefertigt."
Und weiter heißt es in Punkt 3:
"Diese Rentenbriefe dienen als Deckung für die von der Bank auszugebenden Geldscheine, die auf Roggenmark lauten."
Punkt 4:
"Die Roggenmarknoten müssen auf Verlangen jederzeit in verzinsliche Rentenbriefe umgetauscht werden."
Am 10.Oktober 1923 wurde die Rentenmark per Gesetz bescglossen, am 12 November wurde Schacht zum Reichswährungskommissar berufen. Am 15.November wurde die Rentenmark eingeführt mit festgelegten Paritäten zur Goldmark und zum Dollar.
Dazu nochmal Schacht, s.84:
"Am kritischen 15. November 1923 schuldete das Reich der Reichsbank 189,5 Trilliarden Mark, während alle übrigen von der Reichsbank gewährten Kredite nur 40,1 Trilliarden Mark ausmachten."
Ich hoffe, es wird klarer, wie die Rentenmark funktioniert hat.
Besten Gruß
El Sheik
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