- Leuschel's aktuelle Kolumne in Börse Online - Realo, 19.07.2002, 01:12
Leuschel's aktuelle Kolumne in Börse Online
"Das Geld ist nicht kaputt, es befindet sich nur in anderen Händen"
Am 24. Oktober 1929 rutschten an der Wall die Aktienkurse um ein paar Prozentpunkte. Es war der Vorabend des größten Aktiencrashs der Welt und keiner merkte, dass damit die"Goldenen zwanziger Jahre" endeten. Auch damals gab es eine allgemeine Vertrauenskrise, und die vorher angehimmelten Wirtschaftsidole wurden gestürzt. Ein paar Jahre später (1932) legte ein Untersuchungsausschuss des US-Senates Beweise vor für Bilanzfälschungen, Insiderhandel sowie Marktabsprachen und konstatierte"eine allgemeine Selbstbedienungsmentalität in den Chefetagen der Konzerne":
Vergangene Woche erklärte Bush:"Wir müssen eine neue Ära der Rechtschaffenheit einläuten." Er stellte unter anderem fest, dass die Aktienhöhenflüge der 90er Jahre zu Exzessen geführt hat, die das finanzielle Wohlergehen der Bürger und Investoren bedrohen." Recht hat er! Nicht der Angriff auf das WTC am 11.Sep.2001 war der Wendepunkt, sondern der Zusammenbruch des Vorzeigeunternehmens Enron.
"Die Regierung wird wachsam sein und Fehlverhalten bestrafen!", droht Bush und ich frage mich, ob auf der Liste der Mitschuldigen auch US-Notenbankchef Alan Greenspan steht? Dieser warnte 1996 vor einer Aktienblase und gab zu, dass die Notenbank Fed etwas dagegen unternehmen sollte. Er musste sich zuvor anhören, wies der damalige Chief Economist der Fed, Lawrence Lindsey, vor den Kosten einer solchen Blase warnte,"da die Sparquote sinkt, das Vermögen umverteilt und die Fähigkeiten der Finanzexperten auf das Ziel abgelenkt wird, sich Vermögen anzueignen". Im Grunde genommen ist also diese"Ablenkung", ich würde es Gier nennen, die tiefere Ursache dafür, dass jetzt Manager von Firmen wie Enron, WorldCom, Xerox oder Wirtschaftsprüfer wie Arthur Anderson oder Investmentfirmen wie MerrillLynch öffentlich angeklagt werden.
Was kann der Anleger daraus lernen? Er sollte sich fragen, ob Ihn in all den Jahren nicht auch die Gier erfasst hat. Wenn ja, wird diese Gier durch die Märkte entsprechend korrigiert und er wird mit Sicherheit die nächsten Jahre mit größerem Realitätssinn einschätzen. So wie Warren Buffett, der im Sommer1999 warnte,"in den nächsten 15 Jahren werden höchstens 4-6 Prozent Rendite pro Jahr an den Aktienmärkten herausspringen".
Greeni wird wohl ungeschoren davonkommen - zuviele Leute haben während des Aktienbooms Milliarden und Abermilliarden gescheffelt und der Anleger soll sich mit den Worten James Rothschilds trösten:"Sein Geld ist nicht kaputt, es befindet sich nur in anderen Händen".
Ich hätte gern auf meinen Artikel vom März 2000 in BÃ-RSE ONLINE"Niccolo Greenspans Tulpenzwiebel" verzichtet. Ich musste ihn aber schreiben, weil Niccolo der Vorname von Macciavelli ist, der einst verkündete:"Es ist für einen Fürsten, der großes vollbringen will, notwendig, zu lernen, wie man Menschen betrügt." Mit seiner Geldmengenausweitung und laschen Geldpolitik seit 1995 hat Greenspan für etwas großes gesorgt, für den größten Aktiencrash aller Zeiten. Es gibt kein Gesetz auf der Welt, das so etwas strafbar macht.
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