- Entwicklungsformen des Handels - Warengesellschaft 07 - Wal Buchenberg, 21.07.2002, 07:47
- Re: Entwicklungsformen des Handels? - Ein weiterer Mythos der WiWi - André, 21.07.2002, 19:02
Re: Entwicklungsformen des Handels? - Ein weiterer Mythos der WiWi
Wal,
Du gibst Dir wahrhaftig viel Mühe und hast viel recherchiert,
aber Raub, Tribut und Geschenke unter Handel, bzw. seine Vorstufe zu subsummieren ist schon recht eigen, selbst wenn das so mancher Wissenschaftler auch tut. Nun gut.
Bei dem Handel - egal wann und wo -
wird stets vergessen auf das Wichtigste zu achten,
weil wir von Natur aus so voller Ideale stecken und so viel Goodwill haben,
es wird vergessen auf die Machtbalance zwischen den Parteien zu achten.
Die Machtbalance ist in der überwiegenden Zahl aller Tauschvorgänge und auch der Handelsvorgänge mit Zahlungsmittel! ausschlaggebend.
Denke an die Zeit nach dem WK2.
Ein Sercice Meissner Porcellan für 3 Dauerwürste
Ein Rokkokoschränkchen für 3 Sack Kartoffeln etc. (Erlebnis der Verwandtschaft)
Ein Beutel voller bunter Glasperlen für 500 schwarze Sklaven, wobei der Häuptling in Gewehläufe schaute und dann freudig die Sippe eines möglichen Konkurrenten hergab.
Klein Moritz ist ein gutmütiger Junge und läßt sich für
ein Lächeln und ein Abziehbild, das der Pfarrer am Sonntag verteilte,
von seiner Schwester Erna sein Dreirad abtauschen. (Hier kommt die Macht ausnahmsweise nicht aus dem Gewehrlauf, sondern aus einer anderweitigen Abhängigkeit!)
Immer ist die Macht entscheidend, solange es keinen voll organisierten Markt gibt. Und wenn es einen voll organisierten Markt gibt, dann wacht über diesen auch eine Macht.
Hat einer der Wissenschaftler schon mal irgend ein Produkt oder eine Dienstleistung verkauft, weil er zwingend verkaufen mußte, um den nächsten Tag zu überleben und auch umgekehrt?
Erst wer diese Situation kennt, weiß man wo der Hammer hängt.
Macht, Not und Zwang sind die Rahmenbedingungen, nicht unsere verwöhnte Situation, die diese in den Hintergrund verdrängt.
Jede Handels- und Geldtheorie, die das Phänomen Macht ausklammert,
wird zur Unwahrhaftigkeit, weil ein homunkulus (ähnlich dem homo oekonomicus)
geschaffen wird, weil die Wissenschaftler zu feige sind der Wahrheit ins Angesicht zu schauen.
Deshalb bin ich dankbar, dass dottore als erster historisch stichhaltige Begründungen liefert, für das, was gewiß vielen mehr oder weniger so selbstverständlich erschien, dass sie nicht weiter drüber nachdachten, und er aufzeigt, dass Geld und Zins auch historisch ableitbar von der Macht kommen, wie die in der Wirtschaftswissenschaft nicht beachtete Ethymologie erläutert.
Dennoch vielen Dank für Deine Bemühungen. Deine Beiträge sind immer wieder lesenswert und entschuldige bitte meine prosaische Realitätsnähe.
A.
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: