- Re: Das Ratio-Rätsel - Rumpelstilzchen, 22.07.2002, 23:45
- Re: Einfach genial! Ich trau' mich kaum zu sagen, wie ich zu den Minen kam. - JLL, 23.07.2002, 00:07
- Als E-Techniker mag ich einfache Erklärungen, nur einfaches funktionier gut:-) (owT) - LenzHannover, 23.07.2002, 02:21
- Re: Das Ratio-Rätsel - Emerald, 23.07.2002, 07:52
- Re: Das Ratio-Rätsel - le chat, 23.07.2002, 08:57
- Re: Warum um 9:00 nicht Gold geshortet? Und das ist erst der Anfang... (owT) - dottore, 23.07.2002, 18:59
- Re: 'Spiel der Spiele' - hier das Original, nicht eine Livermore-Kopie - dottore, 23.07.2002, 18:50
Re: Das Ratio-Rätsel
Vielen Dank für die Blumen weiter unten, dottore. Ich darf das Argument ungeschmälert zurückgeben und hinzufügen, dass noch niemanden mit einem vergleichbar breit gefächerten Allgemeinwissen, rhetorischer Versiertheit und Überzeugungskraft mit derart eigenständigem und kritischen Denken kenne.
Ich will hier das"Ratio-Rätsel" aus meiner Sicht, so weit in wenigen Sätzen möglich, weiter erhellen.
Zum Goldbug hat mich keine Verschwörungstheorie, Geldtheorie oder Machtliebe gemacht.
Mir geht es um den zu erwartenden Gewinn und bisher lag ich richtig. Seit den einandhalb Jahren, in denen ich investiert bin, habe ich so viel mit Goldminen verdient, dass ich mir jetzt immerhin mit dem steuerfreien Teil der Gewinnen ein kleines Häuschen leisten konnte.
Die GrundĂĽberlegung habe ich der Spieltheorie entnommen, die ein vorzĂĽgliches Modell fĂĽr Bewegungen am Goldmarkt liefert.
Zunächst muss in jedem Spiel, so die Theorie, dem Spielgegner rationales Verhalten unterstellt werden. Erst auf dem Boden dieser Grundannahme sind Voraussagen zum Entscheidungsverhalten des Gegenparts möglich. Natürlich kann es auch zu irrationalem Verhalten kommen, das stellt jedoch Ausnahmesituationen dar und ist m.E. nicht für den Goldmarkt relevant. Ebensowenig für die Börse oder Immobilienmarkt übrigens.
Ich selber sehe am Goldmarkt nur rational handelnde Spieler. Große Minen, die aus rationalen Gründen vorwärtsverkaufen, kleine Minen, die aus rationalen Gründen nicht Vorwärtsverkaufen. Jede Position aus den jeweiligen möglichen Gewinnerwartungen sinnvoll erklärbar. Auch das Verhalten der Banken ist auf Gewinnmaximierung orientiert und daher rational. Oder um es platonischer zu formulieren: Es ist in der Natur der Bank Gewinn machen zu wollen, und genau das tun sie. Die Summe dieser rationalen Strategien gibt für den Gesamtmarkt ein ungünstiges Bild. Jeder einzelne hätte sicher, wenn er nicht nur Eigeninteressen verfolgt hätte, mehr in einem steigenden Markt verdient als in einem jahrelangen Baissemarkt. Aber die Spieltheorie lehrt auch, dass man sich ziemlich sicher darauf verlassen kann, dass die Gesamtwohlstrategie nicht zustande kommt (ausser es ist ein sehr grosser Spieler dabei, für den es sich lohnt, sich betrügen zu lassen).
So ein Markt ist sehr interessant, weil er auf steigende Dynamik deutet, die sich explosionsartig entladen kann. Ein gutes Beispiel ist der LTCM-Fond. Der Fond verfolgte eine empirisch gut abgesicherte Theorie auf Zinsspreads zu setzen. Leider hat er nicht bedacht, dass er durch den Eingriff in den Markt, den Markt selbst und die Ausgangsvariablen verändert. Hier liegt, wenn man will, ein Fall von Unschärferelation vor. Man kann nicht der perfekte Beobachter sein und gleichzeitig unbegrenzt von seiner Beobachtung profitieren. Folglich ist ihnen ihr System um die Ohren geflogen. Genau das gleiche droht dem Goldmarkt. Die eigennützige Profitstrategie verkehrt sich irgendwann in ihr Gegenteil, wenn die Strategie selbst beginnt, den Markt zu kontrollieren.
Darauf setze ich. Das ist das ganze Geheimnis.
Mit der"Natur des Goldes" hat dies nichts zu tun. Dieser platonischen Denkweise ziehe ich die aristotelische Beobachtung des Tatsächlichen vor. Ich halte Gold für schön, sicher etc. Die Motivation Gold zu kaufen, liegt für mich aber wo anders. Mit Verschwörungstheorien habe ich nichts am Hut. Das sind für mich Leute die zufällig aus den falschen Gründen recht bekommen.
GrĂĽĂźe
R.
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