- Société Générale mit"INFLATIONSAUSBLICK DEUTSCHLAND" - Thomas, 13.09.2000, 10:05
Société Générale mit"INFLATIONSAUSBLICK DEUTSCHLAND"
Hans-Jörg Naumer, Société Générale, Frankfurt
"INFLATIONSAUSBLICK DEUTSCHLAND: OIL % MORE
Auch nach einer leicht rückläufigen Entwicklung der
Konsumentenpreise im August, die zu einer Jahresrate von 1,8%
führte, bleiben die Preise in der Bundesrepublik auf der Agenda.
Spätestens der unerwartet starke Anstieg der Produzentenpreise
um +0.7% m/m im Juli ruft die Tatsache ins Bewusstsein, dass der
vom Ã-l verursachte Preisdruck zu Folgeeffekten führt. Anders als
die Importpreise reagierten die Produzentenpreise während der
Vormonate auf den Anstieg von Brent weniger sensitiv, dafür
wälzt sich der aufgestaute Druck langsam in den Ã-l bezogenen
Preiskomponenten fort.
Bis in das Jahr 2001 hinein gehen wir von folgenden, die Preise
bestimmenden Trends aus:
Das zur Zeit alles dominierende Ã-l bleibt über das vierte
Quartal diesen Jahres hinweg unverändert teuer. Wobei die
Risiken von der Status-Quo-Überlegung aus betrachtet nach oben
gerichtet sind. Erst zum Ende des ersten Quartals des nächsten
Jahres kommt es zu einer leichten Beruhigung, die dann ab der
zweiten Jahreshälfte an Bedeutung zu nimmt. Für das vierte
Quartal 2001 erwarten unsere Rohstoffexperten einen Rückgang in
Richtung 25 USD/Barrel (Monatsdurchschnitt).
Bei der Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) kommt es,
nach äußerst geringen Anstiegen im Durchschnitt der Jahre 1998
und 1999, wieder zu deutlicheren Zuwächsen. Eine Entwicklung,
die von folgenden Faktoren bestimmt wird:
Der Druck der Ã-lpreise wirkt fort. Es kommt zu zeitlich
verzögerten 'Zweitrundeneffekten'.
Gleichzeitig wird die Ausweitung der Margen durch eine
zunehmende Konsumneigung der Privaten begünstigt. Der, verbunden
mit der Steuerreform, starke Anstieg des verfügbaren Einkommens
im nächsten Jahr, wird den privaten Konsum voraussichtlich um
2,6% steigen lassen. Für das laufende Jahr gehen wir noch von
einer unterproportionalen Entwicklung von ca. 1,6% aus.
Der Preiskampf in der Telekombranche wird langsam auslaufen, was
diesen bisher dämpfenden Effekt bei den Telefonkosten zurück
nimmt.
Fraglich erscheint noch, wie lange der
'Wal-Martisierungs-Prozess' im Einzelhandel anhält, der zu
Tiefpreisen im Kampf um Kunden führte. Bei unseren Annahmen
unterstellen wir eine Normalisierung der Preisbildung.
In der Gesamtsicht bleiben die Preise unter Druck, wobei es
sowohl beim gesamten Warenkorb als auch bei dem um Energie und
Nahrungsmittel bereinigten Index zu weiteren Anstiegen kommt.
Spätestens im September werden die Preise in der Bundesrepublik
im Vorjahresvergleich wieder um mehr als 2% wachsen. Eine
Entwicklung, die bis in das zweite Quartal des nächsten Jahres
anhalten wird. Über den Sommer des Jahres 2001 kommt es dann zu
einer Beruhigung. Die Kernrate verhält sich allerdings teilweise
gegenläufig was unter anderem auch von einem Basiseffekt bewirkt
wird: Bedingt durch die Energiepreise stiegen die Kosten der
Lebenshaltung früher und stärker an als die Kernrate. Von
niedrigeren Wachstumsraten der Vergangenheit ausgehenden, hinkt
diese jetzt hinterher. Im Durchschnitt des laufenden Jahres ist
mit einer Preisveränderungsrate von knapp unter 2% zu rechnen,
die im kommenden Jahr nur leicht sinkt.
Kein Zweifel: Die Entwicklung der Inflationsrate wird die Märkte
während der nächsten Monate beschäftigen. Die Risiken sind
'upside', da ein stärker als erwarteter Anstieg der Ã-lpreise
nicht ausgeschlossen werden kann."
Hans-Jörg Naumer ist Verantwortlicher für das Research der
Société Générale in Deutschland.
Für den Inhalt des Beitrags ist allein der Verfasser
verantwortlich.
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