- Aus dem Forum-Archiv - ---- ELLI ----, 24.07.2002, 22:50
- das ist ja toll. ob dottore etwas sagen will? ich freu mich schon. (owT) - patrick, 24.07.2002, 23:08
- Ich sage Dir aber gerne was dazu! - Turon, 24.07.2002, 23:49
- Re: Danke, Turon! Du hast mich durchschaut... - dottore, 25.07.2002, 13:57
Re: Danke, Turon! Du hast mich durchschaut...
... und ich teile Deine Argumenation, die Du hier vorgetragen hast.
Ich habe immer versucht, nicht nur umzudenken, was auf ein Hin & Her hinauslaufen würde, im schlimmsten Fall denkt man im Kreis und ist bald wieder dort, wo man angefangen hat. Sondern irgendwie"weiter" zu denken.
Mit Friedman Monetarismus und der St. Louis-Schule, die ich dem größeren Publikum überhaupt erst bekannt gemacht hatte, wäre ich doch bis heute bestens, da mainstreamig, davon gekommen. Der gute Prof. Laeufer (Konstanz, man erinnert sich) war damals doch dabei (Brunner, Meltzer, Buba-Direktor Schlesinger usw.). Heute nennt er mich"Luzifer".
Auf meinem"Gold schlägt Geld", was 1974 mein Münchner Prof. Borchardt (heute Hg. HZ) als unseriös zerfetzt hat, das dann bis 1980 doch zum Volltreffer wurde, hätte ich auch nach 1980 wenigstens beharren können (es wird schon wieder, das muss man eben unter langfristigen Aspekten sehen).
Meine Idee vom Staatsbankrott war nicht verkehrt, was damals Mexiko war, ist heute Argentinien. Ich hätte es relativieren müssen (also zuerst der Rest der Welt, dann irgendwann wir). Brestel schäumte damals und meinte, die"Instrumente" lägen parat. Da hatte er sehr Recht. Doch auch das schärfste Skalpell wird nach 20 Jahren Dauergebrauch stumpf.
Kapitalismus besiegt Sozialismus (1986) war wenig später Wirklichkeit. Und es gibt Leute, die es bis heute mit Entzücken lesen. Aber was ist nun mit dem Kapitalismus, nachdem Fukuyamas These sich als ganz falsch heraus gestellt hat?
Immerhin war das"Aufwärts ohne Ende" (1989) mit dem Hinweis auf die fast unendliche Möglichkeit des Hochbuchens ("bis zum Ende") sogar der NZZ einen Leitartikel wert (ah, der Crash-Depp ist vernünftig geworden und hat widerrufen).
In der"Krisenschaukel" (1998) kam noch mal ein Generalaufwasch (Arbeitslosigkeit ex Staatspapier-Verrentung, Debitismus, Staatsverschuldung, unlösbare Japankrise, Deflation usw.). Und auch dies:
"Die letzte Inflation ist die an der Börse. Auch sie wird enden. Mit einem riesigen Knall. Noch in 100 Jahren wird man das Geschepper hören." Dass es scheppert, ist nicht zu bestreiten.
Dann eben die Goldfrage selbst. Zunächst so gedacht, wie die meisten hier (siehe August-01-Posting). Weiter gehirnt: Ist es wirklich so einfach?
Dem Goldphänomen nochmals nachgegangen. Klumpen, Barren, Münzen noch und noch betrachtet. Frühgeschichte - Antike - MA - Goldstandard - Nixon. Sine ira et studio. Unmenge aus den Diskussionen gelernt, viele Anregungen aufgesogen.
Wieder neu denken. Und siehe da: Das Allernächstliegende zwar immer kritisert (Staat, Zwang, Macht, Betrug, ZBs, Fiat Money, Infla-Defla, usw.), den Staat immer als eine Art"Störenfried" gesehen, dem mal die Hosen stramm gezogen werden müssen, damit es endlich funktionert.
Den Staat aber nicht bloß als störende, sondern als das eventuell zu Störende überhaupt erst Verursachende zu erkennen - das war das Ding.
Das muss nun wirklich niemand akzeptieren. Jeder kann es halten wie er will, mit seinen Dispositionen und dem Einrichten seines Lebens sowieso.
Ich stehe also wieder mal da, wo ich stehe und nicht da, wo ich schon mal stand, und tue dies ganz offen kund.
Das Positive am Weiterdenken ist immerhin, dass man frühere Denkfehler nicht nur in der realen Welt erkennen kann (etwas trat nicht oder nicht so ein, wie"gedacht"), sondern auch im Nachhinein präzis erklären kann, wo"in der Theorie" der Fehler steckte.
Zu allen Fehlern stehe ich selbstverständlich ohne Wenn und Aber. Dabei geht es mir erheblich besser als den vielen anderen Wirtschafts-"Analysten", die - bloß um sich nicht zu blamieren - solange auf ihren Analysen beharren wie's nur geht.
Errare humanum est, perseverare diabolicum!
Ich möchte ungern in die Grube fahren mit Clemenceaus Worten auf den Lippen:"Alles ist richtig, nichts ist richtig. Das ist der Weisheit letzter Schluss."
Aber vielleicht war Clemenceau viel weiser als er tat? Dann hätte er mich mit seinem Hinweis auf einen"Schluss" (logische Deduktion - alles - nichts - letztes) gleich doppelt reingelegt.
Sei's drum. Meine derzeitige (na, ja)"Positon" ist rundum bekannt. Sobald sich was ändert, gebe ich Bescheid, ansonsten dies & das. Zur Entspannung treibe ich gerade Studien über"Bischof" (episcopus) und"Eigentum" zwischen Römischem und salfränkischen Recht. Extrem komplizierte Materie, Griechisch, Latein, Altdeutsch, die Digesten und der Codex Iustiniani 2000 Seiten, in 5-Punkt-großen Buchstaben gesetzt. Hat man allerdings die richtige Spur gefunden (was war wirklich der berühmte Bischofs-"Stab"?) tritt Unglaubliches zu Tage.
Und, Turon, dieser Deiner
>Gegenfrage: Warum klammert man sich in diesem Forum immer wieder auf gleiche Erkenntnisse, die einmal vorgefaßt, immer wieder die selben Fehler produzieren? Weil etwa das Verhältnis der Treffer zu Mißerfolg dennoch unterm Strich rentable Angelegenheit ist?
schließe ich mich an.
>Das kann in entscheidenden Moment auch versagen!
Sehr wahr!
Gruß!
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