- Was wurde gehandelt? - Herausbildung der Warengesellschaft 13 - Wal Buchenberg, 27.07.2002, 07:48
Was wurde gehandelt? - Herausbildung der Warengesellschaft 13
Griechen 13
6.21 Sklavenhandel
Am profitabelsten handelt, wer mehr oder minder kostenlos „einkauft“ und zum Wert verkauft. Großbritannien hatte seine Seeherrschaft mit der Verschiffung afrikanischer Sklaven nach Amerika finanziert. Man sieht es dem Reichtum nicht an, wenn er mit Sklavenblut gedüngt ist. Die Briten verwendeten selber keine Sklaven - es sei denn als Exportprodukt.
Die Griechen der Frühzeit verwendeten ebenfalls wenige Sklaven selbst. Um so mehr Sklaven konnten sie aus Nordgriechenland, dem Pontosgebiet, Sizilien und Unteritalien herbeischaffen und in den Osten verfrachten. Allerdings haben wir über diesen Sklavenhandel kaum Nachrichten aus griechischer Zeit.
Vom Historiker Theopompos aus Chios erfahren wir: „Als erste Griechen nach den Thessaliern und den Spartanern setzten die Chier Sklaven ein, die sie aber nicht auf dieselbe Weise erwarben wie jene. Die Spartaner und die Thessaler schufen sich nämlich... ihre Sklavenschicht aus den Griechen, die früher das (jeweilige) Land bewohnt hatten, das sie nun besaßen;... Die Chier hingegen erwarben sich nichtgriechische Sklaven, für die sie Geld zahlten.“ (Theopompos, FgrHist 115 F 122a = Athenaios 6p.265b-c. zit. n. Murray, S. 299)
Wenn es aber von den Griechen aus Chios hieß, dass sie sich „nichtgriechische Sklaven erwarben, für die sie Geld zahlten“, so hat es andere Griechen vor ihnen gegeben, die Sklaven erwarben, für die sie kein Geld zahlten, indem sie sie raubten und weiterverkauften, so wie es in der Bibel über die kleinasiatischen Griechen zu lesen ist.
Die nördlichen Regionen des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres, also Thrakien, Illyrien und Skythien, scheinen die Hauptquellen für diese Sklaven gewesen zu sein. Dort boten sogar lokale Fürsten den Griechen ihre eigenen Untertanen oder fremde Kriegsgefangene zum Kauf an.
Aus den Urkunden über Freilassungen von griechischen Sklaven der Jahre 201 bis 50 v. Chr. in Delphi geht hervor, dass in dieser späten Zeit immer noch ein Drittel dieser Sklaven aus dem Norden von den Thrakern, Illyriern, Dardanern, Kelten, Skythen und Sarmaten gekommen war, Gebiete, zu denen die Griechen traditionellerweise die Seewege kontrollierten. (Rostovtzeff, Hellenist. Welt S. 1015)
Nur einen einzigen Sklavenhändler kennen wir mit Namen, Panionios aus Chios, der in Kleinasien mit Sklaven handelte, die er kastrieren ließ, weil sich bei den Persern mit Kastraten höhere Preise erzielen ließen. Er wurde und mitsamt seiner Familie 481 v. Chr. von einem seiner Opfer, das in der Sklaverei zu Macht gekommen war, gezwungen, sich von seinen eigenen Söhnen kastrieren zu lassen und seine eigenen Söhne zu kastrieren. (Herodot 8, 105f )
6.22 Handel mit anderen Waren
Aber auch wenn die Griechen aus dem rückständigen Norden oder Westen nicht Sklaven, sondern Metalle und andere Rohstoffe in den hochentwickelten Osten schifften, dann leisteten sie damit notwendige Transportarbeit, die sich beim Handel mit Tyros und anderen Handelsstätten bezahlt machte. Sie konnten bei diesem Handel ein doppeltes Preisgefälle ausnutzen: Rohstoffe waren im Westen und Nordosten reichlich und relativ billig. Diese Rohstoffe wurden in den Hochkulturen des Ostens zur Verarbeitung nachgefragt und müssen daher gute Preise erzielt haben.
Ebenso muss es ein enormes Preisgefälle bei den Fertig- und Luxuswaren zwischen West und Ost gegeben haben, die am Herstellungsort relativ preiswert waren, für die der Westen, der solche Produkte nicht herstellen konnte, aber exorbitante Preise gezahlt haben muss.
6.221 Nichtmetallische Rohstoffe und Halbzeuge
Holz: In ganz Griechenland war Holz zunächst der universelle Roh- und Brennstoff. Die bewaldeten Hügel waren in klassischer Zeit abgeholzt und Bauholz für Häuser, Wagen, Schiffe und Gerät mussten aus dem Norden von Makedonien und Thrakien importiert werden. “The export of materials which could be used in battleship construction was forbidden an pain of death in Athens also.” (Heichelheim II., S. 151)
Holzkohle: Holzkohle war für die Eisenverarbeitung nötig und wurde in reicheren städtischen Haushalten zum Heizen und Kochen verwendet. Die Gebirgs-Gemeinden, in denen für Athen die Holzkohle hergestellt wurde, bildeten den reichsten Landbezirk Athens. (Hopper..., S. 79)
Baumwolle: Herodot schrieb: „Eine Art von wilden Bäumen trägt Wolle, welche die von Schafen an Schönheit und Güte übertrifft, und die Inder tragen Kleider von derselben.“ (Herodot 3, 101) Baumwolle wuchs auf den Bahrein-Inseln im Persischen Golf und in Meroe seit früher Zeit und wurde in Ägypten zu Baumwollstoffen verarbeitet, die auch in die griechische Welt importiert wurden.
Rötel: Roter Ocker (miltos) wurde vor allem in Keos gefunden. Athen versuchte ein Monopol für den Handel zu errichten und verbot den Export von Rötel, weil es neben der Keramikbemalung zur Abdichtung im Schiffsbau benötigt wurde und daher ein kriegswichtiges Material war. (Hopper..., S. 70)
6.222 Metallische Rohstoffe
Eisen: Da in der Zeit ab 1050 Bronze allmählich vom Eisen als Werkstoff ersetzt wurde - die homerischen Helden kämpfen in Eisenrüstungen vor Troja -, kann man aus dem zeitlichen Zusammentreffen mit der ionischen Kolonisation (1050 - 950 v. Chr.) und ihrer Bewegungsrichtung, die aus dem Gebiet um Athen über die ägäischen Inseln an die kleinasiatische Küste führte, auch eine Übernahme der Eisentechnologie von dort vermuten. (vgl. Murray, S. 24)
In einem Grab in Knossos aus dem zehnten Jahrhundert fand man Eisenspieße, deren Form auf Zypern als Herkunft verweist. (Boardman, S. 38)
In Griechenland und auf den ägäischen Inseln gab in mehreren Regionen Erzvorkommen, die aber nicht sehr ergiebig waren. Eisen-Bergwerke werden in literarischen Quellen vereinzelt erwähnt, und sie waren für die griechischen Zeitgenossen kein ungewöhnlicher Anblick. (Rostovtzeff, Hellenist. Welt S. 973) Bis in hellenistische Zeit waren einige Minen schon erschöpft. (Rostovtzeff, Hellenist. Welt S. 937)
Größere Vorkommen an Kupfer, Silber und Eisen hatte Zypern, das schon lange vor den Griechen enge wirtschaftliche und kulturelle Kontakte mit den Bronzekulturen in Asien pflegte und schon früh ein hochentwickeltes Metallhandwerk besaß (die sogenannte Minoische Kultur).
In der Antike wurde Eisen geschmiedet und geschweißt, Eisenguss war aber nicht möglich, weil die dafür nötigen Temperaturen in den Ã-fen nicht erreicht wurden. Die Härtung des Eisens durch Glühen und Abschrecken war bekannt. Anreicherungen von Eisen mit Kohlenstoff zu Stählen gab es in Ägypten ab 1200 v. Chr. und später in anderen Gebieten, aber dieser Prozess waren nicht verstanden und hing von lokalen Zufällen ab.
Auch in klassischer und hellenistischer Zeit kamen die besten Stähle noch aus dem Osten.
Möglicherweise steht der erste gesamtgriechische Machtkampf, in dem Euböa eine bestimmende Rolle spielt, der ‚Lelantinische Krieg‘ im späten achten Jahrhundert, im Zusammenhang mit der Eisentechnologie. Auf Euböa, das selbst Erzvorkommen und schon eine entwickelte Bronzetechnologie besaß, wurde wohl die Eisenbearbeitung des Ostens am frühesten übernommen. (Boardman, S. 45f ) Aber weder Eretria noch Chalkis, die beiden Kontrahenten, scheinen durch diesen Krieg etwas gewonnen zu haben (Murray, S. 104). Das griechische Machtzentrum verlagert sich zunächst nach Westen (Korinth). Immerhin hatte sich dieser Krieg von den bisherigen Grenz- und Besiedlungskriegen deutlich unterschieden und er musste überregionale wirtschaftliche Bedeutung gehabt haben, denn bei Thukydides erfahren wir, dass in „dem zwischen den Chalkidern und den Eritriern geführten Krieg sich auch das übrige Hellas in Verbündete der einen und der anderen Seite einteilte.“ (Thukydides, 1,15,3)
Auch die griechische Kolonie-Gründung von Pithekussai auf Ischia im 8. Jahrhundert am Rand der etruskischen Gebiete muss im Zusammenhang mit der Beschaffung von Metallen gesehen werden. Die Etrusker hatten Goldvorkommen, kontrollierten die Eisenminen von Elba und hatten Zugang zu Zinn aus dem Norden, aber sie kannten zunächst keine hochstehenden Technologien.
Auf einen engen Austausch mit den Griechen deutet es hin, dass die Etrusker ihre Schrift von den chalkidischen Griechen lernten. Aber seit Mitte des sechsten Jahrhunderts verschlechterten sich die Beziehungen. Die Etrusker hatten im Bündnis mit den Karthagern eine eigene Flotte aufgebaut und vertrieben zunächst die räuberischen Phokäer aus den Gewässern vor Alalia. 524 griffen die Etrusker vergeblich Kyme an, dennoch beherrschte die etruskische Flotte das Meer nördlich von Messina. Die griechischen Siedlungen an der Westküste Italiens waren seither auf die Landwege nach Kampanien angewiesen. Im latinisch-etruskischen Machtkampf stellten sich die italischen Griechen dann auf die Seite Roms, die sie allmählich assimilierten. (Boardman, S. 246)
Nach griechischen Vorstellungen des fünften Jahrhunderts stammte die griechische Eisentechnologie aber von den Chalybern und Skythen. Das Eisenerz des Kaukasusgebietes wurde an Ort und Stelle von einheimischen Schmieden verhüttet und für den Export zu kurzen Stangen verschmiedet. Bei Apollonios Rhodios heißt es von den Chalybern, sie wüssten nichts von Landwirtschaft und Viehzucht, „sondern sie spalten den harten, eisentragenden Boden und gewinnen zum Tausch ihren Lohn für das tägliche Leben; niemals steigt für sie ein Morgen ohne Mühen auf, sondern unter schwarzem, rußigem Feuer und Rauch sind sie unablässig an ihrer schweren Arbeit.“ (zit. n. Rostovtzeff, Hellenist. Welt S. 973) Schon bei Homer bot Achilles eine ‚unbearbeitete Masse Eisen‘, aus seiner Kriegsbeute für einen Wettkampf im Weitwurf an. (Ilias 23, 833-835)
Dass Eisen ein wichtiges Handelsobjekt blieb, beweist die Erzählung von einem Syrakusaner, der um das Jahr 400 v. Chr., alles Eisen in Syrakus aufkaufte, um die Preise hochzutreiben, und der damit einen Gewinn von 200 % machte. (Pekáry, S. 29)
In klassischer Zeit lagen in Etrurien, Kampanien, Sizilien, Tarent, Korinth, Chalkis, Delos und Athen die Zentren der Metallarbeit. (Rostovtzeff, Hellenist. Welt S. 295)
Dass in unseren Museen kaum antike Gegenstände aus Eisen ausgestellt sind, liegt daran, dass Eisen sich nicht so lange erhält, weil es verrostet.
Silber und Gold: „Von der Insel Thasos sagt Herodot, die Phönizier hatten auf der Suche nach Gold vielfach das Unterste nach oben gekehrt, doch man hat erst vor kurzem die Phönizier und die Minen dort eindeutig nachweisen und damit den Bericht Herodots indirekt bestätigen können.“ (Boardman, S. 271).
Silber mussten die griechischen Städte aus Thrakien, Makedonien und Spanien importieren. Nur die Athener fanden im Süden ihres Staatsgebiets, in Laurion, jedoch erst im Jahr 483 v. Chr. reiche Silbervorkommen, dessen Pachten in die athenische Staatskasse flossen.
Gegen feste Pachtgebühren, die für jeweils drei oder sieben Jahre versteigert wurden, ließen die privaten Pächter in vielen kleinen nebeneinander liegenden Gruben und Stollen durch viele tausend Sklaven das Silbererz von Hand ausgraben, zerkleinern und waschen und dann in Hochöfen unter Verwendung von fußgetriebenen Blasebalgen schmelzen und läutern.
Plutarch berichtete von dieser Arbeit, die „größtenteils von Übeltätern und Barbaren (=Sklaven) durchgeführt wird, von denen manche gefesselt sind und in dieser gefährlichen und ungesunden Umgebung zugrunde gehen“. (zit. n. Hopper..., S. 214)
Bronze (Kupfer und Zinn): Auch nach der Einführung des Eisens als wichtigsten Werkstoff bestand weiter für Bronze eine Nachfrage für Geschirr, Statuen, Möbelfüße, Toilettenartikel, Werkzeuge, medizinische Geräte und Brustpanzer und Helme. (Rostovtzeff, Hellenist. Welt S. 936) Die Gussform eines großen Dreifußkessel mit gehämmerten Becken und gegossenen Beinen aus dem 9. Jahrhundert wurde im euböischen Lefkandi ausgegraben. (Hopper..., S. 27)
Die Herstellung blieb wie beim Gold- und Silberschmieden handwerklich und individuell. Sklaven übernahmen nur einfache Nebenarbeiten. Genaue Kopien einzelner Schmiede- oder Gussstücke finden sich ganz selten. Bei der Fertigung größerer Gegenstände wie Statuen oder Kandelaber kooperierten mehrere Handwerker. Der Handwerker verkaufte direkt an die Kunden ohne Zwischenhandel. Das für die Härtung des weichen Kupfers nötige Zinn kam wahrscheinlich schon in ganz früher Zeit aus Britannien. Von dort gab es zwei Transportwege ins Mittelmeergebiet: Einmal durch Gallien auf dem Landweg, von wo es zuerst nach Etrurien geliefert wurde. Über ihre Kolonien Pithekussai und Kyme fanden die Griechen Zugang zu dieser Zinnstraße. Dieser Lieferweg wurde den Griechen durch ihren Konflikt mit den Etruskern bald versperrt. Dann blieb nur noch der Seeweg um Spanien herum, den allerdings die Phönizier seit der Gründung von Karthago kontrollierten. (Boardman, S. 249) Daraufhin besiedelten die Griechen Marseille als Zugang zur Rhone.
6.223 Lebensmittel
Je mehr sich das Handwerk und das Transportwesen entwickelt, um so mehr Nahrungsmittel müssen von der Landwirtschaft für diese nichtbäuerliche Bevölkerung bereit gestellt werden, während gleichzeitig die Zahl der landwirtschaftlichen Produzenten abnahm. Produktivere Agrarmethoden und damit die Niederkonkurrierung der kleinen Bauern und ihrer Subsistenzwirtschaft war daher ein zwangsläufiger Prozess, der mit der Entwicklung der griechischen warenproduzierenden Wirtschaft einher ging. Das wichtigste landwirtschaftliche Produkt war aber Getreide: Weizen, Gerste und Roggen.
Getreide: Das griechische Volksnahrungsmittel war in der Frühzeit Getreidebrei, später setzte sich Fladenbrot immer mehr durch. Als eines seiner ersten Gesetze verbot Solon den Export jeglicher Agrarprodukte außer Ã-l, um die Ernährung der wachsenden nichtlandwirtschaftlichen Stadtbevölkerung zu sichern. Mit der Ernährung der Bauern hatte diese Bestimmung nichts zu tun, weil sich diese ja selbst versorgten und nur ihre landwirtschaftlichen Überschüsse auf den Markt brachten. Nur der Überschuss an Getreide über diese Selbstversorgung der Bauern konnte in die Ernährung der nichtbäuerlichen Bevölkerung gelangen.
Das gilt auch für Wein- und Ã-lbauern, insofern sie einen Teil dieser Ernte in Getreide für ihre eigene Ernährung tauschten. Ã-l wurde wohl in genügender Menge produziert, um den gesamten heimischen Bedarf zu decken.
Trotz dieser Bestimmung musste die Getreideversorgung in Athen und anderen großen Städten immer stärker durch den Import gesichert werden. Darin zeigt sich nicht nur das zahlenmäßige Wachstum der Einwohnerschaft, sondern die zunehmende „Verstädterung“, das heißt der wachsende Anteil der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung, der von der Warenproduktion und dem Austausch lebte.
In späterer Zeit, als Athen schon Umschlagplatz für den Getreidehandel war, wurde dort ein Gesetz erlassen, das die Wiederausfuhr von mehr als einem Drittel des eingeführten Getreides verbot.
Aus dem Jahre 455 v. Chr. wissen wir, dass der Ägypter Psammetichos Athen dreißigtausend Scheffel Getreide schenkte, „da in Attika damals das Getreide knapp war.“ (zit. n. Hopper, S. 90) Das reichte nur um ungefähr 4.000 Menschen in Athen für ein Jahr zu ernähren. Der Historiker Beloch schätzte den Jahresbedarf eines Erwachsenen auf sieben Scheffel Weizen. (Vgl. Hopper S. 105). Da die Mehrzahl der Bevölkerung Attikas von rund 100.000 Menschen sich als bäuerliche Produzenten überwiegend aus eigener Produktion ernährten, blieb eine nichtbäuerliche Bevölkerung von vielleicht 30.000 oder 40.000 Athenern mit Marktgetreide zu versorgen.
Athen bezog einen wichtigen Teil seines Getreide von der Insel Euböa (Hopper, S. 83) und später aus dem Gebiet des Schwarzen Meeres. Demosthenes berichtet, dass von dort jährlich rund 400.000 Scheffel Getreide herangeschifft wurden. Das reichte für fast 60.000 Menschen. Einiges davon konnte also reexportiert werden.
Ägypten verkaufte seine Getreideüberschüsse zunächst nach Aigina, das nach dem Fall von Milet (494/93 v. Chr.) auch den Großteil des Frachthandels mit den Getreidegebieten am Pontos übernahm. (Hopper..., S. 86)
Olivenöl: Herodot berichtet davon, dass die Athener als erste Ã-lbäume kultiviert hätten: „man sagt auch, dass zu der Zeit nirgends anders Ã-lbäume gewesen wären als zu Athen.“ (Herodot 5, 77) Von Solon wissen wir, dass Überschüsse des athenischen Olivenöls exportiert wurden. Es wurden aus dem siebten Jahrhundert auch athenische Henkelamphoren in der Mittelmeerwelt gefunden, in denen dieses Handelsgut verschifft wurde. Im sechsten Jahrhundert gab es nach dem Bericht von Plinius in Mittelitalien noch keine Ã-lbäume. Die griechischen Kolonisten werden diese Pflanze in Italien heimisch gemacht haben. (Hopper..., S. 110)
Salz: „Wie heute war auch das Salz ein Hauptprodukt, das an geeigneten Stellen durch Verdunstung von Meerwasser gewonnen wurde. Diese Salzpfannen gaben oft Ã-rtlichkeiten, die einen Spezialhandel trieben, ihren Namen.“ (Hopper, S. 73)
Wein: Wein wurde im alten Griechenland nicht pur getrunken, sondern im Verhältnis von drei oder vier Teilen Wasser zu einem Teil Wein verdünnt. Der attische Wein war von minderer Qualität und spielte als Exportprodukt nur eine geringe Rolle.
In einer Gerichtsrede heißt es: „Bedenkt doch bitte, ihr Richter, ob ihr jemals erfahren oder gehört habt, dass jemand Wein aus Pontos... nach Athen eingeführt hätte. Das genaue Gegenteil ist im Großhandel nämlich der Fall: von den Orten aus unserer Umgebung wird Wein nach Pontos befördert, aus Peparethos und Kos und Thasos und Mende und aus vielen anderen Orten; aus Pontos dagegen werden ganz andere Dinge bei uns eingeführt.“ (Demosthenes, zit. n. Hopper..., S. 110) Wein wurde in großen Amphoren verkauft - großen Tonkrügen, deren spitzer Fuß in den Boden gebohrt wurde -, aus denen der Käufer eine Probe entnahm. Wenn er die Amphore nach dem Probieren verschloss und versiegelte, galt der Verkauf als gültig. Aus der Weinexportstadt Thasos ist eine Bestimmung bekannt, die den Import von Wein ebenso unter Strafe stellt wie das Verdünnen mit Wasser. (Hopper..., S. 111) Beide Bestimmungen dienten wohl zu Qualitätssicherung.
Wein importierte Athen vom Ende des fünften bis zum Ende des dritten Jahrhunderts v. Chr. vor allem aus Thasos; später, vom frühen dritten und wahrscheinlich vom späten vierten Jahrhundert bis weit ins zweite Jahrhundert v. Chr. hinein, aus Rhodos. Daneben aus Knidos vom frühen dritten Jahrhundert bis weit ins erste Jahrhundert v. Chr. hinein. Von 1543 Stempeln auf Weinamphoren, die bis 1934 veröffentlicht wurden, „waren 565 rhodisch, 437 knidisch und 75 thasisch (468 ungewisser Herkunft); parisch und südrussisch je einer.“ (Hopper..., S. 112)
Der beste Wein kam aus Thasos und Chios, der rhodische war nur mittelmäßig. Man kann also aus diesem allmählichen Wechsel im Weinkonsum ein Sinken der durchschnittlichen athenischen Kaufkraft herauslesen.
Honig: Honig spielte im Altertum die Rolle, die heute Zucker hat. Die Bienenzucht wurde in den Solonischen Gesetzen besonders geschützt.
Fleisch: Bei Homer tauchen immer wieder Rinder als Opfer- und Festtiere auf, aber das kleinräumige Griechenland war für Rinderzucht eigentlich wenig geeignet. Pferde wurden als Kriegsgerät gezüchtet, aber auch verspeist. Schafe und Ziegen dienten vor allem der Woll- und Milchproduktion.
Hesiods Bauer besaß zwei Ochsen „im besten, neunjährigen Alter“ (Hesiod, 435) zum Pflügen. Er gibt aber auch Ratschläge zur Kastration von Schweinen und kannte auch Maultiere. Beim Festmahl soll jedoch „Thrakerwein, Gerstenbrot mit Milch von entwöhnten Ziegen, Fleisch einer Kuh, die frisches Laub geweidet und noch nicht gekalbt hat, oder von Erstlingszicklein“ aufgetischt werden. (Hesiod, 585ff)
Das Huhn, zunächst „Perservogel“ genannt, war Homer und Hesiod noch unbekannt und taucht um 650 v. Chr. erstmals auf einer Keramik auf. Für Pindar war das Huhn schon zum Symbol der Häuslichkeit geworden. (12. Olympische Ode, 20).
Sonstige Lebensmittel: „Dörrfisch für die niederen Klassen in Athen und Salzfleisch wurden aus Byzanz und dem Kommerischen Bosporus eingeführt. Talg und Käse wurden in Sizilien erzeugt; Pökelfleisch in Italien, Datteln und feines Weizenmehl kamen aus Phönizien; Mandeln und Kastanien aus Paphlagonien, Rosinen und Feigen aus Rhodos, Silphion aus Kyrene.“ (Hopper..., S. 108)
6.224 Handwerkliche Produkte
Fayence: „Die antike Fayence besteht aus einer Sandzusammensetzung und ist mit einer dicken Glasur überzogen. Man hat aus ihre in Ägypten lange Zeit Perlen und verschiedene schmückende Kleinigkeiten hergestellt.... Sie überfluteten die ostgriechische Welt, vor allem Rhodos... und Samos.“ Boardman, S. 148.
Keramik: Gerade weil Keramik ein so billiges Produkt war, blieben bis heute so viele ganz oder in Teilen erhalten. Scherben ließen sich nicht weiterverwenden und ein Gefäß blieb dort liegen, wo es zerbrach. Die Funde sind so reichhaltig, dass die griechische Frühgeschichte nach den wechselnden Keramikstilen benannt wird. Seit Ende des neunten Jahrhunderts wird in der griechischen Keramik der Einfluss der östlichen Hochkulturen sichtbar. Häufigkeit der Funde und Qualität der Ausführung von Keramik zeigen, dass im siebten Jahrhundert Korinth die wirtschaftlich führende Macht war, und erst in der Mitte des sechsten Jahrhunderts von Athen abgelöst wurde. Griechische Keramik wurde im Seetransport als Verpackungsmaterial für Flüssigkeiten und Fisch verwendet. In jedem Haushalt gab es Teller, Behälter für Flüssiges und Trockenes, Trinkschalen für Gastmähler, Parfümflaschen und Dosen für Toilettenzwecke sowie Ã-llampen aus Ton. Nur reichere Leute konnten sich Küchenutensilien und Lampen aus Bronze und Kupfer leisten. Wer Gold- und Silbergeschirr hatte, verwahrte es als Vermögensreserve und benutzte es nicht.
Irdene Gebrauchsgegenstände wurden aus Griechenland in alle griechischen Kolonien gebracht. Es gibt aber nur einige Anzeichen dafür, dass Nichtgriechen statt einfacher eigener Keramik zu verwenden, teure griechische Vasen importierten. Aus dem späten achten Jahrhundert fand man eine geringe Menge griechischer Keramik in Etrurien und Phrygien. (Boardman, S. 101)
Seit dem fünften Jahrhundert und noch mehr im vierten Jahrhundert finden wir athenische Keramik bei den Skythen, die speziell für den Schwarzmeermarkt entworfen waren. (Boardman, S. 306)
„Man ist sich wohl einig darüber, die die gewöhnliche Alltagsware für den häuslichen Gebrauch nicht exportiert oder importiert, sondern dort hergestellt wurde, wo man sie brauchte. Die kunstvoller bemalten Gefäße waren ‚Luxusgegenstände‘, für welche die Nachfrage nicht groß war.“ (Hopper..., S. 114) Das schließt also die Keramik, die heute die Vitrinen in den Museen der ganzen Welt bevölkern als wichtige griechische Handelsware aus.
Kleidung: Kleidung wurde traditionell in Hausarbeit von den Frauen gewebt und war in Griechenland schlicht. Im Sommer wurde auf dem Feld oder in der Werkstatt nackt gearbeitet. Besonders schöne Tücher wurden aber schon früh aus dem Osten importiert. Fremde und Sklaven hatten nicht den Rückhalt eines Haushaltes mit Hausproduktion. Sie bildeten zunächst den Markt für Kleidung. Im fünften und vierten Jahrhundert importierte Athen grobe Gewänder für Sklaven aus Megara.
Möbel: Das Mobiliar bestanden aus Stühlen, Tischen und Truhen verschiedener Formen. Das beste und wichtigste Möbelstück waren Sofas. „In reichen Häusern waren zum Beispiel die Sofas... echte Kunsterzeugnisse, mit Bronzeskulpturen (an den Beinen, am Rücken und an den Seitenstützen) geschmückt, mit Elfenbein und farbigem Glas eingelegt und mit schönen Matratzen, Teppichen und Kissen belegt.“(Rostovtzeff, Hellenist. Welt S. 964)
Die Sitte bei Tisch zu liegen statt zu sitzen, stammte aus Asien. Beim Prophet Amos, der sie im 8. Jahrhundert v. Chr. für Palästina erwähnt. sind diese Tischsitten ein Beweis für übertriebenen Luxus: „Sie liegen auf Elfenbeinlagern und strecken auf ihren Polstern sich aus.“ (Amos, 6,4) Diese Tischsitte und mit ihr das Möbelstück verbreitete sich im Laufe des 7. Jahrhunderts mit dem wachsenden Wohlstand in der griechischen Welt.
Schiffe, Pflüge etc.: Von Schiffen erfahren wir nur, dass sie bei Bedarf an Ort und Stelle gebaut wurden. Die Baumaterialien wie Holz, Pech usw. mussten jedoch häufig von weither beschafft werden. Die Bautechnik muss unter den Griechen sehr verbreitet gewesen sein. Schon von Odysseus erfahren wir, dass er als Schiffbrüchiger sich ein seetüchtiges Floß mit Segel bauen konnte. Es viele Berichte darüber, dass Schiffe geraubt, aber meines Wissens keine Berichte, dass Schiffe verkauft wurden. Da Bauern, wie Herodot erzählt, selber ihre Pflüge und Karren herstellten, werden auch die „Fuhrunternehmer“ ihre Wagen selber gebaut haben.
Herausbildung der Warengesellschaft in Griechenland (Bisheriger Text)
Wird fortgesetzt, Wal Buchenberg
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