- European Investment Consulting AG - Seher, 28.07.2002, 00:39
- Re: European Investment Consulting AG - Seher, 28.07.2002, 00:41
- Re: European Investment Consulting AG - Seher, 28.07.2002, 01:07
- wo ist eigentlich unser *indischer* Freund abgeblieben, Mahendra, äh, Najamba (owT) - Baldur der Ketzer, 28.07.2002, 01:10
- Re: wo ist eigentlich unser *indischer* Freund abgeblieben, Mahendra, äh, Najamba - --- ELLI ---, 29.07.2002, 00:23
- wo ist eigentlich unser *indischer* Freund abgeblieben, Mahendra, äh, Najamba (owT) - Baldur der Ketzer, 28.07.2002, 01:10
- Re: European Investment Consulting AG - bea, 28.07.2002, 12:37
- Re: European Investment Consulting AG - Seher, 28.07.2002, 01:07
- Re: European Investment Consulting AG - Seher, 28.07.2002, 00:41
Re: European Investment Consulting AG
Editorial:Eine Titanic namens Greenspan (26.07.2002)
Alan Greenspan, der Präsident der amerikanischen Notenbank (Fed), muss etwas wissen, das dem Rest der Welt noch nicht bekannt ist. Es muss so fürchterlich sein, dass er es nicht offen mitzuteilen wagt. Anders lässt sich nämlich nicht erklären, wie er seine Geldpolitik betreibt und was er so sagt. Wir tippen einmal, dass Greenspan, auf welche Weise auch immer, einen glaubhaften Wink erhalten hat, wann der Weltuntergang eintritt. Der, wie er vielerorts genannt wird, mächtigste Mann der Welt will es seinen amerikanischen Mitbürgern in der bis dahin verbleibenden Zeit offenbar noch einmal richtig gut gehen lassen. Der erste veritable Versuch ist nach anfänglich durchschlagendem Erfolg zwar gründlich schiefgegangen. Doch erst in der vergangenen Woche hat er konkret empfohlen, was die Amerikaner tun sollten, um es noch einmal so richtig krachen zu lassen.
Zum ersten Versuch: Greenspan hat wider besseres Wissen eine Hausse an der Wall Street zugelassen, die jeden und seinen Bruder glauben machte, er bräuchte nur eine Aktie vor allem aus dem Technologiebereich anzusehen, und er wäre schon ein kleiner Krösus. Der Beweis für „wider besseres Wissen“ lässt sich leicht führen. Schon am 6. Dezember 1996 beim Stand des Dow Jones von etwa 6300 Punkten hatte der Meister die unheilschwangere Warnung vor dem „irrationalen Überschwang“ an der Wall Street abgegeben, dann aber rein gar nichts unternommen, was die Börse von einem weiteren Aufstieg in höhere Kategorien der Irrationalität abhalten konnte. Die Fachwelt ist sich einig darin, dass Greenspan wenigstens demonstrativ das Minimum von Eigenkapital, das bei Aktienkäufen auf Kredit erforderlich ist, hätte heraufsetzen müssen. Das hätte wahrscheinlich nicht viel bewirkt, doch hielte Greenspan jetzt wenigstens ein Alibi in Händen, um sein Nichtstun rechtfertigen zu können.
Zum zweiten Versuch: In der vergangenen Woche fanden die alle sechs Monate fälligen Anhörungen des Notenbankbankpräsidenten vor dem Kongress statt. Greenspan hat seinen Mitbürgern bei diesem Anlass geraten, doch mehr zu konsumieren und sich dabei auf das in ihren Eigenhäusern schlummernde, aber durchaus mobilisierbare Kapital zu stützen. Zum Hintergrund ist anzumerken, dass die Nachfrage nach Eigenhäusern in den USA boomt. Die Immobilien steigen beständig im Wert. Da die Zinsen niedrig sind, können die Hauseigentümer umfinanzieren, indem sie alte und noch teure Hypotheken kündigen und neue Verträge mit niedrigeren Zinsen eingehen. Die Differenz zwischen den alten und den neuen Sätzen wird für den Konsum frei. Zudem erlauben die Wertsteigerungen der Objekte immer höhere Beleihungen, die ebenfalls in den Konsum gehen können.
Greenspan muss wissen, dass sich am Immobilienmarkt in den USA etwas heranbildet, das mit der spekulativen Blase (bubble) an der Wall Street vergleichbare Ausmaße annehmen kann. Mehr noch als am Aktienmarkt ist abzusehen, wann diese Blase zu platzen beginnt. Es wird der Augenblick sein, in dem die Fed ihren Leitzins anheben muss. Das ist dann das Aus für viele „Häuslebauer“, und auch die Banken werden im untergehenden Boot sitzen. Wer so handelt und sich so äußert wie Greenspan, kann nur beabsichtigen, seinen Mitbürgern noch das Klima für ein paar schöne Stunden zu bereiten, bis das Stühlerücken auf seiner Titanic einsetzt.
Schon im Herbst 1998 hatte uns ein europäischer Notenbanker zugeflüstert, Greenspan treibe ein gefährliches Spiel. Wir wollten es damals nicht so recht glauben, doch heute wissen wir es.
Arnd Hildebrandt
Herausgeber
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