- @silverwagle, auf 9:1-Posting. - Taktiker, 30.07.2002, 00:13
- @Taktiker: Die Macht und ihre Tribute - silvereagle, 31.07.2002, 00:51
- Re: @silvereagle - ---- ELLI ----, 31.07.2002, 01:02
- Geht klar! owT - silvereagle, 31.07.2002, 01:12
- Re: @silvereagle - ---- ELLI ----, 31.07.2002, 01:02
- @Taktiker: Die Macht und ihre Tribute - silvereagle, 31.07.2002, 00:51
@Taktiker: Die Macht und ihre Tribute
n'Abend, Taktiker,
wie versprochen meine Antwort:
> also das wird mir jetzt zu filigran.
Einfach nur antworten, am besten ehrlich.
> Nur soviel: Steuer ist keine Enteignung, sondern ein Tribut.
An wen denn bitte? Ans Kollektiv? Sorry, nicht möglich, da nur Lüge vom Kollektiv gegenwärtig vorhanden. Zudem Kollektiv von lat."colligo" ="sammeln". Also ein transitives Verb. Der eine sammelt. Die anderen werden gesammelt. Wie passt das zusammen mit "nicht aufzwingen"? Wenn Du mich fragst: Time to say good bye. Zum"Kollektiv". Jetzt kommt die Gemeinschaft!:-)
> Tribut hat es immer gegeben und wo viel geradezurücken ist, muß man besonders hart eintreiben.
Du erinnerst Dich an meine Theorie hinsichtlich"Privateigentum"? Also: Wer hat das Recht zu fordern, und wer hat das Recht zu"verteilen"? Das Ergebnis ist immer klar: Umverteilung von Unten nach Oben. Nur dass nicht unbedingt der"Mann an der (sichtbaren!) Spitze" auch selbst mächtig sein muss. Er wird in aller Regel sehr schwach sein.
Tribut ist Zwang (und logischerweise"Enteignung", obwohl ich auf diesen Begriff gerne verzichten kann), und Zwang ist der Killer von Gemeinschaft. Kannst Du Dich wirklich nicht damit anfreunden?
> Der Mensch gibt nunmal nicht gerne ab, und das trifft eben meistens auf die am meisten zu, die am meisten geben könnten.
Wenn sich alle in der materiellen Denkfalle befinden, dann ist das wohl logisch, oder? Die materielle Sichtweise macht den Menschen zum gewalttätigen Räuber. Aktiv und Passiv. Die Folge: Gleichere müssen her, Bevormundung muss her. Ein durch und durch ungerechtes System. Befreie Dich für eine Sekunde von den "Sachzwängen", und Du wirst verstehen, was ich meine.
> Und da ein freiwilliges Donationssystem aus oben genannten Gründen nicht funkt, muß es halt geregelt werden. Da die Reichen ihre Kohle freiwillig nicht rausrücken, muß eben ein Gesetz her.
Womit erst die Probleme anfangen: Ausnahmen, Ausnahmen von der Ausnahme usw. Durch und durch mies. Und warum? Weil keine wahre Gemeinschaft, weil nur eine schwache Kopie davon. Eine Illusion... Harte Erkenntnis, lieber Taktiker, aber wenn's Dir wirklich um Gemeinschaft, ehrliche Anteilnahme, Solidarität geht, und nicht um eine billige Lüge davon, dann musst Du auch Farbe bekennen...
> Mit Spenden kriegst Du heute - bedenke auch die komplexen,anonymen städtischen Strukturen - kein Wohlfahrtssystem gebacken.
Diese"städtischen Strukturen" sind natürlich nichts anderes als eine Folge dieses verlogenen"Systems". Sieh Dir doch an, wie es um die"Solidarität" der Bürger untereinander ausschaut, in solchen Strukturen. Eine potentiell lebensfeindliche Umgebung, würde ich mittlerweile sogar sagen. Aber es hat ja so dolle ökonomische Vorteile... ;-)
Jede weitere Lügentat zur"Verbesserung der sozialen Lage" verschärft den Neid und die Missgunst. Was wundert es, dass immer mehr Soziologen vom "Verteilungskrieg" sprechen? Wir sind also schon mittendrin. Im Krieg. ;-(
> Sowas geht eng begrenzt, aber nicht in einer so komplexen Gesellschaft.
"Komplexe Gesellschaft"? Wo Menschen vor den Augen anderer erfrieren? Wo Leute in ihren Wohnungen sterben, ohne dass es jemand registriert? (Bis dann die Feuerwehr gerufen wird, wegen dem Gestank!)
> Hätten wir alte dörfliche bzw. großfamiliäre Strukturen, bräuchte man sicher kein derart aufwändiges System.
Peng! Volltreffer! Und jetzt verbinde das mit meinen obigen Kommentaren: Cui bono? (lat.: Wem nützt es?)
> Aber die Wirtschaft hat die Gesellschaft, das Zusammenleben gewandelt. Leute migrieren viel stärker, ändern ihr Umfeld, ihren Arbeitgeber, die Branche, ja sogar ihre Familie (->Scheidungsrate).
Dottore hat mE bereits bewiesen, dass es nicht die"Wirtschaft" gewesen sein kann. Die"Wirtschaft", wie wir sie heute kennen, war nur die Folge der"Macht". Und was hinter der steckt, dazu hab ich ne eigene Theorie... Aber vom Ergebnis her hast Du voll und ganz Recht.
> In einer Großfamilie hat niemand sofort gemurrt, wenn man den Jüngsten mal unterstützen mußte. Das war selbstverständlich. Natürlich hat man ihm auch schneller in den Arsch getreten, wenn er dauerfaul wurde.
Top!
> Das alles jibbets so heute nicht mehr
Wiederum: Cui bono? Die"Macht" hat dabei sicher nicht verloren. Wie Du es selbst bereits anderswo beschrieben hast: Gefragt sind Menschen ohne festen Halt. Dann fallen sie zuerst den Verlockungen des"Kapitalismus" anheim, um nach Totalkollaps vom"Kommunismus" in Empfang genommen werden zu können... Siehst Du, worauf ich hinaus will?
> und die Familie bildet heute (größer, natürlich auch unpersönlicher) die sogenannte Solidargemeinschaft.
Es ist die letzte,noch übrige wahre Solidargemeinschaft. Die letzte Bastion menschlicher Wärme und Geborgenheit. Immer noch kein Bauchweh mit staatlicher Familiengesetzgebung und -förderung?
> Wenn Du mich fragst: Liebend gerne würde ich zu einer regionalisierten Wirtschaft zurückkehren, mit kleinen Strukturen. Dann bräuchten wir den ganzen Käse nicht: Rentensystem, Aloversicherung, komplizierte Krankenversicherungen, Pflegeversicherungen. Dann bräuchten wir noch nicht mal den ollen Marx.
Wir brauchen ihn auch so nicht. Was immer uns von wem auch immer eingeredet wurde, so dass wir heute das sind, was wir aus uns gemacht haben: Wir haben immer noch unsere menschliche Würde, fernab aller materieller Illusion. Selbst Sokrates konnte man diese Würde nicht nehmen. Jedes Zugeständnis an die von wem auch immer künstlich hergestellten"Fakten" bedeutet nur eine weitere Verschlimmerung und eine Tempoerhöhung auf dem Weg nach unten.
> Aber wir müssen die wirtschaftliche Entwicklung eben so meistern, wie sie uns entgegenschlägt. Und das heißt auch, sich endlich die Begriffe Verantwortung und Toleranz ernsthaft beizubringen.
Ja, da bin ich voll bei Dir. Aber wie soll das gehen, bei all der Lüge und Illusion rundherum? Kein Mensch glaubt heute noch an was, was ihm keinen schnellen materiellen Vorteil verspricht. "Verantwortung", "Toleranz"? Da lachen sie Dich öffentlich aus!
> Verantwortung heißt, auch Schwächere mitzutragen, auch wenn sie klar weniger leistungsstark sind. Toleranz heißt, nicht nur Leistung als zentrale menschliche Qualität zu definieren, sondern auch Menschlichkeit zu würdigen.
Ich gehe noch weiter: Leistung hat mit"menschlicher Qualität", sprich Menschlichkeit, überhaupt nichts zu tun.
> Viele ultracoole, fett bezahlte Manager haben heute keinen Funken sozialer Intelligenz oder Menschlichkeit mehr.
Schröder? Gysi? Lafontaine?
> Die könnten viel von den einfachsten Bauern lernen, aber das nennt man ja nur"Soft Skills", also Fähigkeiten mit dem offiziellen Geldwert einer Dose Hundefutter.
Cui bono? Sorry, für die Wortwiederholung. Bleib einfach cool, und versuche nachzuvollziehen, was ich meine. Kannst es immer noch als"völlig unrealistisch","abgehoben" oder"träumerisch" ansehen.
> Das Problem: Wir stehen gerade inmitten einer Periode ungeheurer Spekulation und womöglich am Abschluß eines sehr langen Aufwärtstrends. Sehr viele Mitspieler haben schon viel wirtschaftliche Potenz eingebüßt und befinden sich auf dem absteigenden Ast.
Da fallen mir wieder dottore's Worte ein: "Endstadium"
> Zudem gilt nach einer solchen Überhitztzungsphase wirtschaflicher Mißerfolg als großer persönlicher Malus und paßt nicht zum offiziellen Schönheitsideal des immer erfolgreichen Akteurs. Es ist natürlich, dass sich diese Enttäuschung derart Bahn bricht, dass man auf die Tieferstehenden einschlägt und diese für die eigene Misere verantwortlich macht.
What goes up, must come down... Jedenfalls meine Hochachtung, Taktiker, Du hast viel Sinn für Menschlichkeit. Bitte lass ihn Dir nicht verwässern durch noch so scheinbar mächtige Illusionen.
> Schließlich definierte man Erfolg ja immer das gewisse MEHR von dem, was die da unten WENIGER haben.
Materialismus eben.
> Warum fährt Joe Rich gern nen Jaguar? Weil er so schön ist, oder weil ihn sich nicht jeder kaufen kann? Jetzt muß Joe Rich seinen Jaguar verhökern und was unterscheidet ihn nun noch von Peter Poor? Peter Poor ist das zwar egal, aber für Joe Rich bricht die Welt zusammen, denn was ihn ausmachte, war ja immer sein Jaguar, seine tolle Uhr und all der andere Tinnef. Peter Poor ist bestimmt nicht schuld am Untergang des Joe Rich, aber plötzlich fängt letztgenannter mit dem Stänkern an.
Peter Poor war dafür vielleicht schon wegen dem einen oder anderen Diebstahl im Gefängnis... Cui... ;-)
> Es ist also kein Zufall, dass die ganze Sozialklimbim-Debatte just aufkommt, als der ganze Laden bereits in sich zusammensackt. Alos haben wir in der BeeErrDee schon lange und länger, aber nie wurde derart bissig auf sie eingedroschen.
Wie bereits gesagt: Es ist Krieg. Friede nicht in Sicht.
> Und das, wo man jeden Tag von neuen Tausenderblöcken gewaltsam, willkürlich und würdelos auf die Straße gesetzten Beschäftigten lesen kann.
Gehört leider alles dazu.
> DAS ist der wahre Sozialneid, nämlich der der verbliebenen Stützenden gegen die wachsende Zahl der Gestützten.
Hab ich es schon mal gepostet? Ein guter Freund von mir schrieb mal:"Der menschenverachtende Begriff des Sozialschmarotzers ist ein Kind des"Sozialstaates"...
> Dabei sind sich viele Stützer von heute klar, dass sie morgen schon selbst zu den Handaufhaltenden gehören können, ganz unfreiwillig. Das gilt natürlich weniger für die Älteren hier, weswegen die auch mit einer gewissen Buddhahaftigkeit reagieren und eigentlich nur ihr Zeugs zusammenhalten wollen. Seh' ich ja bei meinem Vater.
Ich fürchte, für UNS BEIDE wird es sich nicht mehr ganz ausgehen...
> Dabei sollten die Leute zusammenhalten, anstelle sich gegeneinander aufhetzen zu lassen. Das nützt nämlich nur den Melkjungens da oben.
Nicht nur den"Melkjungs", denn die wissen ja auch nicht, was Sache ist. Denn sie werden sich keinen Cent von der"Beute" mitnehmen können, auch wenn sie 150 Jahre alt werden. Sie sind auch nur Getriebene. Und das spüren sie auch, z.B. wenn die Pumpe nicht mehr mitwill... Btw: Wo Getriebene, da auch Treiber?
Gruß, silvereagle
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