- Carneval de Brasil i de Espana - Mat72, 31.07.2002, 14:19
Carneval de Brasil i de Espana
Lula und der Schulden-«Vulkan»: Brasilien wankt
Rio de Janeiro (dpa) - Noch vor wenigen Monaten galt Brasilien neben Mexiko und Chile als solide «Musterwirtschaft» Lateinamerikas. Die schwere Krise in Argentinien hat nun aber schier über Nacht auch den Riesen der Region angesteckt. Innerhalb von nur zwei Monaten schoss der US-Dollar im Vergleich zur heimischen Währung von 2,30 auf 3,30 Real.
Das Länderrisiko, der Renditeabstand zwischen inländischen Papieren und US-Staatsanleihen, kletterte um weitere 200 auf 2400 Basispunkte, einen der drei höchsten Werte der Welt. «Bei uns herrscht überall Panik», so ein Devisenhändler in Sao Paulo.
Auslöser der Vertrauenskrise sind in erster Linie die für Anfang Oktober angesetzten Präsidentenwahlen. Alle Umfragen werden vom Sozialisten Luiz Inacio Lula da Silva angeführt. Nun hat auch noch ein weiterer linker Oppositionskandidat, Ciro Gomes, den zweiten Platz vor dem Bewerber der Mitte-Rechts-Regierung, Ex- Gesundheitsminister José Serra, erobert, der abgeschlagen auf Platz drei liegt.
Im Zuge des Aufstiegs des früheren Gewerkschaftsbosses Lula (57) entdeckten Analysten und Anleger aber auch plötzlich, dass Brasilien auf einem «Schulden-Vulkan» sitzt, wie die Zeitung «Folha» schrieb. Die Verbindlichkeiten der öffentlichen Hand wuchsen seit Januar von 53 auf 59 Prozent des Inlandsprodukts, insgesamt rund 250 Milliarden Dollar. Die Devisenreserven sind auf 27 Milliarden geschrumpft - wenig für ein Land, das jährliche Zahlungsverpflichtungen von vielen Dutzenden von Milliarden hat und dem die Kapitalgeber davonlaufen.
Dennoch will die Notenbank auch im August mindestens zwei Milliarden auf den Markt werfen, um den Dollaranstieg zu bekämpfen. An der Zinsfront ist bei einem Konjunktur hemmenden Satz von 18 Prozent kaum Spielraum.
US-Bankiers befürchten bereits die Zahlungsunfähigkeit. Mit Sorge wird die Entwicklung auch in Europa verfolgt. Besonders in Spanien, dessen Firmen 60 Milliarden Euro in Brasilien investiert haben. Die Kurse an Madrids Börse brachen deshalb am Dienstag ein.
Die zunehmend nervöse Regierung in Brasilia, die bislang die Krise heruntergespielt hatte, reagierte mit der Entsendung einer Delegation nach Washington, die noch am Mittwoch Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds aufnehmen soll. Inoffiziell ist von einem neuen Kredit von bis zu 20 Milliarden Dollar die Rede. Der Markt ist unterdessen aber skeptisch. «Brasilien braucht einen sehr großen Betrag, und der IWF wird diesen Betrag vor dem Wahlpanorama nicht bereitstellen», sagt Finanzberater Miguel Daoud.
Die reale Wirtschaft und der Mann von der Straße spüren derweil bereits die ersten Folgen der Vertrauenskrise. Im Mai fiel die Produktion der Industrie wegen der sinkenden Nachfrage im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,4 Prozent. «Wir stehen vor einer Rezession», hieß es in einem Bericht der angesehenen FGV-Stiftung.
Der Kurseinbruch des Real weckt die Angst vor einem Anstieg der Inflation von derzeit sieben Prozent jährlich. Der Teuerungsindex IGPM erreichte im Juni mit 1,9 Prozent den höchsten Wert in zwei Jahren.
Bis jetzt entschied man sich in Rio und Sao Paulo gegen allzu deutliche Preiserhöhungen - und häufig für Entlassungen. «Der importierte Weizen wird immer teurer. Wir verkaufen unser Brot inzwischen fast zu Produktionskosten, aber in einem Land, in dem die meisten mit einem Mindestgehalt von 200 Real (65 Euro) auskommen müssen, würde ich bei höheren Preisen kaum Kunden haben», meint Bäcker Jorge Marques, der jüngst drei Angestellte entließ.
Lula, dessen «Partei der Arbeit» (PT) bis vor kurzem für die Nichtzahlung der Auslandschulden eingetreten war, ist inzwischen gemäßigter geworden. Internationale Verträge will er jetzt respektieren. «Wir können aber nicht wie eine Bananenrepublik weiter nach der Pfeife des IWF tanzen», sagt er. «Wir sind nicht Nigeria, man wird uns unterstützen», versichert Präsident Fernando Cardoso
<ul> ~ http://dpa.azm.zet.net/tickeriptc-bdt-20020731-185-dpa_2395714.html</ul>
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: