- Brief an einen alten Bekannten - dottore, 01.08.2002, 16:38
- Re: Brief an einen alten Bekannten.. Milton Friedmann?? - ottoasta, 01.08.2002, 18:24
- Re: Monetarist Milt will ZB abschaffen, x Postings zu ihm, bitte selbst - dottore, 02.08.2002, 19:48
- Re: Brief an einen alten Bekannten.. Milton Friedmann?? - ottoasta, 01.08.2002, 18:24
Brief an einen alten Bekannten
Lieber XSurvivor,
kannst Du Dein bekanntes Geldangebot- / Geldnachfrage-Schema bitte einfach nur mit Bargeld erklären? Danke.
Bargeld ist unstreitig Geld. Das Bargeld kommt aus der EZB. Das steht auch auf den Euroscheinen.
Das Bargeld hat zuerst die EZB. Oder gibt’s auch Geld, das nicht zuerst aus der EZB oder anderen ZBs gekommen wäre?
Wie geht’s nun weiter? Bietet sie es an? Wenn ja, wer kann es bei der EZB mit was nachfragen?
In Deinen Beispielen, die gleich kommen, ist das Geld von der EZB schon aus der EZB gekommen.
Dazu hast Du vor kurzem im SF-Forum einen Rundumschlag gelandet:
>4. Beispiel für dottores Unvermögen:
In einem der Postings, die Du gefunden hast, stellt er die Frage:
„2. Mit was wird Geld als"angebotenes Geld" nachgefragt?"
Er will also wissen, womit man Geld nachfrägt.
Ja, womit fragt „man" das Geld bei der EZB nach? Mit Geld offenbar nicht.
>Eine richtige Antwort auf die Frage wäre, folgendes zu sagen:
Wenn ich Waren zum Verkauf anbiete, dann frage ich Geld nach.
Das ist klar. Aber wie kommt das Bargeld von der EZB zum Verkäufer? Der hat es doch nicht gefunden. Oder kauft die EZB die Waren? Dann wäre alles klar.
Gegen was verkauft die EZB ihr Geld?
>Beispiel:
Wenn ich ein Auto besitze und es verkaufen will, dann biete ich es an. Dieses Angebot bedeutet aber gleichzeitig eine Nachfrage nach Geld, denn ich will das Auto ja nicht verschenken, sondern dafür Geld bekommen. Wenn ich zwei Autos zu je 1000 Euro anbiete, dann frage ich im Grunde Geld in Höhe von 2000.- Euro nach.
Auch klar. Nur wo kommen die 2000 Euro her? Die sind gedruckt worden und unmittelbar anschließend in der EZB gelandet. Wie geht’s nun ab EZB weiter?
>Man kann aber auch auf andere Weise Geld nachfragen.
Wenn jemand bei einer Bank einen Kredit sucht, dann fragt er Geld nach.
Nochmals: Wie kommt das Bargeld in die Bank, womit hat die Bank das Bargeld bei der EZB nachgefragt?
>Wenn ich z.B.auf dem Arbeitsmarkt Arbeit suche, dann frage ich ebenfalls Geld nach.
Das Geld hat die Firma. Die hat es von ihrer Bank. Die hat es von der EZB.
Dass der Arbeiter Geld gegen Arbeit nachfragt, ist klar. Dass die Firma Geld bei der Bank nachfragt, ist auch klar. Womit fragt die Bank Geld bei der EZB nach? Mit einem „Rückzahlungsversprechen", schreibst Du.
Dann verstehe ich zunächst nicht, warum es überhaupt Banken gibt. Dann bräuchte man nur die EZB auf der einen Seite und Rückzahler mit ihrem Versprechen auf der anderen Seite. Die gehen zur EZB und leihen sich dort das Geld, was sie brauchen. Dazu bezahlen sie den Zins an die EZB.
Allerdings: Womit sollen sie denn den Zins bezahlen? Sie haben sich 1000 Euro geliehen und müssen 1050 Euro zurückzahlen. Wie wollen sie die 50 her kriegen?
Außerdem verstehe ich den ganzen Vorgang mit Deinem „Rückzahlungsversprechen" sowieso nicht:
<font color="FF0000">Die Notenbank ist Gläubiger. Sie hat einen Anspruch auf Rückgabe der Noten. Die Banken sind Schuldner. Sie müssen die Noten zurück geben.
Gleichzeitig ist die Notenbank Schuldner, sie verbucht die Banknoten auf der Passivseite und die Banken sind Gläubiger, denn sie verbuchen die Banknoten auf der Aktivseite.
Außerdem ist die Notenbank Schuldner, denn sie muss die Rückzahlungsversprechen den Banken zurückgeben, sobald diese die Banknoten zurückgeben. Womit die Banken wiederum Gläubiger sind.
Saldiert ergibt das immer Null.
Wie kann etwas, das auf Null saldiert wird angeboten oder nachgefragt werden?</font>
>Die Frage, die dottore stellte, lässt sich also ganz leicht beantworten.
Offensichtlich kennt dottore diese elementaren Vorstellungen und Konzepte nicht.
Und weil er nicht weiß, wie man Geld nachfrägt, glaubt er, den Begriff des „Geldangebotes" lächerlich machen zu können.
Er hat noch ein weiteres Problem beim Begriff des Geldangebotes.
Er will wissen, was das Geldangebot war, bevor es angeboten wurde.
Der Witz ist hier der, dass etwas nicht existieren muß, damit es angeboten werden kann.
Das kapiere, wer will. Dann würde doch das Bargeld noch gar nicht existieren. Die EZB hat es doch aber schon. Jedenfalls gedruckt und im Keller.
>Beispiel:
Ein Angestellter bietet seine Dienste an. Die kommen aber erst zustande, wenn das Angebot von einer Nachfrage in Anspruch genommen wird. Solange das nicht der Fall ist, exisitieren die Dienste nicht, sondern es gibt nur eine Bereitschaft seitens des Angestellten, solche Dienste zu erbringen.
Das ist klar. Aber er kriegt erst Geld, nachdem er die Dienste geleistet hat. Es geht nicht um Angebot (einer noch zu erbringenden Leistung) und Nachfrage (nach einer zu erbringenden Leistung), sondern um die Abwicklung des Geschäftes, nachdem es abgeschlossen wurde.
>Ähnlich ist es mit dem Geld, welches das System der Banken anbietet.
Die Banken haben es. Aber sie haben es sich von der EZB geliehen. Von wem hat es sich die EZB geliehen? Die EZB gilt als Bank wie jede andere auch und wird in die konsolidierte Bilanz des Bankensystems ausdrücklich einbezogen. Saldo: Null.
>Erst wenn dieses Angebot von einer Nachfrage nach Geld in Anspruch genommen wird, entsteht und existiert das Geld in der Folge konkret. Davor besteht es nur als Bereitschaft oder Fähigkeit des Systems, es zu erzeugen.
Wieviel Geld bietet die EZB an? Warum bietet sich nicht alles Geld an, das sie hat? Das würde doch den Preis des Geldes senken. Wenn die EZB morgen 100 Milliarden Euro anbietet, kann sie doch nicht sagen: Alles für 5 % Zinsen.
Wenn sie morgen nur 1 Milliarde anbietet, kann sie auch nicht sagen: die eine einzige Milliarde für 5 % Zinsen.
Die EZB kann gegen Rückzahlungsversprechen so viel Bargeld anbieten wie sie will. Aber sie kann nicht jeden Zins verlangen, den sie will.
Weil sie sowohl null Banknoten als auch unendlich viele Banknoten anbieten kann, muss sie entweder die Bargeldmenge von vorneherein festsetzen, die sie anbietet und dann schauen, zu welchem Zins die Menge genommen wird. Das wäre eine Versteigerung. Der Preis für das Geld ist der Zins.
Oder sie setzt einen Zins fest und sagt, dass sie zu diesem Zins jede gewünschte Menge liefert. Das wäre eine Festpreisgarantie. Egal, wie viel dann abgenommen wird.
Bekanntlich setzt die EZB heute den Zins (Preis für Geld) fest. Die bei ihr nachgefragte Geldmenge will sie ausdrücklich nicht mehr festlegen. O-Ton Wim Duisenberg.
Macht die EZB das jetzt richtig oder falsch?
Du bist ein großer Zinsexperte. Was würdest Du tun? Den EZB-Zins ganz abschaffen? Aber dann könnte jeder, zumindest jede Bank so viel Geld bei der EZB abholen, wie er oder sie will. Er oder sie muss nur Rückzahlung versprechen.
Wird der EZB-Zins nicht abgeschafft, wie willst Du den Zins (Dein „Preis" für Geld) „richtig" setzen? Der Zins ist der Preis und den muss der Anbieter nennen. Welchen Zins soll er denn nehmen oder wonach richtet sich der Preis für Geld? Nach den Herstellkosten kann er sich kaum richten, denn 1000 Euro kosten höchstens 1 Euro in der Herstellung.
Auch Preissenkungen für Geld und Preiserhöhungen müssen sich nach irgendetwas richten. Nach anderen Zinsen? Dann wäre die EZB nur jemand, der sich nach etwas anderem richtet.
Nach den Preisen für Waren? Dann verstehe ich nicht, warum die EZB den Preis für Geld gesenkt hat, wo doch die Preise für Waren noch gestiegen sind. Dann hätte sie doch mit ihrem Preis auch raufgehen müssen.
>5. Ich mache mich über dottore schon seit mehr 2 Jahren lustig.
So lustig ist das gar nicht.
<font color="FF0000">Erklär mir bitte, wie der Preis (Zins) für eine Ware (Geld) zustande kommt, wenn der Anbieter 1. sein Angebot zwischen Null und unendlich variieren kann und 2. den Preis für sein Angebot beliebig festsetzen kann, vorausgesetzt der Preis deckt die Herstellkosten. </font>
Dass wir alle lieber mehr Geld hätten als weniger, und zu billigerem Preis als zu teurem, ist jedem klar.
Gruß!
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