- Wer soll das bezahlen? - Phoenix, 02.08.2002, 13:32
Wer soll das bezahlen?
Dieser Text könnte auch aus diesem Forum sein, ist eigentlich alles schon
bekannt.
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Wer soll das bezahlen?
Doch Spaß beiseite. Preisstabilisierende Angebotsverknappung führt zu Arbeitslosigkeit und überflüssigen Produktionskapazitäten. Beides verursacht zusätzlich unproduktive Kosten, will man die Arbeitslosen und ihre Familien nicht verhungern, die stillstehenden Anlagen nicht vergammeln lassen. Da diejenigen, welche das Angebot der Rentabilität ihrer Betriebe wegen drosseln können, die Kosten auf die Gesellschaft umverteilen, wird ein Geschäft daraus.
Doch der starre Blick auf die zusätzlichen Kosten verkennt das eigentliche Problem. Es liegt nicht bei den ungenutzten Wirtschaftspotentialen, sondern beim fehlenden oder behinderten Willen, diese Potentiale sinnvoll einzusetzen. Dieser Wille und die Fähigkeit ihn umzusetzen meint das deutsche Wort"Vermögen"."Führende Kreise" besitzen heute zwar großzahlige Geldwerte wohl aber kein Vermögen d.h. es fehlt ihnen der schaffende Wille. Die Ursache für den starren Kostenblick liegt im Grundmißverständnis der Marktwirtschaft: Sie versteht Wirtschaften als privates Geldmachen und nicht als die laufend zu verbessernde Organisation des lebensnotwendigen Stoffwechsels der Menschen (Menschheit) mit der Natur. Geldgier ist nach herrschender Meinung der Herrgott, der alles zum besten regeln soll - aber nicht regelt.
Und die betroffenen Menschen? Ihr starrer Blick ist wegen eigener leerer Kassen noch ausgeprägter."Es fehlt am Geld!" lautet ihre Antwort auf jedes Problem. Doch Geld, die Zahlungsverpflichtungen anderer, ließe sich leicht beschaffen. Leicht beschafftes Geld leichtfertig auszugeben, war eine Einstellungssache, die in Deutschland nicht sehr verbreitet war. Das zu ändern, leistete eine"Kultur-Revolution", die der sog.. 68er, d.h. die Machtergreifung der Söhne von"Papi zahlt, der hat's ja". Die 68er hatten das zuerst bei Muttern gelernt. Als ihre Ansprüche über das, was Papi ("der ewiggestrige Lustmuffel") heranschaffen konnte oder wollte, hinausschossen, ersetzte man das Wort"Papi" durch"die Wirtschaft","der Staat","die Rüstung","die Unternehmer","die Reichen","die Arbeiter" usw. - kurz alles, was man sonst noch verachtete. Denn wer konnte, nach Meinung der 68er noch"so blöde sein, sich mit Arbeit die Hände schmutzig zu machen, wenn er mit Stipendien, als Beamter, Gutachtenschreiber, Politiker - oder Institutsangehöriger mit Geschwätz weit mehr verdiente".
Für diese Leute gab es kein Arbeitslosenproblem. Arbeitslosen ließen sich in Verwaltung, in staatliche und halbstaatliche Institutionen unterbringen und mit allerlei Forschungen, Gutachten und anderen Diensten"beschäftigen". Die Kosten? Papa hat's ja! Als die Kasse leer war, pumpte man bei denen, die es hatten. Seither (schon 1966 fing es ganz sachte an) sind die Staatsschulden exponentiell gewachsen. Mit ihnen wuchs das Verlangen, diejenigen, die es ja haben, über Gebühren, Steuern, Abgaben und ähnlichem zu schröpfen. Als das zu schwierig wurde, galt es staatliche Leistungen einzusparen (nur nicht bei den Politgehältern und den Subventionen für Windmüllern und Solarpanelisten und ähnliche Rotgrün-Wähler). Daß auch Steuern, Abgaben etc., nach kurzer Atempause die zahlungsfähige Nachfrage weiter schrumpfen ließen und dies weitere preiserhaltende Verknappungen mit den entsprechenden Folgen Arbeitslosigkeit und Überkapazität nötig machte, war für Politblitzmerker und Experten auf steter Suche nach Sponsoren zu weit gedacht.
Mit wachsender Staatsverschuldung lief alles zunächst (ein paar Jahre lang) prima. Sie führte zu einer exponentiellen Geldvermehrung (d.h. der"Zahlungsverpflichtungen anderer") und damit zur Entspannung bei der Zahlungsfähigkeit. Das ging bis der mit den Schulden wachsende Schuldendienst die Kaufkraftvermehrung wie bei einer gewöhnlichen Wechselreiterei einholte. Nun spürten die in Berlin und den Vorstandsetagen regierenden 68er, daß die Schuldenmacherei vor allem der Vermögensumverteilung an die Banken diente. Sie hatten nicht begriffen, wer sie 1968 mit Parolen, die von"Papi hat's ja" abgeleitet waren, zur Revolte gelockt und für sie die Medienpropaganda betrieben hatte. (Fromme Dummköpfe meinten damals, es wären die Kommunisten gewesen, so wie sie jetzt glauben, ein bin Ladin habe das WTC gebombt).
Die marktwirtschaftliche Politik-Formel Nr. 1"Es fehlt am Geld" meint eigentlich, es fehlt am Willen, Kredit zu gewähren, obwohl die Banken vor Geld überlaufen, oder solchen aufzunehmen. Und warum das? Recht einfach: Geldgeber fürchten, mögliche Kreditnehmer würden damit Angebote produzieren, welche die Preise ihrer bisherigen Schuldner kaputt und dadurch die früheren Kredite faul machen. Mögliche Unternehmer und potentielle Kreditnehmer nehmen keinen Kredit auf, weil sie kaum frei verfügbare Zahlungsfähigkeit und für mögliche Geschäftsideen keine verläßliche Rentabilität erkennen können.
Einige besonders schlaue Modernunternehmer, wußten sich zu behelfen. Sie begannen die Geschäftsidee als solche zu vermarkten, legten für ihre Geschäftsphantasie Aktien und Wertpapiere als"adventure capital" auf und verkauften sie meistbietend. So war die"New Economy" geboren. Wieder berücksichtigte man nicht, daß dieser Wertpapierhandel nur zahlungsfähige Nachfrage abschöpfte und damit weitere preiserhaltende Verknappungen mit den bekannten Folgen erforderlich machte. Inzwischen sitzen die"Investoren" auf ihren Anteilscheinen und finden nichts, wovon sie einen Teil besitzen. Allerdings bleiben allen die für den"schnellen Dollar" aufgenommenen Schulden bis zum eigenen Konkurs erhalten.
Wenn es am Geld fehlt, und der Staat wegen zu hoher Verschuldung kein Geld mehr aufnehmen kann, warum druckt er sich keines?"Oh", erklären die Wirtschaftsexperten gönnerhaft, das geht nicht, das führt sofort zur Inflation". Dieses Dogma gilt dank der Medienpropaganda für die (von der Politik)"unabhängige Zentralbank" bei allen als"selbstverständlich"."Warum aber", könnte das Kind aus Andersens"des Kaisers neue Kleider" fragen,"warum hat in den letzten Jahren die ungeheure Geldvermehrung der Privatbanken in Zusammenspiel mit Zentralbanken (die genauen Zahlen entnehmen Sie bitte den einschlägigen Zentralbankstatistiken - wenn Sie der im Jahre 1 nach Enron noch glauben wollen) nicht längst zur galoppierenden Inflation geführt?""Das ist etwas anderes", sagen unsere Wissenschaftler (meist verschnörkelter),"dieser Geldvermehrung entspricht eine ebenso große Vermehrung der Zahlungsverpflichtungen und das hält den Markt im Gleichgewicht und die Marktteilnehmer unter Druck". Wenn nun der Gegenwert der Zahlungsverpflichtung sich in nichts auflöst aber die Verpflichtung bleibt, ist das auch etwas anderes,"etwas ganz anderes", nämlich ein Schicksalsschlag, für den der liebe Gott aber nicht ihrer Schlitzohrigkeit Schuld ist. Im 1.Weltkrieg bekam man für"Gold Eisen", heute für Wertpapiere Nichts. Wer 1987 1000 US$ in Enron Aktien angelegt hat, besitzt heute noch 13,7 US$, der Investor in WorldCom hat noch 5,3 US$ (um nur die Größten zu nennen). Wer die 1000 US$ in Bier, sagen wir US-Budweiser, angelegt hatte, dem bleiben noch 214 US$ Flaschenpfand.
Einfaltspinseln fällt sogleich ein einfältiges Mittel gegen Arbeitslosigkeit ein. Laßt uns die zu vielen Arbeitskräfte auf die zu wenigen rentablen Arbeitsplätze verteilen. Doppelt so viele arbeiten nur noch halb so lange und lassen sich den Rest der Zeit von Dienstleistern vertreiben. Der Vorschlag übersieht, warum die Arbeitsplätze verwaisen. Ihnen fehlte die Rentabilität. Mit den Halbtagsstellen sinkt die Rentabilität der verbliebenen Arbeitsplätze weiter, so daß sie schneller gestrichen als besetzt werden.
"Ja, wenn das so ist", sagen unsere Politiker, dann laßt uns etwas für die Umwelt tun, laßt uns Windmühlen und Solarkraftwerke bauen. Weil die Staatskasse leer ist, sollen dafür die zahlen, die es noch haben, die Stromverbraucher. Das schafft doch Arbeitsplätze - ab! Zwar bringt man mit derart unproduktiver Produktion kein zusätzliches, preissenkendes Angebot auf dem Markt (denn wenn der Wind mal weht oder die Sonne scheint, muß das Kraftwerk weiterlaufen, weil man nicht weiß, wann beides wieder aufhört), aber man schöpft (wie bei allen Vorschlägen der"Papi-hat's-ja"-Fraktion) zahlungsfähige Nachfrage ab und senken auch noch die Rentabilität der mit Elektrizität betriebenen produktiven Arbeitsplätze.
Allgemein gilt das für alle Kaufkraftargumente. Höhere Lohnforderungen, so berechtigt sie sein mögen, helfen unter gegebenen Umständen nicht gegen die preistreibende Verknappungspolitik der wirtschaftsentscheidenden Unternehmen. Sie machen nur die Rentabilität kleinerer Unternehmen kaputt und räumen den Großkonzernen die lästige, das"Marketing" erschwerende Konkurrenz vom Hals - Also, wieder nichts!
Bleibt noch die alte imperialistische Export- oder kolonialistische Importsubstitutions-Antwort: Man schaffe Arbeitsplätze, die ihr Geld im Ausland verdienen oder solche, die sich durch das Geld bezahlt machen, das man einspart, wenn man Importe überflüssig macht. Die Lösung ist so genial wie der Internationale Währungsfond. Auch Exporte (Importe) müssen bezahlt werden. Und womit, bitte schön, sollen die Importeure der anderen für das, was wir exportieren, bezahlen, wenn nicht mit dem, was sie aus ihren Exporten von unseren Importeuren dafür erlöst haben. Ja, wenn man wie die USA die Ausländer dazu bekäme, die eigene Währung als"Währungsreserve" zur Stützung ihrer Währung in ihrer Zentralbank einzulagern, dann ginge so etwas so lange so gut wie mit dem Dollar. Was ist er schon wert, wenn ihn kaum einer haben will, weil überall davon zu viele herumliegen? Es sei denn, sie die Banken werden dazu genötigt, weil GI's (wegen des"Terrorismus", der"Neonazis" oder einfach nur zum"Schutz") im Land stehen. ("terms of trade" = eine Funktion des militärischen (Un)gleichgewichts, warum begreift das kaum einer?).
Sind wir einer Lösung näher gekommen? Entscheiden Sie selbst und bedenken Sie dabei zweierlei. 1. es hat sich offensichtlich ein Gegensatz zwischen volkswirtschaftlicher (oder globalwirtschaftlicher - wenn Sie wollen) Produktivität und privatwirtschaftlicher Rentabilität herausgebildet und 2. es kommt auf den Willen zur Kreditaufnahme beziehungsweise -gewährung für die Errichtung"neuer", also zusätzlicher Arbeitsplätze im Sinne eines der beiden unter 1. genannten Bewertungskriteriums an. Eine solche Einsicht löst noch nichts, aber sie wäre, wenn es denn eine Einsicht wäre und nicht nur eine Nacherzählung, schon ein Denkanstoß - meinen Sie nicht auch?
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