- @Turon: Die Wahrheit der Unteren ist nicht die Wahrheit der Oberen - Wal Buchenberg, 03.08.2002, 07:24
- Re: @Wal: Deine Empfindungen sind auch keine NonplusUltra Wahrheit - Turon, 03.08.2002, 18:45
- Du bist nicht der Richter ĂĽber meine Wahrheit, ich nicht der Richter ĂĽber deine - Wal Buchenberg, 03.08.2002, 20:23
- Ein vielleicht falsches Urteil - Turon, 03.08.2002, 22:41
- Nur aus reiner Neugier noch eine Frage - Turon, 04.08.2002, 00:14
- Ein vielleicht falsches Urteil - Turon, 03.08.2002, 22:41
- @Turon: Habe nicht vor... - silvereagle, 03.08.2002, 20:31
- Re: @Turon: Habe nicht vor... - Turon, 03.08.2002, 22:32
- Du bist nicht der Richter ĂĽber meine Wahrheit, ich nicht der Richter ĂĽber deine - Wal Buchenberg, 03.08.2002, 20:23
- Re: @Wal: Deine Empfindungen sind auch keine NonplusUltra Wahrheit - Turon, 03.08.2002, 18:45
@Turon: Die Wahrheit der Unteren ist nicht die Wahrheit der Oberen
Hallo Turon,
du tust dir keinen Gefallen, wenn du mich und meine Thesen so emotional attackierst. Ich habe dir schon zugebilligt, dass man aus Sicht der Oberen ganz passabel im Sowjetsystem leben und arbeiten konnte. Meine Sicht ist aber die Sicht der Lohnabhängigen bzw. der Werktätigen.
1. Zur eingeschränkten Freizügigkeit der Werktätigen folgendes Zitat aus meiner „Kurzen Geschichte der Sowjetwirtschaft“:
„Im Jahr 1919 wurde die Gesamtheit der sowjetischen Arbeiter vom 8. Parteitag der Bolschewiki unter zentrales Kommando gestellt:"Die höchstmögliche Nutzung aller verfügbaren Arbeitskräfte..., die richtige Verteilung und Neuverteilung dieser Kräfte sowohl auf die verschiedenen Regionen als auch auf die verschiedenen Zweige der Volkswirtschaft sind unabdingbar für die Verwirklichung einer planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft, was die nächste Aufgabe der Wirtschaftspolitik der Sowjetmacht sein muss." (Resolution des 8. Parteitages, zitiert nach Bettelheim 1975, S. 162).
Um diese staatliche Dienstverpflichtung der Werktätigen umzusetzen, wurden 1919 Arbeitsbücher eingeführt. Jeder Arbeiter musste in sein Arbeitsbuch Verwarnungen, Zeugnisse und Kündigungen seiner Betriebsleitung eintragen lassen. Ohne Arbeitsbuch fand er keine andere legale Arbeit mehr. Zwischen 1940 und 1956 war den Werktätigen sogar jeder freie Arbeitswechsel verboten. Gleichzeitig sollte ein innersowjetisches Passsystem den unerlaubten Zuzug in die Städte verhindern. Später wurde diese direkte staatliche Kontrolle der Bewegungsfreiheit der Werktätigen abgeschwächt, blieb aber in Form der städtischen Wohnberechtigungsscheine bis zum Ende der Sowjetunion spürbar.“
Kurze Geschichte der Sowjetwirtschaft“
2. Meine Informationen und Berichte stammen nicht aus „antikommunistischer Propaganda“, sondern aus der wissenschaftlichen plus linken Literatur wie aus eigener Erfahrung. Ich habe selbst miterlebt, dass einer Frau in einem sozialistischen Staatsbetrieb der gewünschte Jobwechsel in ein gemischt staatlich-privates „Joint-Venture“ verweigert wurde.
Aus Verzweiflung machte diese Frau vor meinen Augen und in Anwesenheit ihres Chefs einen Selbstmordversuch, indem sie mit der bloĂźen Faust die Fensterscheibe einschlug und ihre Schlagader am Unterarm in die aus dem Fensterrahmen ragenden Glasscherben haute. Nachdem sie den Selbstmordversuch ĂĽberlebt hatte, durfte sie endlich den Betrieb wechseln.
GruĂź Wal Buchenberg
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