- @dottore: Nur weil Demokratie heute nicht (mehr) richtig funktioniert, - Galiani, 04.08.2002, 16:16
- Re: Gratwanderung - Tassie Devil, 04.08.2002, 17:35
- Re: Gratwanderung - Euklid, 04.08.2002, 18:21
- Mißverständnis! Die damaligen Versuche waren nicht 'gewagt', sondern schlicht - Galiani, 04.08.2002, 20:36
- Re: Mißverständnis! Die damaligen Versuche waren nicht 'gewagt', sondern schlicht - Euklid, 04.08.2002, 20:55
- Re:sehr schwierig Sie einzuschätzen Herr Euklid - tstg, 04.08.2002, 21:22
- Re:sehr schwierig Sie einzuschätzen Herr Euklid - Euklid, 04.08.2002, 22:29
- Diese Position gleichen Abstandes zu beiden Polen macht Sie so sympathisch! (owT) - Galiani, 05.08.2002, 09:04
- Re: Diese Position gleichen Abstandes zu beiden Polen macht Sie so sympathisch! (owT) - Euklid, 05.08.2002, 10:08
- Diese Position gleichen Abstandes zu beiden Polen macht Sie so sympathisch! (owT) - Galiani, 05.08.2002, 09:04
- Re:sehr schwierig Sie einzuschätzen Herr Euklid - Euklid, 04.08.2002, 22:29
- Re: Wohngeld - Eugippius, 04.08.2002, 21:48
- Re:sehr schwierig Sie einzuschätzen Herr Euklid - tstg, 04.08.2002, 21:22
- Re: Mißverständnis! Die damaligen Versuche waren nicht 'gewagt', sondern schlicht - Euklid, 04.08.2002, 20:55
- Mißverständnis! Die damaligen Versuche waren nicht 'gewagt', sondern schlicht - Galiani, 04.08.2002, 20:36
- @Tassie Devil: Widerspruch! Obwohl ich natürlich nicht bestreite, daß das Demo- - Galiani, 04.08.2002, 20:32
- 'Volk'? Welches 'Volk'? - silvereagle, 04.08.2002, 21:24
- Ich bin aus Ã- und lebe wo anders! Gruß an Dich nach Ã-! (owT) - Galiani, 05.08.2002, 08:57
- Re: @Galiani - Einverstanden, das Veto huelft nur nix - Tassie Devil, 05.08.2002, 00:05
- Gesetze zur Sicherung der Freiheit sind dennoch nicht dasselbe wie der Zwang, - Galiani, 05.08.2002, 08:50
- 'Volk'? Welches 'Volk'? - silvereagle, 04.08.2002, 21:24
- Demokratie ist die höchste Kunst des Ausbeutens.... - stocksorcerer, 04.08.2002, 22:03
- Perfecto, Senior... - silvereagle, 04.08.2002, 22:22
- Re: Gratwanderung - Euklid, 04.08.2002, 18:21
- Re: Nur weil Demokratie heute nicht (mehr) richtig funktioniert, Veto cher G. - André, 04.08.2002, 22:56
- Richtig! Eine Demokrartie ist nur solange Demokratie als sie eine Demokratie ist (owT) - Galiani, 05.08.2002, 08:40
- Demokratie und Markt, Demokratie vs. Markt - Diogenes, 05.08.2002, 08:57
- So ist es! Hervorragend formuliert, Diogenes! Gut, daß es noch Menschen wie Dich - Galiani, 05.08.2002, 09:22
- Re: Demokratie und Markt, - Frage nach dem Regelwerk und den Naturgesetzen - André, 05.08.2002, 13:55
- Re: War das Königreich Neapel eine Demokratie? - dottore, 05.08.2002, 10:50
- Re: Gratwanderung - Tassie Devil, 04.08.2002, 17:35
Re: Nur weil Demokratie heute nicht (mehr) richtig funktioniert, Veto cher G.
Die schönen Galiani-Zitate zeigen idealisierte Formen,
dottore hingegen beschreibt triste Realität.
Das ist der wesentliche Unterschied.
Aus der Beschreibung geschichtlicher Realitäten (politisch-ökonomischer Prozessabläufe) sowie deren (Projektion in groben Zügen auf die Zukunft)
auf die Gesinnung des Autors zu schließen,
führt zwangsweise zu Fehlschlüssen!
Demokratie und Marktwirtschaft sind nur solange überlegen, als sie sich an ihr Regelwerk halten! Aber allzuviele Parteien, Institutionen, Vereinigungen und Verbände sind stets damit beschäftigt den Grundkonsens dieses Regelsystems abzuschaffen!
Deshalb hieß es bezeichnenderweise bereits im Altertum: Auf die Demokratie folgt die Tyrannis.
(evtl. mit Zwischenstufe Chaos).
MfG
A.
>Ich empfehle ein paar Seiten Ferdinando Galiani zu lesen:
>
>»Ziel jeder Regierung muß sein«, stellt Galiani fest (341), »das Leben der Bürger glücklicher und erstrebenswerter zu machen.«
>Verliert eine Regierung dieses Ziel aus den Augen, mißbraucht sie ihr Mandat und sollte - was in einer freien Demokratie eben möglich ist - abgewählt werden.
>(Nur, wenn die Bürger so verquer denken, daß sie Machtmißbrauch für weitgehend richtig halten - und Ihre dialektische Spielerei, wonach Demokratie und Liberalität die hinterhältigsten Steigerungsformen von Herrschaft und Unfreiheit seien, erzieht die Menschen in diese völlig falsche Richtung! - wählen sie eine solche Regierung eben NICHT ab! Aber immerhin könnten sie es in einer Demokratie. In einem Sklavenstaat kann man das nicht!)
>Galiani schreibt weiterhin:
>Insbesondere beim Austausch der »Früchte ihrer Arbeit« müssten die Leistungsbereiten darauf achten, daß nicht »der Faulpetz, der seine Arbeit der Gemeinschaft vorenthält, auf Kosten der anderen schmarotzen« kann. Als Leistungsanreiz ist »die Belohnung besonderen Fleißes durch ein Mehr an Wohlstand« wichtig.
>(Hier liegt, wie schon erwähnt, zumindest eine der Triebfedern für die Steigerung der Produktivität, die nur durch Arbeitsteilung zu erreichen ist. Und Arbeitsteilung macht Geld notwendig! Ich leugne nicht, daß daß die Krakenarme der Macht sofort nach dem Geld greifen, sobald es existiert, aber die Ursache des Geldes ist nicht die Macht, sondern das Streben der Menschen, wohlhabend zu werden. Aber ich beginne mich zu wiederholen...)
>»Jedenfalls werden sich Menschen«, sagt Galiani weiter (341),
>»nur unter Gewalt und psychischem Zwang einer Gesellschaftsordnung unterwerfen, die diesen Ausgleich nicht zu leisten vermag. Denn sie betrügt viele Menschen um ihre Chance, »glücklich und besser leben« zu können - eine visionäre Vorahnung autoritärer und totalitärer Herrschaftssysteme in denen die freien Menschen versklavt werden sollten!
>(Das ist der Gegensatz: Mehr Markt - mehr Freiheit! Demgegenüber: Abschaffung von Liberalität, Freiheit, Markt, Demokratie - Sklaverei! Diesen Unterschied verkleistern Sie verbal! Das ist die berühmte"Sünde wider den Geist", die gemäß der Bibel und im Gegensatz zur gesamten christlichen Lehre weder im diesseitigen, noch im jenseitigen Leben vergeben wird! Vorsicht also, Benediktiner-Schüler!)
>Und wenn es noch einer Erhärtung bedürfen sollte:
>Es kann »keinen sauberen Staat geben und kein Glück«, wenn man zuläßt »daß jemand etwas von seinem sauer verdienten Geld ausgeben muß oder verliert, ohne dafür irgendeinen Genuß zu erhalten«
>(Das gilt natürlich auch für die Geldvergeudung in einer heutigen Demokratie!)
>Das ganze läuft letztlich auf die Frage nach der geeigneten Methode hinaus, mit der die relativen Werte der jeweils ausgetauschten Guter am besten zu ermitteln wären Diese sollten »ausschließlich auf der Basis der allgemeinen Übereinkunft am Markt bestimmt werden« (350), und zwar auf der Grundlage von Freiwilligkeit.
>Wenn es aber - so wie es mehr und mehr offenbar Ihre Vorstellung ist - keinen Markt gibt, gibt es auch keine Freiwilligkeit und damit keine Freiheit. Sie dagegen sehen es offenbar gerade umgekehrt: Je mehr Freiwilligkeit, um so mehr Herrschaft, Macht, Zwang und Unfreiheit. Ich verstehe Sie nicht...!
>Jeder Kauf und Verkauf ist, wie Galiani weiter und ergänzend ausführt, im Prinzip ein Vertrag - und Verträge beziehen ihre »Rechtskraft aus einer freien Übereinkunft« (242, 243) »Gesetze (sind deshalb) bei Verträgen nur dazu nötig, um den erzielten Konsens durchzusetzen und Betrug und List daraus zu verbannen «
>(Sie dagegen meinen, daß hier eine hinterhältige"Macht" zum Schaden der Menschheit wirkt! Das ist, - verzeihen Sie bitte, - Quatsch!)
>Zur Freiheit gehört die freie Vereinbarung, die »vom Konsens zweier Parteien abhängt. Kein Gesetz kann jemandem vorschreiben, was ihm gefallen soll oder was er benötigt. Und kein Gesetz sollte jemanden zum Kauf zwingen oder ihm die Freude am Besitz einer Sache vergällen. Der Parteien-Konsens, der der Vater der Preise ist, ist eine natürlich gewachsene Sache, Gesetze würden da nur Sand ins Getriebe streuen.« (242) Kurz gesagt »Das Volk trifft immer das Richtige, wenn man es in völliger Freiheit gewähren läßt« (245)
>
>Das gefällt Ihnen und den anderen Kritikern unserer Marktwirtschaft, denen die Freiheit vielfach kein Anliegen ist, zwar sicher nicht. Doch Galiani begründet seine Ansicht unwiderlegbar und auch anhand von Beispielen aus seiner Heimat »Die Preise vieler Waren, auch solcher, die lebensnotwendig sind, »sind bei uns nicht geregelt«, sagt er »Das führt aber keineswegs zu Preisschwankungen oder anderen Erschwernissen. Obwohl die betreffenden Waren teilweise aus dem Ausland stammen und allen möglichen Wechselfällen unterworfen sind, muß man feststellen, daß die Nachbarländer trotz unzähliger Vorschritten daran Mangel leiden, während wir trotz unserer spärlichen gesetzlichen Regelungen ausreichend mit diesen Gütern versorgt sind« (242)
>Zwei Jahrhunderte später wird der 1991 verstorbene Nobelpreistrager Friedrich August von Hayek Galianis Argumente erneut aufnehmen und logisch weiterentwickeln. (Und glauben Sie mir: Hayek ist weder ein"Didel-dum-dei-Ã-konom", noch verwechselt er"Besitz und Eigentum", noch ist es zu rechtfertigen, wenn Sie sich mit flüchtig hingeworfenen Bemerkungen über seine Gedanken lustig machen. Sie mögen damit im Forum einige Lacher auf Ihre Seite ziehen. Wirklich ernst zu nehmen ist derartiges aber nicht!)
>Zugegeben: die vom konservativ liberalen Ordnungsideal versprochene höchstmögliche Lebensqualität ist natürlich nicht nur eine Frage gerechter Preise, Löhne und des materiellen Wohlstandes. Ein »gutes Leben« besteht vor allem anderen darin, durch geeignete Spielregeln sicherzustellen, daß sich die Konkurrenz der Menschen um die knappen Güter auf zivilisierte Weise abspielt und nicht in eine Welt voll Mord, Totschlag, Diebstahl, Betrug und Zwecklüge mündet. Was nottut, ist ein respektierter Regelkonsens, in dessen Rahmen sich dieser Wettbewerb der Menschen abspielt. Und hierfür sind zugegebenermaßen Regeln erforderlich. Aber das sind doch unbestreitbar ganz andere Regeln als die, denen sich ein versklavter Mensch beugen muß!
>Wie aber steht es mit den Regeln, denen sich auch der freie Bürger unterwerfen muß? Sind sie vielleicht ein Hintertürchen, durch das der Liberale die Menschen dennoch versklavt?
>Die Freiheit der Bürger ist, wie Galiani richtig bemerkt, »das Werk einer guten Regierung« (386). Und diese muß Regeln erlassen.
>Natürlich gibt es ein Spannungsfeld zwischen Individuum und Staat zwischen Freiheit und Ordnung. Eine liberal konservative Konzeption steckt den Rahmen ab, innerhalb dessen jeder Mensch sein eigenes Glück suchen kann, so, wie er es versteht. Wenn das Leben indes so eng mit Freiheit zusammenhängt, dann ist der Vorwurf jedenfalls erledigt, der Liberale wolle die Menschen heimtückisch und durch die Hintertür versklaven.
>Außerdem (und auch wieder im Gegensatz zum Sklavenstaat, in dem eine solche Überlegung unmöglich wäre): Übernommene Pflichten sind für die Bürger nur dann von Wert, tragen nur insofern zum »guten Leben« bei als das, was die Menschen vom Staat erhalten, - alles in allem - mehr wert ist, als das, was sie dafür opfern müssen, »In einer Staatsgemeinschaft wird jede Last, die irgendwem auferlegt wird, entweder von allen getragen, oder der, an den sie gehängt wurde, reißt ab und versinkt« (399).
>(So Ihre - berechtigte - Kritik, die Sie offenbar an der heute praktizierten Form der Demokratie üben. Aber indem Sie die Demokratie als Ganzes dafür verantwortlich machen, schütten Sie das Kind mit dem Bade aus.)
>Unbedingt aber muß der Staat jedenfalls sicherstellen, daß »die Fleißigen belohnt und die Nachlässigen mit Verlusten bestraft werden. Wäre es anders, wenn also eine Klasse von Menschen ständig Verluste erlitte, würde sie die Lust an ihrer Tatigkeit verlieren und sie aufgeben, und so würde der Fluß der gesamten Wutschaft ins Stocken geraten« (133)
>(So sehen die Tatsachen aus, dottore! Sie mögen an meinen Beispielen - niedrige Produktivität im: Mittelalter, in Staatshandelsländern, während der Sklaverei - noch so rechthaberisch herumdeuteln, sie mögen Nordkorea für ein ach so überlegen produktives Land und Hayek für einen Vollidioten halten. Tatsache bleibt doch, daß Zwang in konträrem Gegensatz zur von Ihnen vertretenen Theorie keineswegs die Produktivität und Arbeitsteiligkeit fördert, sondern sie unterbindet. Sie wissen das! Und, wenn Sie mir in wortreichen Postings das Gegenteil beweisen wollen, so ist das pure Rechthaberei im Wissen, daß die von Ihnen vertretene Position unhaltbar ist. Aber es ist auch"Volksverführung"; nur um Ihren Standpunkt zu retten!)
>»In den Herzen der Menschen lebt die Überzeugung«, sagt jedenfalls Galiani, »daß sie allein Herr und Richter ihrer eigenen Angelegenheiten sind. Deswegen wird jedes Gesetz mißachtet und mit Füßen getreten, das den Staatsbürger dieser Verfügungsmacht berauben will. Sofern es nicht gegen die Vernunft und die natürliche Gerechtigkeit spricht, eine derartige Vorschrift zu übertreten, bleibt sie mit Sicherheit wirkungslos, wenn es nur einigermassen einfach ist, sie zu verletzen.«
>(So sieht es aus, dottore!)
>Und: »Die Lebenserfahrung lehrt: Überall dort, wo Frieden, zuträgliche soziale Verhältnisse und Freiheit herrschen, findet man auch Reichtum und Glück« (399) Dabei liegt die Betonung sehr deutlich auf den Grundpostulaten Gerechtigkeit und Freiheit, die für alles andere eine unerläßliche Voraussetzung sind. »Es gibt, wie mir scheint, nichts Ungeheuerlicheres, als daß wir Menschen unseresgleichen der Freiheit berauben. Ich wünschte, ich hätte eine außergewöhnliche Redegabe, um dieser Leidenschaft die ich für die Menschheit empfinde, entsprechenden Ausdruck geben zu können « (214)
>Auch ich würde mir das wünschen!
>Dies, verehrter dottore, in Ihr Stammbuch.
>Grüße
>G.
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<HR>
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