- Die Kette: Arbeitsteiliges Schaffen, Gewalt, Zwang, Abgaben, @ Galiani & d. - André, 06.08.2002, 20:26
- soweit sehr gut, aber - Ghandi, 06.08.2002, 21:46
Die Kette: Arbeitsteiliges Schaffen, Gewalt, Zwang, Abgaben, @ Galiani & d.
Die Kette: Arbeitsteiliges Schaffen, Gewalt, Zwang, Abgaben, Wirtschaften, Abgaben, Geld, Markt, Marktabgaben +Abgaben
Bevor ich die obengenannte Kette erlÀutere (keineswegs geschichtlich beweise) zunÀchst eine Vorbemerkung.
Mir sind jede Form der Theorie, welche die tatsĂ€chlichen RealitĂ€ten beschönigt oder auĂer Acht lĂ€sst von jeher inakzeptabel gewesen, weshalb ich nicht auf Wirtschaftstheoretiker zurĂŒckgreife.
Vorab: meine Frau erzĂ€hlte mir vorgestern, sie habe im TV anlĂ€sslich der Kommentierung des jĂŒngsten Neandertalerfundes in Portugal eine ausgiebige Sammlung von SchmuckstĂŒcken der Neandertaler gesehen aus verschiedenen Funden und diese seien modernem Schmuck recht Ă€hnlich.
Diese ausdrĂŒcklich als Schmuck bezeichneten Funde mögen m.E. gedient haben als Schmuck, als Talismane, als Form des privaten individuellen Quasi-Geldes (Tauschobjekt). Bemerkenswert ist, dass die SchmuckstĂŒcke aus Portugal wie die anderen nur zum Teil aus dem jeweiligen Lande stammten, sondern z.T. aus sehr weit entfernten Gebieten, was anhand wissenschaftlicher Untersuchungen belegt ist.
Ergo: bereits die Neandertaler reisten weit und/oder kamen zu SchmuckstĂŒcken aus der Fremde.
Die hier immer wieder aufflackernden Differenzen, was nun zuerst war, lassen sich m.E. sehr leicht ausrĂ€umen, wenn wir folgende Vorstadien in unsere Ăberlegungen einschalten, die d. auslĂ€sst, damit jedoch das VerstĂ€ndnis erschwert.
1. Arbeitsteiliges Schaffen
Es heiĂt hier extra âSchaffenâ und nicht etwa produzieren, denn produziert wird fĂŒr einen Markt oder zumindest fĂŒr spezielle Auftraggeber.
Das arbeitsteilige Schaffen gab und gibt es in jeder Familie/Sippe. Motto: Du kochst, ich esse:-), im Ernst: auch in Urgemeinschaften (ohne jedes Geld) wird die Arbeit zumindest teilweise nach speziellen FÀhigkeiten verteilt. Wenn z.B. einer besser Lanzen schnitzen kann (erster Waffenhersteller) als andere Familienmitglieder dann wird das getan (sei es im Konsens oder per ordre des Familienoberhaupts) und wenn andere besonders gut werfen und treffen können, wird genau diesen das Wild zugetrieben.
2. Macht
Der Wille zur Macht wird durch die Mittel der Sippe durch den SippenfĂŒhrer (König) umgesetzt. Er beschafft sich per
3. Zwang
bei den friedlichen Nachbarn alles, was er fĂŒr nĂŒtzlich erachtet.
Das waren Getreide, Ă-l, Rinder etc. Es ist völlig irrig, dass diese aus einem wie auch immer gearteten Ăberschuss abgegeben wurden, sondern allein aus dem, was der unterlegene Nachbar hatte. Dem Unterlegenen wurden, wenn Gnade waltete, Saatgut, GebĂ€ude und ein stark geschmĂ€lerter Vermögensrest belassen.
Das lĂ€sst sich historisch aus allen frĂŒheren sogenannten âHandelsfahrernâ ablesen. Alle, nicht nur die Wikinger raubten, wo Beute zu machen war, wenn sie jedoch schwĂ€cher waren, boten sie diese Beute als ihre âHandelswareâ zum Tausch.
4. Abgabe
So lief es mit den Abgaben auch spĂ€ter im römischen Reich und bis ins Mittelalter. Man nannte diese erste Abgabe (AuĂenverhĂ€ltnis) Tribut. Der erfolgreiche SippenfĂŒhrer =König versprach i.d.R. dem Unterlegenen, nĂ€chstes Jahr zur Erntezeit wiederzukommen und da möge er bereitstellen 1.,2.,3. etc. manchmal inkl. m und w. Personen.
Und so entstand aus dem einmaligen Tribut eine regulÀre, spezifizierte Steuerpflicht des Untertan, der Zehnt oder Zins (fee) genannt wurde.
(Lustig ist das Zigeunerleben, faria faria ho, brauchen dem Kaiser keinÂŽ Zins zu geben,....)
5. Wirtschaften
Der Unterlegene wurde zum Untertan und bereitete sich auf das Wiederkommen des Steuereintreibers im nĂ€chsten Jahr vor, wenn er sich stark fĂŒhlte mit Krieg, wenn nicht, indem er unter Zwang mal gleich mehr produzierte fĂŒr seinen neuen Herren und noch ein Geschenk dazu. Erst ab diesem Moment kam es zu nennenswerten ĂberschĂŒssen (ĂŒber den Eigenbedarf), die, wenn mehr als der Herrscher einforderte (war vielleicht auf anderem Schlachtfeld) anderweitig verwertet werden konnten (Tausch).
6. Geldschaffung
Nur und ausschlieĂlich durch die Macht wird ein in dem Machtbereich gĂŒltiges Zahlungsmittel geschaffen.
Dass es daneben oder auch lange zuvor auch ein individuelles âwertvollesâ Tauschgut = Schmuck =Quasigeld geben hat oder haben mag (siehe Neandertaler-Beispiel) besagt jedoch nicht viel, denn dieses Quasi-Geld hatte oftmals keine allgemeine Anerkennung, es sei denn die Macht erhob es dazu: Argentum, Argent, Geld, gemessen in Gewicht, spĂ€ter gemĂŒnzt und in Reinheit standardisiert.
7. MĂ€rkte
MĂ€rkte wurden erst spĂ€ter geschaffen, nachdem eine Macht erkannte, dass durch Schaffung eines Marktplatzes mit Bezahlung in gesetzlichem Machtgeld zusĂ€tzlicher Wohlstand und Machtzuwachs zu erzielen sei. Marktrechte wurden bekanntlich nicht umsonst âverliehenâ.
Erst ab diesem Zeitpunkt gibt es ein Produzieren fĂŒr den Markt sowie eine Beschleunigung der Arbeitsteilung zwecks ProduktivitĂ€tserhöhung. (d. wĂŒrde ergĂ€nzen wegen des Schulden- und/oder Steuerzwangs).
Werter Galiani, ich hoffe dass Sie das akzeptieren können, so sie wollen. Und vielleicht ergĂ€nzt dottore die Vorstufen in seinem Konzept, damit die historische Entwicklung besser einleuchtet. Beispiele hat er ja genĂŒgend parat. Seine manchmal allzu plakative Darstellungsweise ist journalistisch-berufsbedingt, aber er lernt ja dauernd und lĂ€sst uns erfreulicherweise daran teilhaben!
Beste GrĂŒĂe
und hoffend, ich habe Euch nicht nur mit SelbstverstÀndlichkeiten vollgelabert.
A.
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