- Kleiner Dissens - R.Deutsch, 17.09.2000, 15:11
- Re: Kleiner Dissens, eher keiner - oder? - dottore, 17.09.2000, 16:45
- Re: Kleiner Dissens, eher keiner - oder? - Oldy, 17.09.2000, 19:06
- Ein kleines Schmankerl - Diogenes, 17.09.2000, 20:48
- Re: Kleiner Dissens, eher keiner - oder? - dottore, 17.09.2000, 16:45
Kleiner Dissens
Lieber PCM,
wir haben einen kleinen dissens, insofern, als ich die Thesen von H&S nicht nur für irreführend, sondern auch für gefährlich halte. Gefährlich deshalb, weil sie suggerieren, daß unser Geld gedeckt sei, und zwar durch das verpfändete Eigentum der Schuldner. Diese These ist ja auch die zentrale intellektuelle Stütze unseres fiat money systems. ( Geld sei gedeckt durch künftiges Sozialprodukt)
Aber damit wird verschleiert, daß unser Geld eben nicht mehr mit einem konkreten Schuldinhalt ausgestattet ist. Es wird nicht mehr gesagt, was der Geldherausgeber für sein Geld schuldet, welche konkrete eigene Leistung die Bank da eigentlich verleiht.
Meine These (oder besser gesagt die These der Libertären, wie Mises, Hayek, Engels, Rothbard etc.) ist es, die Bank verleiht Falschgeld und verlangt ein Pfand dafür, daß der Schuldner das Falschgeld wieder zurückgibt. Wenn er es nicht zurückgibt, bekommt die Bank das Pfand, ohne je etwas dafür geleistet zu haben.(außer auf die Geldtaste zu drücken).
H&S dagegen sagen, Geld entsteht nur und ausschließlich durch Verschuldung mit gleichzeitiger Verpfändung von Eigentum und damit wird der gefährlich falsche Eindruck erzeugt, Geld könne es nur"gedeckt" geben. Ich gebe zu, wir befinden uns hier an einer der kitzligsten Stellen in der Geldtheorie, weil an dieser Stelle ständig das Bewußtsein, wie bei einem Vexierbild, zwischen Schuldner und Gläubiger hin und herkippt. Die zentrale Frage ist, was wird verliehen, wenn ein Gläubiger Geld verleiht Falschgeld oder echtes Geld.
Das Argument, das Geld sei gedeckt durch das Pfand des Schuldners, ist wie gesagt eine Zumutung. Es ist eben das"Herr Ober bringen Sie mal Geld wir möchten zahlen".
Hinzu kommt, daß es nach meiner Auffassung immer Warengeld und Kreditgeld gegeben hat und geben wird, es also immer Tauschbeziehungen und Kreditbeziehungen nebeneinander gibt. Wir, besonders ordentliche Deutsche, haben Schwierigkeiten, zu akzeptieren, daß etwas zwei Dinge zugleich sein kann. Aber so wie wir uns beim Licht daran gewöhnen mußten, daß es zugleich Welle wie auch Teilchen ist, müssen wir uns beim Geld daran gewöhnen, daß es Ware und Kredit zugleich sein kann. Während man früher Geld nur als Ware (Gold und Silber) betrachtete und den Kredit ausklammerte (banking-currency), verfallen jetzt H&S ins andere Extrem und leugnen die Warenseite völlig.
Vielleicht habe ich aber auch nur wieder einmal irgendetwas noch nicht richtig verstanden. So schreiben Sie z.B. in Ihrer schönen klaren Erklärung (die ich mir extra aufgehoben habe):
"Die Kette nochmal: 1. Eigentum 2. Beleihung desselben 3. Der Beleihungsschein (= Geld) kann dann von Hand zu
Hand wandern ("Tauschvorgang") 4. Zwang aus dem Beleihungsvorgang (zinsbewehrt!), zusätzliches BIP zu
erzeugen (= wirtschaftliche Dynamik) 5. Beleihungsschein wird gg. BIP wieder zurückgenommen. 6. Schuld
erlischt. 7. Eigentum ist wieder unbelastet."
Bitte erklären Sie mir doch noch einmal, warum ich nicht einfach bei Punkt 1 stehen bleiben kann und mit meinem Eigentum (Goldmünzen) bezahle.
Gruß
R.Deutsch
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