- Galiani: Geld, Macht, Fortschritt - oder: macht Geld Fortschritt? - Ghandi, 10.08.2002, 08:49
- Re: Der Feind im Spiegel - R.Deutsch, 10.08.2002, 10:02
- Re: Der Feind im Spiegel - könnte auch von mir stammen - Turon, 10.08.2002, 22:48
- @Ghandi; @R.Deutsch: EIN TOLLES SCHLUSSWORT, WENN dottore ENDLICH RUHE GÄBE (owT) - Galiani, 10.08.2002, 18:22
- Re: WENN dottore ENDLICH RUHE GÄBE - ---- ELLI ----, 10.08.2002, 18:28
- Re: Ghandi: Geld, Macht, Fortschritt - oder: Fortschritt der Macht durch Geld? - Tassie Devil, 11.08.2002, 06:28
- Re: Der Feind im Spiegel - R.Deutsch, 10.08.2002, 10:02
Re: Ghandi: Geld, Macht, Fortschritt - oder: Fortschritt der Macht durch Geld?
-->>Sei(d) gegrüßt!
Salve Ghandi,
ich erlaube mir Dein Posting wie folgt zu kommentieren:
>Dieser dottore ist ziemlich nervig, mit seinen skurrilen Geld-Thesen, gell? ;-)
Skurill wuerde ich dottores Geld-Thesen nicht gerade nennen, viel eher erhellend ausleuchtend. Ein Pathfinder mit starken Scheinwerfern, sog. Lichtkanonen, auf dem Weg durch den dicken Nebel der Mainstream-Oekonomie.
>Macht die Macht tatsächlich Geld?
>Vielleicht das eindrucksvollste Beispiel dafür, wie locker lässig leicht die
>Mächtigen festlegen können, was gilt, haben wir selbst am 1.1.2002
>erlebt, als die Herren Europas ihren 380 Mill. Untertanen den Euro aufs Auge
>gedrückt haben. - Wurdest Du vorher gefragt, ob Du die neuen Zettel magst?
>- Ich nicht!
Die Waehrung Euro wurde bereits am 1.1.1999 eingefuehrt, am 1.1.2002 wurden lediglich die alten Zettel und Muenzen namens Bargeld gegen neue ausgetauscht.
Als ehemaliger deutscher Staatsbuerger habe ich beizeiten auf die Teilnahme an einer folgerichtig unterlassenen Demo-Zettelumfrage verzichtet.
>Ist daher die ganze Diskussion über Privatgeld nicht einfach Kinderkram bzw.
>Beschäftigungstherapie für gelangweilte Rentner á la RD?
Aber nein doch! Die Diskussion ueber private Zahlungsmittel gehoert doch zum Thema Nebelausleuchten genauso dazu wie der Punkt auf dem kleinen i!
>Selbstverständlich können wir beide uns zum Spaß ein eigenes Geld schaffen
>und auch gegenseitig damit bezahlen - nur: solange es sonst keinen >interessiert, wozu?
Leider ist dieser Spass"eigenes Geld schaffen" nicht moeglich, lieber Ghandi, denn die Staatsmacht kann ein solches Unterfangen ueberhaupt nicht leiden. Aber gegen ein privates Zahlungsmittel mit Aufdruck des Copyrights hat sie wohl nichts einzuwenden.
>Die Macht
>So wie dottore den Begriff gebraucht, denkt man dabei meist an Knüppel-aus-dem-
>Sack-Typen wie Adolf Hitler oder Saddam Hussein.
Ich denke da viel eher an Leute wie z.B. Sultan Kohl, Sozen-Schroedi, Francois Mitterand, die suesse Rita oder auch auch Hertha Daimler-Gemahlin. Hoffentlich habe ich jetzt die pc-gerechte Mischungsquote erwischt.
Die richtigen dunklen Sack-Typen kommen nur zu unchristlich Zeiten bei falscher Wohnortwahl vor.
>Können wir uns DIE MACHT auch positiv denken?
Also ich kann das. Ich bin sogar davon ueberzeugt, dass die junge werdende Macht, die es auf ein folgendes Dauermachtverhaeltnis abgesehen hat, ihre Haende zunaechst in positiv kooperativem Stile mitarbeitend, ordnend und leitend ueber ihre Schaefchen legt, damit die ganze Urschuld-getriebene Produktionschose einen gewissen bestandsichernden Level erreicht, mit der jungen Macht on Top, natuerlich. Die Macht ist in diesem ihrem jungen Stadium auf diesen Stil ganz einfach deshalb angewiesen, weil jede Art von Nichtkooperation oder Misserfolg (Risiko fuer die Macht) negativ zu Buche schlagende kontraproduktive Reibungsverluste nach sich zieht, ggf. mit der Folge der Machtkollabierung.
Die junge Macht muss sich zuerst muehsam ihre sichere Basis schaffen, denn sie faellt als Macht weder vom Himmel noch waechst sie auf Baeumen oder Straeuchern.
Ist erst dieser gewisse bestandsichernde Level erreicht, hat die junge werdende Macht ihr erstes Ziel, die sichere Basis, erreicht, und sie verliert damit ihre Unschuld, weil nun zur jungen Macht geworden. Sodann beginnt die junge Macht andere Ziele in ihr Auge zu fassen und anzustreben, was zwangsweise Aenderungen im Stile der Machtausuebung nach sich zieht, das schleichende Abkoppeln von der Schafherde beginnt....und so nimmt die Chose dann ihren weiteren, von der Schafherde im Zeitablauf immer negativer beurteilten Verlauf...
>Kann es überhaupt so etwas wie Fortschritt geben, ohne ein funktionierendes
>Staatswesen mit Polizei, Gerichten und klaren Gesetzen darüber, was Recht ist,
>und was Unrecht? (In der Diskussion um Privatgeld kann man den Eindruck ge-
>winnen, die Protagonisten glaubten ernsthaft daran, Geschäfte könnten weltweit
>"privat", also ohne festes, für alle gültiges Regelwerk abgewickelt werden.)
Wenn Du unter Fortschritt die bestmoegliche Lebensqualitaet fuer alle aufgrund ihrer ureigensten Leistung verstehst, dann genuegt ein sogenannter Nachtwaechterstaat, beauftragt mit dem Erfuellen nur weniger Funktionen.
Unter dieser Praemisse laesst sich sehr viel"privat" ordnen, organisieren und regeln, auch auf internationaler Ebene. Ein Nachtwaechterstaat ist halt kein sozialer Wohlfahrtstaat, der bei wirtschaftlichem Misserfolg alle Arten von Holzmaenner sozialvertraeglich zu Lasten anderer weich bettet...
>Der Fortschritt
>"Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,
>drum geb ich gern ihm den Gesellen zu, der reizt und
>wirkt und muß als Teufel schaffen." (Goethes Faust)
Haette Goethe die Taetigkeit des modernen Berufspolitikers gekannt, er haette gewiss anders formuliert.
>Es mag wohl sein, dass DIE MACHT und ihre unwiderstehliche Neigung, Abgaben
>zu verlangen, die Menschen zu allen Zeiten vom Müßigang abgehalten habt.
Tja, so ist das halt mal auf dieser Welt: Raeder muessen rollen fuer den Sieg... (der Macht, fuer wen denn sonst?). Schafherden werden bei Reife immer geschoren.
>Ich glaube aber, dass es ein großer Irrtum ist, daraus den technischen Fort-
>schritt der Menschheit ableiten zu wollen.
Wer denn anders als die junge werdende Macht (und etwas spaeter die gewordene Macht) ist denn ueberhaupt in der Lage, Projekte des technischen Fortschritts zu formulieren, initiieren, ordnend und leitend durchzufuehren, und letztendlich unter Erfolgszwang stehend zum Abschluss zu bringen? In der Gegend herum- und umherstoepselnde Schaefchen etwa? Letztere sind bestenfalls in der Lage, sich die Frage zu stellen: wozu haben wir eigentlich unsere junge Macht?...
>Ganz im Gegenteil wurde im Zeitalter der Aufklärung mit dem historischen
>Satz:"Die A. ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten
>Unmündigkeit" ein Paradigmenwechsel eingeläutet (der z.B. im Islam bis heute
>nicht vollzogen wurde) und die Saat für die explosionsartige Entwicklung von
>Wissenschaft und Technik gelegt.
Die in ihrer Anwendung fortgeschrittene und somit erfahrene Macht war schon immer von besonderer Raffinesse: die Schulden der Schafherde, im Westen nichts neues, jedoch die"selbst verschuldete Unmuendigkeit" ist an Raffinesse kaum noch zu ueberbieten.
>Übrigens sind es im Prinzip ganz wenige Meilensteine = Genies, denen wir den
>Komfort verdanken, den wir heute alle ganz demokratisch genießen dürfen.
Auch Du mein Sohn Ghandi: eines der untrueglichen Merkmale von Mainstream ist, wenn sich eine einzelne Person im Kreise aufstellt, um dann u.a. mit den Pronomina"wir","man","alle" ganz"demokratisch" festzustellen und zu argumentieren.
Dennoch, nichts fuer Ungut.
>Freundliche Grüsse
>G.
Ebenso freundliche Gruesse zurueck vom
Tassie Devil

gesamter Thread: