- Die Evidenz, daß dottores These der Kritik nicht standhält, verdichtet sich - Galiani, 11.08.2002, 16:14
- ....These der Kritik nicht standhält, verdichtet sich????????? - Turon, 11.08.2002, 18:27
- Lieber Turon: - Galiani, 11.08.2002, 18:52
- Re: Lieber Turon: - Fürst Luschi, 11.08.2002, 19:28
- Ja! So wird's gewesen sein! Aber so entstehen keine Institutionen. Gruß (owT) - Galiani, 11.08.2002, 21:03
- Galiani, wie bitte sonst entstehen Institutionen? (owT) - Turon, 11.08.2002, 21:44
- Ja! So wird's gewesen sein! Aber so entstehen keine Institutionen. Gruß (owT) - Galiani, 11.08.2002, 21:03
- Re: Lieber Turon: - Fürst Luschi, 11.08.2002, 19:28
- Lieber Turon: - Galiani, 11.08.2002, 18:52
- Re: Cu-Produktion? Der 'Professor' aus Dublin hat aber Ahnung! - dottore, 11.08.2002, 22:41
- ....These der Kritik nicht standhält, verdichtet sich????????? - Turon, 11.08.2002, 18:27
Die Evidenz, daß dottores These der Kritik nicht standhält, verdichtet sich
-->Hallo
Wie ja mittlerweile bekannt sein dürfte, vertritt dottore die Theorie, daß arbeitsteiliges Wirtschaften und damit die Erfindung des Geldes von der Macht"erzwungen" wurde (insbesondere: ausschließlich von der Macht"erzwungen" wurde!). Abgesehen von mancherlei logischen Ungereimtheiten in dieser Theorie habe ich - wie ebenfalls allgemein bekannt sein dürfte - dem mit zunächst hauptsächlich theoretischen Überlegungen widersprochen: Die Macht, so mein Einwand, sei zu dem, was dottore behauptet, ihrer Natur nach gar nicht fähig; sie könne, indem sie die"Freiheit" der Menschen unterdrückt, ein arbeitsteiliges Wirtschaften und die Entstehung des damit einhergehenden Geldes nicht nur nicht befördern, sondern sie bremse es sogar oder unterbinde es von allem Anfang an. (Siehe beispielsweise <font color="FF0000">mein Posting an Wal.</font>
Diesen meinen Ausführungen gegenüber hat Popeye gemeint, derartige theoretische Überlegungen müßten durch historische Fakten belegt oder falsifiziert werden. Popeye hat denn auch in der Zwischenzeit ganz bemerkenswerte Dokumente aufgespürt, die meine - wie gesagt: zunächst vor allem theoretischen Einwände - durch empirische Befunde stützen. Ich möchte diesbezüglich insbesondere auf die Beiträge von Popeye über die Besteuerung in der Frühgeschichte und im Alten Rom sowie auf meine Antwort darauf verweisen.
Eine weitere (historisch-empirische) Stütze findet mein Einwand gegen dottores Theorie in dem Fundstück Popeyes über die Harappa-Kultur im Indus-Tal, die bei kaum wahrnehmbarer Ingerenz von"Macht" und offenbar großer individueller Freiheit ein sehr aktives Wirtschaftsleben aufwies, wie es nur bei sehr weitgehend arbeitsteiliger Wirtschaftsweise möglich ist. 137479.htm.
Nunmehr legt Popeye ein weiteres Bravourstück vor, nämlich einen Aufsatz des Dubliner Universitätsprofessors Morgan Kelly mit dem Titel "Arbeitsteiligkeit in sehr langfristiger Perspektive: Was uns das Kleingeld der Menschen darüber erzählt".
Kelly beschäftigt sich nur mit dem Kupfer-Kleingeld, nicht mit dem anderen Kleingeld der Menschheitsgeschichte, das Jahrtausende hindurch überlebt hat, nämlich dem Muschelgeld; aber die Analyse des Muschelgeld-Gebrauches hätte die sensationellen Ergebnisse der Untersuchung des Autors nur noch weiter bestätigt.
Ich habe einen kleinen Auszug des Aufsatzes, der den wesentlichen Gedankengang aufzeigt und meine eingangs kurz skizzierten, bloß theoretischen Überlegungen vollauf bestätigt, ins Deutsche übersetzt und mit erläuternden Kommentaren versehen:
<font color="FF0000"><font size="2">
Arbeitsteiligkeit in sehr langfristiger Perspektive:
Was uns das Kleingeld der Menschen darüber erzählt
Morgan Kelly
University College Dublin
"...Der Gebrauch von Kleingeld kann also als Unterscheidungsmerkmal gedeutet werden, welches weitgehend auf Landwirtschaft beruhende, autarke Gesellschften von solchen unterscheidet, die [i]sehr weitgehend auf Arbeitsteiligkeit mit der damit einhergehenden Handelstätigkeit und städtischer Lebensweise beruhen.
Münzen mit kleinem Nennwert waren fast immer aus Kupfer.... [Aus den] bekannten Zeitreihen über den Kupferverbrauch... läßt sich daher die Nachfrage nach Kleingeld in den letzten 2'500 Jahren rekonstruieren.
Diese Analyse der Kupferförderung in Europa seit 250 v. Chr. zeigt ein überraschendes historisches Muster: Im Mittelalter [mit seinem rigiden Herrschafts- und Abgabensystem, das eine Entwicklung des Geldwesens, der arbeitsteiligen Produktion und des Handels nicht zuließ; Anmerkung von G.] ist die Kupferförderung gering, was die nur bescränkte Arbeitsteiligkeit [mit damit einhergehend ebenfalls geringer Handelstätigkeit und Geldwirtschaft; Anmerkung von G.]... widerspiegelt.
Vom fünfzehnten Jahrhundert an [nach dem weitgehenden Zusammenbruch der rigiden Herrschafts- und Abgabensysteme des Mittelalters; Anmerkung von G.] steigt die Kupferproduktion in vorhersagbarer Weise an und hält Schritt mit der [zunehmenden Freiheit der Menschen von physischem Zwang, drückenden Abgaben und damit eihergehend der; Anmerkung von G.] wachsenden Kommerzialisierung der europäischen Gesellschaft.
Unerwartet hingegen ist das Ausmaß der Kupferförderung im alten Rom. Diese war um ein Mehrfaches höher als die Kupferförderung im Mittelalter und wurde in Europa erst wieder im neunzehnten Jahrhundert erreicht. [Derart verheerend wirkt sich der seit Diokletian immer weitergehende Verlust der Freiheit der Menschen in wirtschaftlicher Hinsicht und im Hinblick auf die arbeitsteilige Wirtschaftsweise aus; Anmerkung von G.]"
Der Autor bemerkt denn auch ausdrücklich:
"Das Bild sehr weitgehender Arbeitsteiligkeit und Beteiligung der Menschen im Römischen Reich am Marktgeschehen wird auch noch durch [weitere Tatsachen] bestätigt....
[/i]</font></font>
Ich danke Popeye für seine Mühe.
Gruß
G.

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