- Daily Reckoning, 14.Aug.: Über Gold (& Arbeitsteilung, Vertrauen und Macht) - Galiani, 15.08.2002, 17:53
- Nein falsch - Saint-Just, 15.08.2002, 19:15
- Möglich! Lies aber bitte das Buch von Axelrod! Du wirst erstaunt sein! (owT) - Galiani, 16.08.2002, 00:16
- Axelrod - sehr überdenkenswert und diskussionswürdig - Saint-Just, 16.08.2002, 19:40
- D. Axelrod-Resultate sind neuerdings universell reproduziert & verifiziert worde - Galiani, 16.08.2002, 20:57
- Ich wäre da nicht so gläubig - Saint-Just, 16.08.2002, 21:21
- D. Axelrod-Resultate sind neuerdings universell reproduziert & verifiziert worde - Galiani, 16.08.2002, 20:57
- Axelrod - sehr überdenkenswert und diskussionswürdig - Saint-Just, 16.08.2002, 19:40
- Möglich! Lies aber bitte das Buch von Axelrod! Du wirst erstaunt sein! (owT) - Galiani, 16.08.2002, 00:16
- Nein falsch - Saint-Just, 15.08.2002, 19:15
Daily Reckoning, 14.Aug.: Über Gold (& Arbeitsteilung, Vertrauen und Macht)
-->Hallo
Im Zusammenhang mit mancherlei Thesen, die hier in letzter Zeit diskutiert wurden, erlaube ich mir das nachfolgende amüsante gegen die Macht-These des Darwinismus' gerichtete Essay aus dem Daily Reckoning von gestern ins Deutsche übersetzt hier hereinzustellen:
ERSCHIESSEN SIE PFERDE?
Von Bill Bonner
[i]"Wer sind die Geeignetesten: jene [Spezies], die ständig Krieg miteinander führt, oder jene, die sich gegenseitig hilft? Keine Frage; - zweifellos sind jene Tiere, die sich gewohnheitsmäßig gegenseitig unterstützen, die überlebenstüchtigsten."
Die Neu-Definition des Ellenbogen-Darwinismus' durch den russische Anarchisten, Peter Kropotkin. [/i]
Was willst Du machen?
Die Konversation fing schlecht an. Elizabeth hatte mich einer jungen Frau in Reithosen und Stiefeln vorgestellt. War ihr Name Celine? Oder Sandrine?
Unwichtig. Aber ich erfuhr bald den Zweck der Vorstellung.
"Ich habe sie gebeten, die Pferde zu reiten, während wir in Paris sind", verkündete meine Frau.
"Das ist nett", antwortete ich.
"Aber natürlich müssen wir sie bezahlen."
"Moment bitte! Legst Du da nicht 'Arbeitsteiligkeit' ein bißchen gar weit aus? Ich meine... Leute dafür zu bezahlen, unsere Pferde zu reiten. Was für eine Idee ist das"?"Vielleicht sollte ich mit Golfspielen anfangen", fügte ich sarkastisch hinzu."Ich hasse Golf. Aber dies wäre ein Weg, Golf zu spielen, ohne dem kleinen weißen Ball selbst hinterherjagen zu müssen..... Vielleicht könnte ich einen Super-Golfer dafür bezahlen, für mich zu spielen. Er könnte Golf spielen, und ich könnte seine TV-Werbe-Spots machen....."
Auch für die Arbeitsteiligkeit gibt es Grenzen.
Ich kenne beispielsweise niemanden, der eine erfolgreiche Karriere daraus gemacht hätte, mit den Frauen von anderen Männern zu schlafen. Das ist etwas, was Männer normalerweise selber machen möchten. Es gibt Leute, die andere dafür bezahlen, daß sie während ihres Urlaubs nach ihren Häusern sehen,... aber wohl niemand, der dafür bezahlen würde, daß der andere den Urlaub an seiner statt nimmt.
Alles hat seine Grenzen.
Aber wo fing dieser Gedankengang eigentlich an? - Meiner Meinung nach reduziert"Fortschritt!" das Bedürfnis nach Gold!
Ich habe mich ein bißchen umgesehen, wie"Fortschritt" eigentlich funktioniert.
Ich habe den"Motor" des Fortschrittes auseinander genommen und untersuche jedes Stück; vom Kolben des Eigennutzes, zum"Getriebe" der Spezialisierung, bis zur Kardanwelle des Marktes und zu den"Rädern" der Produktivität. Und alles das ist"geschmiert" mit dem Fett der Arbeit im Team, der Zusammenarbeit der Menschen: so funktioniert die Maschine mit minimaler Friktion. Die mechanische Metapher ist nicht ganz korrekt; der eigentliche Prozeß ist organischer, biologisch, und evolutionär! Aber für den Augenblick genügt es.
Einige Jahrzehnte hindurch hat in akademischen Kreisen eine Debatte darüber getobt, worin eigentlich"das Schmieröl" besteht. Ist das"Schmieröl" wirklich irgendein Instinkt, mit den anderen Menschen zu kooperieren und nett zu sein?
[Anm. G.:
Prof. Robert Axelrod hatte das aufgrund seiner berühmten Computer-Simulationen seit 1980 behauptet und belegt. Demnach ist die"TIT FOR TAT"-Strategie, das"Wie Du mir, so ich Dir", die erfolgreichste soziale Überlebensstrategie. Vgl. Axelrod R., Die Evolution der Kooperation, Oldenbourg/München 1987.]
Oder ist ein zerstörender Charakter die erfolgveersprechendste Verhaltensweise, eine kalte Kalkulation vernünftiger Selbstsucht, die auf die Ausbeutung der Menschen setzt und den eigenen Vorteil sucht, wann immer man hoffen darf, damit durchzukommen... und die gesellschaftliche Versprechen und Verträge nach Gutdünken bricht?
Wir haben gesehen, daß dies nicht das ist, was die Leute tatsächlich tun. Wenigstens, nicht immer. Man verhält sich nicht so, weil es sich für die Gruppe nicht auszahlt. Jeder Vertrags- und Vertrauensbruch kann zu Vergeltung führen.
Wenn ein IRA-Revolverheld in Nordirland Ärger verursachen will, wird er einen Protestanten töten. Er kann ganz sicher sein, daß dies Vergeltungsmaßnahmen auslösen wird. Sie nennen das"Tit for tat-Mord"; wie Du mir, so ich Dir.
Eine Verfeinerung des"TIT FOR TAT"- Computerprogrammes, genannt"großzügiges TIT FOR TAT", erwies sich als noch erfolgreicher im computerisierten Spiel. Es"verzieh" häufiger als Vergeltung zu üben. Aufs Ganze gesehen und auf lange Sicht scheinen großzügigere Strategien überlegen zu sein; im Spiel, wie auch im wirklichen Leben.
Primitive Jäger teilten das Fleisch, sogar mit jenen, die gar nicht an Jagden teilgenommen hatten. Leute geben Geschenke, oft mit keinem Gedanken an unmittelbare oder mittelbare Gegengaben. Großzügiges Handeln scheint Vertrauen und gesellschaftliches Ansehen zu schaffen, was eine weitere Verfeinerung der Arbeitsteiligkeit erlaubt, und dem Wohlergehen der Gruppe als ganzes dient.
Vertrauen ist in einer großen, verschiedenartigen Gesellschaft von grundsätzlicher Bedeutung... ebenso wie die älteste Form der Arbeitsteilung, die erhabenste Form der menschlichen Partnerschaft, die Ehe. Sich als ein Paar zusammenzufinden, ist ein dauerhaftes Merkmal aller Kulturen, von den fortschrittlichsten bis zu den primitivsten. Es hat einige Ausnahmen gegeben, wie ein Stamm in West Afrika, der es dem Oberhaupt erlaubte, sich mit allen Frauen der Gruppe zu paaren,... und vielleicht irgendwelche Hippie-Kommunen.... Aber das sind evolutionäre Sackgassen gewesen.
Vertrauen in der Ehe erlaubt es einem Mann zu jagen, und einer Frau, sich zu versammeln... mit der Zuversicht, daß ihre Früchte geteilt werden werden. Es erlaubt es einem Mann, einen angemessenen Grad von Zuversicht zu haben, daß seine Kinder sein genetisches Material in sich haben... Und es erlaubt einer Frau eine ähnlich angemessene Zuversicht, daß der Mann, auf den sie sich verläßt, sie nicht verlassen wird, wenn er helfen muß, die Kinder großzuziehen.
Sogar in unserer heutigen Welt zerstört ein Vertrauensbruch in einer Ehe die Grundlage für die weitere Zusammenarbeit. Ein Partner, der das in ihn gesetzte Vertrauen mißbraucht, ist bald allein, wäscht seine eigene Wäsche und kauft selbst im örtlichen Supermarkt ein.
Aber Vertrauen - ebenso wie die Arbeitsteiligkeit und der Glaube an die Kaufkraft des Papiergeldes, bricht manchmal halt doch zusammen. Ehen scheitern. Partnerschaften brechen zusammen. Deals gehen schief. Kinder spielen"Großer Auto-Klau"... und stehlen dann Autos. So ist die rauhe Wirklichkeit. Leute brechen Versprechen und Verträge. Sachen gehen schief. Und wenn das geschieht, sortiert der Markt die Trümmer.
Alles in allem haben wir mit diesen Überlegungen schließlich aber kaum Fortschritte in unserem Denken über das Gold gemacht. Wir kehren dorthin zurück, wo wir anfingen. Gold hat jetzt viele Mitbewerber, Innovationen, die Wege aufgedeckt haben, wie man das eigene Vermögen vor der Inflation schützen kann. Es gibt Derivate und exotische Anlagen; - so zahlreich und verschiedenartig wie Schmetterlinge. Schmetterlings-kundige Investoren können nach Herzenslust nach solchen Anlagen suchen. Aber keine davon hat denselben Erfolgsausweis und Zuverlässigkeit wie Gold.
Gold ist... der einzige Vermögenswert, der nicht gleichzeitig jemand anderes Verbindlichkeit ist. Im großen Zusammenbruch von finanziellen Vermögenswerten, der vor uns liegen könnte, könnte die Deutsche Bank oder Goldman oder die Bank von England untergehen. Aber eine Unze Gold kann nicht untergehen.
Der Markt, in seiner Weisheit, bepreist Gold größtenteils in Übereinstimmung mit dem Vertrauen, das die Leute in dessen Mitbewerber haben. Dieses Vertrauen ist jetzt so groß, daß die Leute meinen, sie können sich auf elektronische Impulse verlassen; - nicht nur für ihre nächste Mahlzeit, für die sie mit einer Kreditkarte bezahlen, sondern auch bezüglich ihres Einkommens im Ruhestand, der sich 30 Jahre in die Zukunft erstrecken könnte.
So, eine bescheidene Vorhersage: Gold wird wahrscheinlich einen weiteren zyklischen Anstieg erfahren, bevor der 'Fortschritt' es beerdigen kann.
Ihr Korrespondent,
Bill Bonner
P.S. Gegenseitigkeit ist die wichtigste Regel menschlicher Beziehungen. Als Jesus sagte, behandle Deinen Nächsten so, wie Du selbst behandelt werden möchtest, stellte er keine bloß moralische Leitlinie bereit, sondern eine Anleitung, wie die Dinge am besten funktionieren.
Eine der interessantesten Entdeckungen von Zoologen und den Wirtschaftswissenschaftlern, die Zusammenarbeit von Menschen studieren, ist, daß je länger die Beziehung, desto wahrscheinlicher ist die zwischenmenschliche Kooperation. Kurzfristige Beziehungen tendieren dazu, Ausbeutungsbeziehungen zu sein, wie ein Abendessen in einem Touristenrestaurant. Aber eine langfristige Beziehung ist mehr wie das Abendessen in einem Restaurant, das Einheimische als Stammkundschaft hat. Das Essen und der Service sind besser, weil mehr auf dem Spiel steht. Leute tendieren dazu, kurzfristigen Nutzen für sich zugunsten von langfristigem Nutzen der Beziehung hintanzustellen.
Wäre es nicht billiger und einfacher, die Pferde zu verkaufen", fragte ich Elizabeth rhetorisch,"und jemanden anderen dafür bezahlen zu lassen, daß SEINE Pferde geritten werden."
"So funktioniert es nicht", sagte sie. Mit einer Logik, die einen Computer schocken würde, erklärte sie, daß, während es für sie vernünftig ist, jemanden zu bezahlen, ihre Pferde zu reiten, niemand dafür bezahlen würde, SEINE zu reiten."Aber sorge Dich nicht, fügte sie großzügig hinzu,"ich erwarte nicht, daß Du dafür bezahlst. Ich werde selbst dafür zahlen."
"Aber nein!", antwortete ich schnell und fühlte mich ein wenig geizig,"Das mußt Du nicht!"
"Doch... ich werde das bezahlen", sagte sie fest.
"OK", gab ich gütig nach,"Sonst muß ich die verdammten Pferde erschießen."
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Gruß
G.

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