- News aus Freital + Eindrücke Sachsensintflut + Hilfe von Euch - Praxedis, 17.08.2002, 22:03
News aus Freital + Eindrücke Sachsensintflut + Hilfe von Euch
-->Hallo liebe Freunde,
nachdem heute nacht 2:30 Uhr meine Cousine mit ihrem Freund aus Dresden-Pieschen, wo auch"shroom" aus dem Forum wohnt, angewiesen wurde, ihre Wohnung vorsorglich zu verlassen, kamen sie dann zu uns. Inzwischen leben wir hier in sicherer Höhe am Südhang in Freital zu acht auf zwei Etagen in einer Doppelhaushälfte, d.h. meine Eltern, meine Freundin mit Tochter und meine Cousine mit Freund und Tochter und ich.
Mein Nachbar kam heute gegen 18:30 vom Katastropheneinsatz seiner Firma (Eichholz - Bau/Gleisbau) nach Hause zurück, er war im Ausbesserungswerk der Bundesbahn auf der Zwickauer Straße in Dresden eingesetzt, wo die Fluten der Weißeritz am Montag/Dienstag auf dem Weg weiter durch die Haupthalle des Dresdner Hauptbahnhofes vorher die gesamte Reparatur-Drehbühne und mehrere hundert Meter Gleis wegspülten. Er sah in der Luft schwebende Gleise auf 60 m Länge und darunter nichts als 3,5 m Luft - der Schotter einfach ausgespült. Ich habe ihm genau angesehen, wie ihm das Wasser in den Augen stand - er ist Fachmann und sonst ein nicht zimperlicher Kerl und kann das alles genau nachvollziehen.
Die Eisenbahn-Brücken im Plauenschen Grund zwischen DD und Freital sind so ziemlich demoliert und die altbekannte Bienert-Mühle (zu DDR-Zeiten große Mühle und Bäckerei) ist halb eingestürzt - soll wohl nun endgültig abgerissen werden.
Unterhalb der Talsperre Malter befindet sich der Rabenauer Grund - ein herrliches Tal mit den Gleisen von Deutschlands dienstältester Schmalspurbahn (Freital-Hainsberg - Kipsdorf/Erzgebirge). Die Gleise der Schmalspurbahn sind: "nicht mehr auffindbar" - die Zukunft dieser einzigartigen Schmalspurbahn lag zwar in den letzten Jahren schon in den Sternen - nun aber ist alle Hoffnung dahin - Schade - Es ist zum Heulen!!!
Am linken Elbufer zwischen Dresden und Meißen herrschte in den dort an der Bundesstraße B6 liegenden Gemeinden eine eigenartige Stille - Die Elbe rauschte durch die Pappeln und Pflaumenbäume bzw. über dort liegende Äcker und der Verkehr auf der B6 ruht total - gespenstische Stille! Das Haus meiner Freundin blieb bisher verschont, liegt von all den Häusern entlang der Elbe in diesem Ortsteil am höchsten, nur die daneben liegenden, teils frisch bezogenen Eigenheime haben teilweise das Wasser im Dachgeschoß stehen - Gärten sind überflutet, von den Tomatenpflanzen blicken nur die obersten Fruchstände hervor - über der Elbe zwischen Radebeul und Meißen kreisen schwere schwarze Hubschrauber - die Elbe hat hier eine Breite von ca 1000m (normal sind 120-145m) - Gott im Himmel weiß, warum gerade wir die braune dünnflüssige Scheiße jetzt hier haben.
In einer in Richtung Meißen weitergelegenen Gemeinde (Gauernitz an der Elbe) stand gestern Mittag noch das Wasser auf der elbzugewandten Seite der B6 und ein Arbeitskollege meiner Freundin wünschte dem dort ansässigen Bäcker viel Hoffnung - heute steht der Bäckerladen einen Meter unter Wasser - Grausam.
Inzwischen habe ich gehört, dass angeblich erste Katastrophentouristen und Gaffer, die absolut nicht hierher gehören, von der Polizei mitsamt ihrer Videokameras und Fotoapparate verhaftet worden seien (mag ein Gerücht sein) - aber ehrlich gesagt, so schön auch das obere Elbtal sein mag und wir gerne hier Touristen haben (weil es einfach eine tolle Gegend ist), aber was mir heute für Autokennzeichen begegnet sind - das haben wir hier in den Dörfern nicht alle Tage - ist schon sehr, sehr komisch. Wenn diejenigen wenigstens mit Gummistiefel und Schaufel bewaffnet hierher kämen, würde uns das mehr helfen.
Wegen Eurer Hilfe bin ich Euch dankbar - wir sollten bis Montag dann auch auf einen Nenner kommen - die Idee mit den Rotariern ist sehr gut, ich weiß, dass es hier in Freital auch eine Gruppe gibt - ich kümmere mich!!!
Gruß Praxedis

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