- BB schätzt BIP-Wachstum im 2. Qrtl. auf 0,25 Prozent - Popeye, 20.08.2002, 08:22
BB schätzt BIP-Wachstum im 2. Qrtl. auf 0,25 Prozent
-->Die deutsche Konjunktur bleibt
störanfällig
Bundesbank sieht noch keine stabile Erholung /
Elektroindustrie erleidet großen Umsatzrückgang
hle./pwe. FRANKFURT, 19. August. Das
Wirtschaftswachstum in Deutschland hat im zweiten Quartal
dieses Jahres nahezu stagniert."Die Wirtschaft ist immer
noch nicht über die Anfangsphase einer zyklischen Erholung
hinausgekommen." Diese Einschätzung gibt die Deutsche
Bundesbank im Monatsbericht August. Auch die deutsche
Elektroindustrie sieht keine Zeichen für eine Belebung der
Konjunktur. Sie erwartet für 2002 einen Rückgang des
Umsatzes um 4 Prozent auf 154 Milliarden Euro, heißt es
beim Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie
(ZVEI).
Nach Schätzung der Bundesbank ist das reale
Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal des Jahres saison-
und kalenderbereinigt um etwa 0,25 Prozent im Vergleich
zum Vorquartal gewachsen - belastet auch durch Streiks. Im
ersten Quartal waren es 0,2 Prozent. Die Schätzung der
Bundesbank für die Monate März bis Juni liegt im Rahmen
der 0,2 Prozent, die das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW) vergangene Woche
veröffentlicht hatte. Das Statistische Bundesamt wird die
Daten am Donnerstag vorlegen.
Mit dem niedrigen Wachstum im zweiten Quartal liegt die
deutsche Wirtschaft auf europäischem Kurs. Die
Bundesbank schätzt für den Euro-Raum ein Wachstum von
saisonbereinigt 0,25 Prozent. Bislang hatten Italien ein
Wachstum von 0,2 Prozent und die Niederlande von 0,1
Prozent für das zweite Vierteljahr gemeldet.
Von einem gefestigten Aufschwung sei nicht zu sprechen,
schreibt die Bundesbank, auch weil die
Investitionsbereitschaft der Unternehmen nach wie vor von
Vorsicht und Zurückhaltung gekennzeichnet sei. Damit bleibe
die deutsche Wirtschaft, die wie der Euro-Raum bislang
weitgehend vom Export lebe,"störanfällig". Positiv wertet die
Bundesbank, daß der private Verbrauch im zweiten Quartal
erstmals seit einem Dreivierteljahr wieder zugelegt habe.
Das DIW hatte hingegen einen erneuten Einbruch beim
Konsum ausgemacht. Die Bundesbank jedenfalls stimmt
positiv, daß die Teuerung bis zuletzt niedrig blieb. Im Juli lag
die Inflationsrate in Deutschland nach europäisch
harmonisiertem Maß bei einem Prozent, so tief wie in keinem
anderen Staat des Euro-Raums. Nach Angaben der
EU-Kommission lag die Teuerungsrate im Euro-Raum bei
1,9 Prozent, nach 1,8 Prozent im Juni.
Die Arbeitslosigkeit hat nach Angaben der Bundesbank in
den vergangenen Monaten verstärkt zugenommen. Die
Tarifparteien hätten die Grundlinie moderater
Tarifanhebungen nicht weiter verfolgt. Die Lohnrunde 2002
dürfte das Tarifniveau um 3 Prozent auf das Jahr gerechnet
erhöhen, nach 2 Prozent in den Jahren zuvor. Der
Lohnkostendruck belaste Beschäftigung und
Arbeitsplatzsicherheit.
Der Bundesverband deutscher Banken erwartet für 2002 im
Schnitt fast 4,1 Millionen Arbeitslose in Deutschland, 200 000
mehr als 2001. Der Verband senkte am Montag seine
Wachstumsprognose für Deutschland von einem Prozent auf
nur noch 0,5 Prozent. Für den Euro-Raum sei 2002 nur noch
mit einem Prozent Zuwachs zu rechnen statt bisher 1,4
Prozent, heißt es.
Die deutsche Elektroindustrie erwartet, daß die Zahl der
Arbeitsplätze in der Branche am Jahresende mit deutlich
weniger als 840 000 den niedrigsten Stand seit vierzig Jahren
erreicht. Nach Angaben von Gotthard Graß, dem
Hauptgeschäftsführer des ZVEI, waren vor einem Jahr in
der Branche noch 885 000 Personen beschäftigt. Die
Hoffnungen auf einen Abbau des Investitionsstaus und eine
Verbesserung der Konsumneigung im Inland hätten sich
nicht erfüllt. Soweit überhaupt Auftriebskräfte erkennbar
seien, stammten sie aus dem Ausland. In den ersten sechs
Monaten 2002 ist der Umsatz der Elektrotechnik- und
Elektronikindustrie in Deutschland um 6,8 Prozent auf knapp
75 Milliarden Euro gesunken. Davon waren mit Ausnahme
der Medizintechnik alle Bereiche gleichermaßen betroffen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.2002, Nr. 192 / Seite 11

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