- Konjunkturelle Lage Besorgnis erregend - Bär, 21.08.2002, 12:33
Konjunkturelle Lage Besorgnis erregend
-->Konjunkturelle Lage Besorgnis erregend
Unternehmen hoffen auf Besserung in den nächsten Monaten
"Die Pessimisten haben Recht behalten, denn eine Besserung der konjunkturellen Lage ist im vergangenen Halbjahr nicht eingetreten. Ganz im Gegenteil: Die Unternehmen beurteilen über alle Branchen hinweg ihre aktuelle Geschäftslage zur Jahresmitte noch schlechter als vor einem halben Jahr."
Diese negative Bilanz zog Friedhelm Sträter. Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid, auf der traditionellen Halbjahrespressekonferenz der Kammer
Nur 13 Prozent der Betriebe hätten bei der vor kurzem abgeschlossenen IHK- Konjunkturumfrage ihre Geschäftslage mit"gut" bewertet; 46 Prozent dagegen mit"befriedigend" und 41 Prozent sogar mit"schlecht". Auf einer Skala von plus 100 bis minus 100 ergebe dies einen Indexwert von minus 28. Vor einem halben Jahr habe dieser Wert für das Geschäftsklima bei minus 22 und vor einem Jahr sogar noch bei plus 13 gelegen. Sträter wörtlich:"Damit ist jetzt ein neues Rekordtief erreicht."
Die Unterschiede zwischen den drei bergischen Großstädten seien nicht weiter der Rede wert, denn die Abwärtstendenz sei überall zu beobachten. Das gelte auch für andere Regionen in Nordrhein-Westfalen und für fast ganz Deutschland.
Betrachtet man die einzelnen Wirtschaftszweige, erhält man folgende Indexwerte: Industrie minus 29, Einzelhandel minus 31, Verkehrsgewerbe minus 39, Großhandel minus 46 und Sonstige Dienstleistungen sogar minus 52. Die Kreditwirtschaft könne dieses düstere Bild mit einem Wert von plus 5 kaum aufhellen. Die derzeitige Umsatzsituation und die Ertragslage würden sogar noch schlechter bewertet.
Einen Hoffnungsschimmer gebe es jedoch: Die künftige Umsatzentwicklung werde nicht ganz so pessimistisch gesehen. Optimisten und Pessimisten hielten sich hier in etwa die Waage. In Solingen und Remscheid gebe es sogar mehr Optimisten, die mit steigenden Umsätzen rechneten als Pessimisten."Offensichtlich spüren unsere Unternehmen gewisse Aufwärtstendenzen. Die gegenüber der letzten Umfrage verbesserten Umsatzerwartungen der Betriebe stellen einen der wenigen Lichtblicke aus der aktuellen Konjunkturumfrage dar", unterstrich der IHK-Präsident.
Ob dies bedeute, dass jetzt endlich die"Talsohle" erreicht sei, könne man aber noch nicht sagen. Viele der aktuellen Wirtschaftnachrichten würden nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Unternehmer verunsichern.
So wirke sich die starke Kaufzurückhaltung der Verbraucher immer stärker aus, insbesondere im Handel und in bestimmten Dienstleistungssparten. Ob dieses Verhalten auf einer tatsächlichen Inflation, oder einer nur"gefühlten" beruhe, sei in diesem Zusammenhang unerheblich, denn die Verbraucher richteten ihre Kaufentscheidungen an der"gefühlten" Inflation aus, egal was in den amtlichen Statistiken stehe.
Der Staat und die diversen Gebietskörperschaften schieden wegen der desolaten Situation der öffentlichen Haushalte als Nachfrager weitgehend aus. Eine antizyklische öffentliche Investitionspolitik sei nicht finanzierbar. Der Reformstillstand im Wahljahr und die Unsicherheiten hinsichtlich der Wirtschafts-,Steuer- und Finanzpolitik für die Zeit nach der Wahl komme hinzu. Offen bleibe auch, inwieweit die vor wenigen Tagen feierlich verkündeten Empfehlungen der Harz-Kommission oder ähnliche Vorschläge tatsächlich in eine wirksame Reform des Arbeitsmarktes einmünden würden.

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