- Iran und der Euro - Popeye, 22.08.2002, 08:48
- Re: Iran und der Euro... Und das Kreigsgeschrei gegen den Irak.... - ufi, 22.08.2002, 09:01
Iran und der Euro
-->Iran hält Reserven verstärkt in
Euro
Ã-lexporte könnten bald in Euro abgerechnet werden /
Konflikt mit Amerika
bf. FRANKFURT, 21. August. Die Islamische Republik Iran
hat mehr als die Hälfte ihrer Devisenreserven von 7 Milliarden
Dollar in Euro umgetauscht. Das hat die Tageszeitung Iran
Daily unter Berufung auf eine Meldung der Nachrichtenagentur
Bloomberg berichtet. Das Blatt zitiert ein Mitglied des
iranischen Parlaments mit der Aussage, er hoffe, daß ein
starker Euro das amerikanische"Monopol" im Welthandel
schwächen werde. Unlängst war bereits bekanntgeworden, daß
die iranische Zentralbank überprüft, die iranischen Ã-lexporte
neben Dollar auch in Euro abzuwickeln. Bislang ist der Irak der
einzige große Ã-lproduzent, der seine Exporte, seit November
2000, in Euro fakturiert.
Die zusehends reservierte Haltung Irans gegenüber dem Dollar
hat vor allem politische Gründe. Stein des Anstoßes ist, daß die
Regierung in Washington die iranische Führung bezichtigt, den
Terrorismus zu unterstützen und mit dem Irak eine"Achse des
Bösen" zu bilden. Das nährt Ängste, Washington könne
Dollar-Zahlungen, die über amerikanische Banken geleitet
werden, einfrieren. Zudem solle verhindert werden, daß sich
amerikanische Bankaufsichtsbehörden Informationen über die
Zahlungsvorgänge auf den iranischen Konten verschaffen,
heißt es. Abgesehen davon habe die jüngste Schwäche des
Dollar den Euro als Anlagewährung attraktiv gemacht.
Mittelfristig dürfte dem Euro weiteren Auftrieb geben, wenn
mehrere Ã-lexporteure die Gemeinschaftswährung zur
Abrechnung nutzten und verstärkt Gelder an den europäischen
Kapitalmärkten anlegten.
Iran ist derzeit hinter Saudi-Arabien der zweitgrößte
Ã-lexporteur der Opec. In diesem Jahr dürfte er bereits rund 10
Milliarden Dollar mit Ã-lexporten verdient haben, schätzen
Fachleute. Im Jahr 2001 habe Iran für 6,5 Milliarden Euro
Waren in die EU exportiert, davon 80 Prozent Rohöl. Im Juni
hat sich die EU bereit erklärt, Handelsgespräche aufzunehmen,
sofern Bedenken bezüglich Menschenrechtsfragen,
Terrorismus und Massenvernichtungswaffen ausgeräumt
werden können. Im Juli hat Iran erstmals seit 1979 wieder eine
Staatsanleihe in Europa begeben, über 500 Millionen Euro.
Im Herbst 2000 startete Amerikas Erzfeind Irak eine Initiative,
Ã-lexporte der Opec zumindest teilweise in Euro abzurechnen,
fand bislang aber keine Bündnisgenossen. Die Einführung des
Euro als"Ã-lwährung" behindert unter anderem, daß die
wichtigen Rohöl-Terminkontrakte alle auf Dollar lauten;
Produzenten, Händler und Abnehmer sind auf diese Kontrakte
angewiesen, um ihre Risiken abzusichern. Die Entwicklung hin
zu einer"Ã-lwährung Euro" würde fördern, wenn der
bedeutende Ã-lproduzent Großbritannien seine Exporte
zumindest teilweise in Euro fakturieren würde; ein Beitritt
Großbritanniens zur Währungsunion könnte dazu den Anstoß
geben. Ähnliches gilt für Norwegen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.08.2002, Nr. 194 / Seite 22

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